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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten
Autoren: Justyna Polanska
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gesehen?«, las ich den Zettel.
    Darauf stand kurz und knapp:
Martin,
ich habe Dein Fremdgehen satt. Es war entwürdigend, im Urlaub betrogen zu werden. Das allein wäre schon schlimm genug, aber jetzt hast Du noch nicht mal mehr Geld.
Ich ziehe aus.
Marie
    Einen Monat später war das Haus verkauft. Er nahm sich eine schöne moderne Dreizimmerwohnung. Sie zog in einen heruntergekommenen Altbau mit fünf Zimmern. Ich putzte bei beiden.
     
    Das war interessant …
     
    Denn Marie wollte mich als geheime Informantin benutzen. Sie hatte erfahren, dass ihr Mann mit seiner marokkanischen Sekretärin ein Verhältnis angefangen hatte. Also versuchte sie, mich mehr oder weniger geschickt auszuhorchen:
»Hat er frische Blumen herumstehen?«
»Hat er neue Bettwäsche?«
»Wie sah die Bettwäsche aus?«
»Hat er Kondome im Nachttisch?«
usw.
    Ich hatte Angst vor ihren Wutausbrüchen, deshalb gab ich immer möglichst diplomatische Antworten und behauptete meistens, nichts Auffälliges bemerkt zu haben. Ich wollte nicht zwischen die Fronten geraten in ihrem Rosenkrieg.
     
    Sie schrie mich trotzdem schon an, wenn sie zur Tür hereinkam:
»ICH HAB DIR DOCH GESAGT, DU SOLLST DIE FENSTER PUTZEN! DU VERARSCHST MICH DOCH KOMPLETT!!!«
»WO BIST DU DENN SCHON WIEDER? BIST DU ZU BLÖD ZUM PUTZEN?!!!«
    Es war ein Grauen.
    Schon beim Aufstehen dachte ich voller Angst: »Hoffentlich schreit sie mich heute nicht an.« Ich überlegte zu kündigen, aber für drei ganze Tage findet man schwer Ersatz.
    Und trotz allem Gekeife schmiss sie mich nie hinaus. Sie brauchte ja einen Sandsack, um dagegen zu treten. Ich erfüllte diese Rolle offenbar nur zu gut.
     
    Ich wurde immer kleiner.
     
    Wenn Marie vom Reiten kam, schmiss sie ihre dreckigen Reitstiefel ins Küchenwaschbecken und schrie: »LOS, MACH DAS SAUBER!« Wenn sie ihre Tage hatte, pfefferte sie ihre blutverschmierten Unterhosen in die Ecke und ließ sie dort liegen, bis ich sie wusch – oft klebten noch blutige Binden daran.
    Lange vorbei waren die Zeiten höflicher Zurückhaltung.
     
    Dann kam es wie so oft: Die Eheleute näherten sich wieder an, er zog bei ihr in den Altbau ein, wenig später wurde wieder ein Haus gekauft. Anscheinend war jetzt wieder Geld da.
     
    Während des Umzugs hatte ich meine Freundin, Iwona, zur Grundreinigung der Wohnung hinzugebeten. Marie mochte Iwona sehr. So sehr, dass sie mir eines Tages die Haustür mit den Worten öffnete:
»Heute musst Du nicht putzen. Iwona hat das schon erledigt. Komm übermorgen wieder.«
    Als ich zwei Tage später wieder klingelte, dasselbe Spiel:
»Iwona war gestern schon da. Heute musst Du nicht putzen.«
    Das war selbst mir zu viel. Warum ließ Marie mich antanzen, wenn von vornherein klar war, dass sie mich ersetzt hatte? Nach all den Jahren der Erniedrigung hatte ich keine Kraft mehr, keine Motivation mehr für die Arbeit.
     
    Neue Besen kehren besser. Iwona war frisch und unverbraucht. Und sie genoss noch die »Mariesche Schonzeit«.
    Toll fand ich das von Iwona nicht, aber mir leuchtete auch ein, dass meine Zeit bei Marie vorbei war.
    Ich war ausgebrannt.
     
    Dennoch brauchte ich das Geld. Also schlug ich Marie vor, dass ich doch das Büro, das sich im Haus befand, putzen könne. Und Iwona den Rest. Darauf ließ sich Marie ein.
    Ich kam also nun nur noch einmal die Woche für vier Stunden.
     
    Ich gab mein Bestes.
    Versuchte, vernünftig zu sein und die langjährigen Verletzungen nicht mein Handeln bestimmen zu lassen.
     
    Aber irgendwann schrie Marie mich wieder an.
     
    Und da brach der Damm.
    Ich war es müde, erniedrigt zu werden.
    Ich wollte einem Menschen keine Macht mehr über mich geben.
    Ich hatte genug.
     
    Zum ersten Mal in meinem Leben schrie ich zurück.
»Weißt DU was? Du bist eine blöde Hexe! Du kannst mit kleinen Leuten wie mir nicht umgehen. Du fühlst Dich nur wohl mit Menschen, die dicke Autos fahren und viel Geld haben! Du behauptest, ich könnte noch nicht einmal putzen. Aber dass Du Deine dreckigen Unterhosen im Schrank versteckst und mich wie Scheiße behandelst, erzählst Du nicht! Du bist so armselig!«
    Das hatte gesessen. Und es tat gut. Marie stammelte irgendetwas davon, dass sie gar nicht geahnt habe, dass ich so leide bei ihr. Aber eine Entschuldigung hielt sie auch nicht für nötig.
    Ich verließ das Haus und kam nie mehr zurück.
    Iwona putzte brav wie ein Sklave, bis sich Marie an sie gewöhnt hatte. Dann ging dasselbe Drama los.
    Nach ein paar Monaten kündigte auch Iwona, weil
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