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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten
Autoren: Justyna Polanska
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sie das Geschreie nicht mehr aushielt. Sie nahm das Vorschussgeld, das Marie ihr bezahlt hatte, als Schmerzensgeld und ging nie mehr hin.
     
    Ich fand das geschmeidig.
    Und ich hätte es auch so machen sollen.
    Meine ausstehenden 80 Euro habe ich nie bekommen.
     
    Aber was soll’s, Marie soll sich dafür etwas Gutes tun. Sie hat es nötig. Denn letztens erfuhr ich: Ihr Mann ist ausgezogen. Zu einer anderen Frau.
     
    Ich kann’s verstehen.

Die Promis
    I n einem lichten Moment der Güte empfahl Marie mich einmal einem befreundeten Pärchen. Ich fuhr hin, sie mochten mich. Noch heute putze ich dort zweimal pro Woche. Dienstags und freitags. Sie haben drei Kinder, zwei Jungs und ein Mädchen.
     
    Ich nenne die Familie »die Promis«, denn sie lassen keine Gelegenheit aus zu betonen, welche berühmten Leute sie kennen und wie wichtig sie selbst sind.
    Ich glaube, sie ordnen sich selbst in der Bedeutung irgendwo zwischen Papst und Michael Jackson ein:
»Gestern waren wir mit Vitali (Klitschko) essen.«
»Da sagt doch neulich die Verona (Poth) zu mir …«
»Der Reinhold (Beckmann) hat mir da ein Restaurant empfohlen …«
»Weißt Du, wir duzen uns.«
    Seine Handynummer wollte mir Herr Promi nur geben, wenn ich ihm hoch und heilig verspräche, dass ich sie auch niemandem weitergäbe:
    »Du weißt ja gar nicht, wie viele Leute dafür töten würden, diese Nummer zu bekommen. Die darf auf keinen Fall in die Öffentlichkeit gelangen.«
     
    Kein Thema, 007, ich schweige wie ein Grab …
     
    Ansonsten ist Herr Promi ein ganz Witziger. Wenn er mit mir redet, wiederholt er gerne, was ich sage. Aber mit einem italienischen Akzent. Das findet er ganz vorzüglich.
    Wenn ich also zum Beispiel frage:
»Kann ich morgen eine halbe Stunde später kommen?«
     
    Gibt er mir keine Antwort, sondern äfft mich nach:
»Egann is emorrgän gommän albe sdundä zpääter?«
    Darauf ich:
»Ja, witzig. Und, kann ich jetzt?«
    Dann wieder er:
»Ewidsisch! Egann is jäds?«
    In seinen Witzigkeitsphasen ist dann keine Antwort aus ihm herauszubekommen. Irgendwann bin ich so entnervt, dass ich es einfach sein lasse.
     
    Herr Promi ist aber auch ein Sprachengenie. Nicht nur Italienisch beherrscht er ganz vortrefflich, sondern auch meine Muttersprache. Polnisch.
    Wenn er mich anspricht, nennt er mich nie bei meinem Namen, sondern sagt immer nur: »Dobrze«.
    Gesprochen wird das wie »dobsche« und bedeutet »gut«.
    Warum mich Herr Promi »gut« nennen will, erschließt sich mir zwar nicht, aber wenn es ihm Spaß macht, kein Problem:
»Hallo, Gut!« – »Gut, kannst Du bitte mal herkommen?« – »Wo ist denn Gut?«
    Von mir aus.
    Ich wurde schon wesentlich Schlimmeres genannt.
    Fünf Jahre lang habe ich es einfach hingenommen.
    Vor einem Jahr allerdings war es dann auch mal gut …
     
    Frau Promi war derzeit mit dem dritten Kind schwanger.
    Weil ich gerade meine Hochzeit plante und dafür in Polen war, hatte ich meine Mutter als Vertretung eingesetzt. Diesen Einsatz sagten mir die Promis per SMS kurzfristig ab:
Deine Mutter soll morgen nicht kommen. Nicht nötig. Danke.
    Okay, also sagte ich meiner Mutter aus Polen per Handy ab. Sie war ganz froh darüber, denn sie hatte gerade sehr viel zu tun und nur aus Nettigkeit zugesagt, weil Frau Promi schwanger war. Und Schwangere, so meine Mutter, muss man unterstützen.
    Aus diesem Grund sagte sie auch wieder als Vertretung zu, als ich in den Sommerurlaub fuhr: »Schwangeren darf man nicht absagen.« Dafür hatte sie zum zweiten Mal eine andere Putzstelle abgesagt.
     
    Und natürlich lag ich in Ägypten am Strand, als mein Handy, das ausnahmsweise an war, eine SMS meldete.
Promis: Hallo Dobje! Kannst Du uns die Nummer von Deiner Mutter geben. Wir möchten ihr für morgen absagen.
Ich: Nicht Dobje, sondern DOBRZE!!! Außerdem ist mein Name JUSTYNA! Ist auch nichts Neues, dass ihr STÄNDIG absagt, wenn ich Euch eine Vertretung organisiere!
Promis: Sehr geehrte Justina, die Absage hat Gründe, die ich nicht erzählen möchte – sorry, dass ich einen Spaß gemacht habe – schönen Urlaub.
Ich: Es reicht, wenn Du Justyna sagst! Ich habe einen Namen wie Du auch! Und meine Mutter hat sich die Zeit extra freigeschaufelt!
    Ich war so sauer über dieses ständige Hin und Her, dass ich gleich zum Rundumschlag ausholte.
    So was hätte ich zu Maries Zeiten nicht gewagt. Heute bin ich da weniger geduldig und wesentlich direkter. So leidet man weniger.
    Zwar war Herr Promi dann zwei Monate lang
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