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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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sie sich eingestehen wollte. Das bisschen Farbe, das die Wut auf ihre blassen Wangen gezaubert hatte, war verschwunden. Auch das Beben ihrer Hände war Anna nicht entgangen. Sie griff Erin unter die Arme und schob sie mit sanfter Gewalt zurück auf den Holzstuhl. »Glaub mir, Erin, du wirst dich täglich kräftiger fühlen. Vergiss nicht, ich habe geschlagene zwei Tage und Nächte geschlafen, als wir endlich dein Heim erreicht hatten. Im Vergleich dazu hast du dich schon hervorragend erholt.«
    Erin verzog den Mund.
    »Es dauert eben eine Weile«, fuhr Anna fort. »Daran kannst auch du nichts ändern.«
    Insgeheim konnte sie Erin gut verstehen. Anna hatte nicht vergessen, wie niedergeschlagen und mutlos sie sich gefühlt hatte. Wie lästig es ihr gewesen war, ständig auf andere angewiesen zu sein, sich so schwach zu fühlen, als hätte jemand ihre letzten Kraftreserven angezapft. Für die agile, geschickte Najadin musste es besonders schwer sein, darauf warten zu müssen, bis ihre Kräfte von allein zurückkehrten.
    »Keiner hat sie gebeten mitzukommen«, tönte Edmund von der Seite.
    Anna warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Das weiß Erin selbst, vielen Dank, Edmund. Aber nun ist sie hier und es nutzt nichts, wenn du ihr tagtäglich Vorwürfe machst.«
    »Bridget und Richard werden außer sich sein«, warf Edmund zum x-ten Mal ein.
    Anna stöhnte. »Aber weder Richard noch Bridget sind im Augenblick hier, nicht wahr?«, zischte sie. »Genauso wenig wie Alexander«, fügte sie leise hinzu. »Also finde dich endlich damit ab, Ed. Viel wichtiger ist, dass Erin wieder auf den Beinen ist, wenn wir zurückkehren.«
    Peters Augen strahlten. »Du hast dich also entschieden, Kleines? Ich nehme an, mit dem wir schließt du zumindest dich ein, Anna.«
    Sie lächelte. »Ich denke schon, Peter.« Anna sah sich in ihrem kleinen Reich um. »Glaube ich wenigstens … Also, Erin«, wandte sie sich ihr wieder zu, »versprichst du, dass du hierbleibst und keine Dummheiten anstellen wirst, bis wir zurück sind?« Erin nickte. »Es wird vermutlich eine Weile dauern. Du kannst den Laden zulassen.«
    »Kommt nicht infrage, Anna.« Erin setzte sich aufrecht hin. »Mit den wenigen Kunden, die hier aufkreuzen, werde ich schon fertig. Es wird langweilig genug werden.«
    Anna blickte aus dem Fenster und sog die würzige Morgenluft in tiefen Zügen ein. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie drehte sich um und lief auf eines ihrer Regale zu. In einem schmalen Fach standen eine Handvoll Bücher. Zielsicher griff sie hinein, zog ein abgewetztes Exemplar heraus und drückte es Erin in die Hand. »Hier, das wird dir die Zeit vertreiben.«
    Skeptisch drehte Erin das Buch hin und her. »Robinson Crusoe?«
    Anna lächelte. »Ich glaube, ich kenne es beinahe auswendig. Unzählige Male habe ich es in den vergangenen Jahren gelesen. Wer weiß, Erin, vielleicht kommt dir das ein oder andere bekannt vor. Robinson kam sich sicher genauso einsam und fehl am Platz vor wie du gerade. Und tu nicht so, als ob das nicht stimmen würde«, flüsterte sie ihr ins Ohr.
    Erin nickte ergeben und blätterte lustlos in dem abgegriffenen Buch.
    »Wartet mal einen Moment, ich habe auch noch etwas.« Peter huschte mit einem spitzbübischen Grinsen aus dem Zimmer und kurz darauf war ein dumpfes Poltern zu hören. »Eigentlich wollte ich es erst heute Abend rausholen, aber da Erin sich so fürchterlich langweilt …« Mit stolzgeschwellter Brust öffnete er den Pappkarton und zauberte einen Holzkasten mit drei schwarzen Knöpfen hervor, den er mit Edmunds Hilfe in eines der vielen leeren Regalfächer schob. »Bitte schön.«
    Anna flog dem alten Mann in die Arme. »Mensch, Peter, ein Heinzelmann! Wo hast du den nur wieder aufgetrieben?«
    Gleich würde er platzen vor Stolz. Er drehte an einem der drei Knöpfe, ein kurzes Knacken ertönte und dann leuchteten seine Augen.
    »Das, Erin«, Anna legte einen Arm auf Peters Schultern und beobachtete sie, »ist ein Radio. Und unser Peter hat das Gott weiß, wo aufgetrieben und zusammengebaut. Mensch, Peter«, wiederholte sie.
    »Ich weiß doch, wie sehr du dir ein neues Radio gewünscht hast, seit mein alter Volksempfänger seinen Geist aufgegeben hat.« Er drückte Anna kurz und herzlich.
    Anna lächelte. Vor fast einem Jahr war ihr Peters altes Radio aus den Händen geglitten und sie war mehr als enttäuscht, als es Peter auch nach vielen verzweifelten Versuchen nicht gelingen wollte, den Volksempfänger wieder zum Leben zu
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