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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
Autoren: Kirsten Greco
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Silvanubis angekommen, Anna war erschöpft und geschwächt gewesen. Alexander hatte einen provisorischen Unterschlupf gebaut und sie war furchtbar durcheinander, hatte das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. So wie jetzt war auch da die Erinnerung an die Bombennacht zurückgekommen. Sie hörte das Getöse der einschlagenden Bomben, das Klagen der Sirenen. Hier hatte sie gesessen, auf diesem Schemel, zusammengekauert und fürchterlich allein. Sie hatte es gewusst, gespürt, als ihr Elternhaus getroffen wurde, in Flammen aufging. Ob ihr Herz gleich zerspringen würde, in tausend Teile vielleicht? Anna wurde schlecht, würgend hielt sie sich an der Werkbank fest. Über ihr polterte Erin, offensichtlich war sie dabei, Möbel zu verschieben, die Regale von den Wänden zu rücken. Anna wischte sich durchs Gesicht und erhob sich zitternd. Sie hörte, wie Erin schwungvoll ein Fenster aufriss, spürte, wie ein Luftzug den Keller erreichte und das flackernde Licht der Kerze aushauchte.
    Finster, es war schwarz um sie herum, das Poltern über ihr verstummt. Nur keine Panik, ermahnte sie sich, und stellte fest, dass dies nicht nötig war. Die Angst war verschwunden, es war still, friedlich. Die Sirenen waren verstummt, die Flugzeuge fort. Anna war ruhig, entspannt, sie war zur Ruhe gekommen. Tastend bewegte sie sich vorwärts, die Hände auf der Werkbank. Sie waren hier bei ihr, würden immer bei ihr sein. Sie musste nur die Hand ausstrecken.
    »Papa, Mama«, flüsterte sie, als sie Schritte auf der Kellertreppe vernahm, begleitet von einem schwachen Licht, das zunehmend heller wurde. Das Blut rauschte in ihren Ohren.
    »Anna«, Erin stand am Fuß der Treppe, einen Kerzenstummel in der einen und einen Briefumschlag in der anderen Hand. Ihr Gesicht war kalkweiß und ihre Hände zitterten. »Ich glaube, ich habe es gefunden.« Wortlos reichte sie Anna den Brief und gemeinsam stiegen sie die Treppen hinauf.

Kapitel 24
    Daheim
     
     
     
    E r klebte unter der Geldschatulle. Jemand hat den Brief darunter mit Wachs befestigt.« Mit großen Augen starrte Erin auf die verblasste Schrift, die den zerknitterten Umschlag zierte. Für Anna . Die steilen Buchstaben ließen keine Zweifel daran, wem der Brief gehörte. Anna starrte wortlos auf das Papier. Die hölzerne Schatulle, die zur Ladenkasse umfunktioniert worden war und auf der Theke stand. Jeden Tag war sie daran vorbeigelaufen.
    Anna griff nach dem Umschlag, riss ihn auf und strich das zusammengefaltete Papier auf der Tischplatte glatt.
     
    Liebste Anna,
     
    wir wünschen dir zu deinem achtzehnten Geburtstag alles Gute. Nun bist du also erwachsen. Und was für ein wunderbarer Mensch du geworden bist. Wir sind so stolz auf dich. Wir haben lange überlegt, was für ein Geschenk wir dir machen können, das dir zeigt, wie viel Freude du uns jeden Tag bereitest. (Du weißt, das Geld ist ein wenig knapp im Augenblick …) Dann ist uns das Medaillon deiner Großmutter eingefallen. Es gehört zu den wenigen Kostbarkeiten, die wir noch besitzen und nicht hergeben und zu Geld machen wollen. Öffne es, mein Kind, es wird dir gefallen. Öffne es mit dem Wissen, dass wir dich in unserem Herzen tragen. Egal, wo du bist, wo immer das Leben dich hinträgt, wir sind bei dir.
     
    In Liebe
    Mama und Papa
     
    Ihr achtzehnter Geburtstag. Den hatte sie bereits allein gefeiert. Zwei Wochen vorher hatte sie sich in den Keller geflüchtet. Tränenblind zog Anna das kleine Medaillon aus dem zerknitterten Umschlag. Sie hatte es oft bewundert, wenn Mama ihr erlaubt hatte, in ihrem Schmuckkästchen zu kramen. Das ovale Medaillon mit dem honigfarbenen in Silber eingefassten Bernstein hatte ihr immer ganz besonders gefallen. Unzählige Male hatte sie das Schmuckstück geöffnet und wieder geschlossen. Eigentlich hatte sie es unter den Trümmern vermutet, verschluckt vom Krieg wie beinahe alle Kostbarkeiten. Sie reichte es Erin mit bebenden Händen. »Öffne es bitte, Erin. Meine Hände … Ich schaffe das nicht.«
    Erin nickte, auch sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Vorsichtig öffnete sie das Amulett und hielt die Luft an. Zwei winzige Fotos waren je rechts und links in die Innenseite des Medaillons gedrückt worden.
    Eine Frau mit hellen, schulterlangen Locken und einen Mann mit etwas dunkleren, kurzen Haaren.
    Sacht legte Erin das Schmuckstück, das an einer feingliedrigen silbernen Kette hing, in Annas Hände und stand auf. »Ich …«, Erin räusperte sich und schob den Stuhl an den
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