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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen
Autoren: Katryn Smith
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ein gesellschaftliches Ereignis war, bei dem man Klatsch austauschte und über das Glück oder Unglück anderer plauderte. Diese Leute mieden Thomas und seine Familie weitestgehend.
    Prudence war so lange krank gewesen, sagten einige der ernstlich Trauernden, dass es für sie ein Segen wäre, endlich Frieden gefunden zu haben. ja, stimmte Thomas ihnen zu. Wenigstens hinterließ sie keinen Ehemann oder Kinder. ja, auch da stimmte Thomas zu. Mit der Zeit würde sein Verlust weniger schmerzen und er wieder das Leben genießen können. Schließlich wäre Pru an einem besseren Ort.
    In diesem Punkt stimmte Thomas von Herzen zu.
    Es war schon spät, als die letzten Trauergäste gingen. Kaum war die Familie allein, entließ Thomas die Dienstboten für den Tag, damit auch sie in Ruhe trauern konnten. Und er sagte ihnen, dass die Familie nicht gestört werden wollte. Die Bediensteten, von denen viele Prudence schon seit ihren Kindertagen kannten, bekundeten ihr Beileid und zogen sich zurück.
    Dann ging Thomas in die Bibliothek, wo seine Familie auf ihn wartete. Es war beinahe dunkel. Er bedeutete James, die Vorhänge vorzuziehen.
    Caroline schenkte ihrem Vater einen Drink ein und gab ihm das Glas, als er in seinen Lieblingssessel sank. »Gott sei Dank, es ist vorbei! Wenn ich sterbe, will ich kein Begräbnis. Steckt mich einfach in die Erde und lasst es damit gut sein.«
    Leises Lachen erklang von der Tür. »Die Dorfmatronen wären begeistert.«
    Alle Köpfe wandten sich zur Tür, als Chapel und Pru hereinkamen. Und alle im Raum lächelten strahlend.
    »Endlich aufgewacht, ja? Muss nett gewesen sein, deine eigene Beerdigung zu verschlafen.« Es war Marcus, der sie neckte. Er und Pater Molyneux waren eigens für diesen Tag nach England gekommen.
    Pru winkte lachend ab. »Das wirst du deine ja auch, Marcus.« Nun, da sie nicht starb, fiel es ihr leicht, über den Tod zu scherzen.
    Caroline brachte ihnen beiden etwas zu trinken. Ihre Schwangerschaft würde sie bald schon von öffentlichen Auftritten abhalten, aber noch war ihr Babybauch ein hübscher und willkommener Anblick. »Ich wusste, dass dein Begräbnis schwierig würde, meine Liebe, aber dass es noch schwieriger würde, weil du gar nicht wirklich tot bist, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.«
    Pru warf Chapel einen Seitenblick zu. »Ja, schon komisch, nicht?«
    Wurde er rot, oder bildete sie es sich bloß ein? Und war es möglich, dass er ihr jetzt noch atemberaubender erschien als an jenem Abend, an dem sie sich erstmals begegnet waren? Vielleicht lag es ja an ihrem neuen Vampir Sehvermögen, dass er ihr noch schöner vorkam. Oder aber daran, dass sie ihn so sehr liebte, dass sie es lauthals von den Klippen schreien wollte.
    »Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag einmal kommen würde«, sagte Pater Molyneux von seinem Platz neben dem Kamin aus. »Ich bin froh, dass er da ist.«
    »Dann bist du bereit, mein Freund?«, fragte Chapel.
    Der Priester nickte. »Bin ich.«
    Schmetterlinge tanzten in Prus Bauch, als Pater Molyneux zu ihnen trat. Sie standen einander gegenüber, ihre Profile den anderen zugewandt. Chapel lächelte, als er Prus Hände in seine nahm. Er war nicht einmal nervös, der gemeine Kerl! Sie hingegen zitterte wie Espenlaub. Nicht einmal zu sterben hatte sie so sehr mitgenommen!
    Natürlich kam es Ja nicht jeden Tag vor, dass eine Frau jemandem versprach, ihn für immer zu lieben, und dabei die Gewissheit hatte, dass es tatsächlich für immer war!
    Chapel schien sich ob des Treueschwurs nicht die geringste Sorge zu machen. Bei diesem Gedanken wurde ihr wunderbar warm, und ihre Nerven beruhigten sich.
    Was er für sie getan hatte, war ein Wunder. Er hatte ihr nicht verraten, was genau seinen Sinneswandel herbeigeführt hatte, nur dass er entschieden hätte, unmöglich weitere sechshundert Jahre ohne sie an seiner Seite sein zu können. Im Scherz hatte sie entgegnet, wenn das seine Absicht wäre, solle er schleunigst vor ihr auf die Knie gehen und ihr einen richtigen Antrag machen.
    Er hatte es getan, und sie hatte ja gesagt.
    Dann hatte er ihr erzählt, sie müsste ihren Tod vortäuschen, weil die gesamte Gemeinde damit rechnete, dass sie starb. Zudem könnte Dr. Higgins, der ja um ihre schwere Erkrankung wusste, es seltsam finden, wenn sie plötzlich vollkommen genesen wäre. Sie war kaum mehr als Haut und Knochen gewesen, als sie »starb«, jetzt aber genauso wohl und kurvenreich wie vor ihrer Krankheit. Das konnte sie niemandem glaubwürdig
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