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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen
Autoren: Katryn Smith
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glaube, Er wusste, dass wir einander brauchen.« Ihre Stimme war nun so leise, dass er sich anstrengen musste, um sie zu hören. »Ich glaube, Er wollte, dass du Liebe erfährst, und Er wusste, dass ich dich lieben würde. Ich liebe dich, Chapel, von ganzem Herzen.«
    Tränen strömten ihm über die Wangen. »Ich liebe dich auch, meine wundervolle Pru.«
    Ihre Finger wurden ein klein wenig fester, das einzige Zeichen, an dem er erkannte, dass sie ihn gehört hatte. Und dann drang ein rasselnder Atemzug aus ihrer Brust.
    Nein! Verzweifelt umklammerte er ihre Hand und beugte sein Ohr zu ihrem Mund. Sie verließ ihn. Der letzte Atemhauch entwich ihren Lippen. Sie starb.
    »Pru?« Keine Antwort.
    Nein. Nicht so! Sie war sein, verdammt! Sie liebte ihn. Keine Frau hatte ihm jemals gegeben, was Pru ihm gab. Keine Frau hatte ihn je als das akzeptiert, was er war. Sie verlangte nichts von ihm - nichts, außer dass er lebte. Wollte er all das einfach loslassen, bloß weil er glaubte, er wäre eine Art Monstrum?
    »Und wenn ich eines bin?«, fragte er laut. ja, und wenn er ein Monstrum war? Er besaß einen freien Willen, er bestimmte sein Handeln selbst. Über Jahrhunderte hatte er sich gequält, hatte sich für einen dummen Fehler bestraft, den er begangen und für den er teuer bezahlt hatte, zu teuer. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, er könnte sich endlich vergeben und sein Schicksal annehmen. Er könnte alles hinnehmen, alles ertragen, solange er wusste, dass Pru ihn liebte. Ihn liebte.
    Wenn Molyneux und Pru nun recht hatten? Wenn er sein Leben falsch auffasste? Wenn es doch ein Geschenk war?
    Fluch oder nicht, er würde Pru nicht gehen lassen. Über fünfhundert Jahre hatte er für die Kirche gearbeitet, getan, was sie wollten, sich angehört, wie sie ihn als Dämon betitelten und in den Dreck zogen.
    Er war kein Dämon. Er war ein Abkömmling der ersten Frau Adams und eines gefallenen Engels. Er war ein mächtiges Wesen, das sein Schicksal selbst bestimmen konnte. Er hatte für die Mächte des Guten gekämpft. Nein, er war nicht böse, und er entschied sein Los selbst.
    Entschlossen neigte er den Kopf auf Prus Brust. Ihr Herz klopfte noch, wenn auch unregelmäßig und schwach. Noch gab es Hoffnung.
    Kein Nachdenken mehr. Er handelte einfach. Seine Zähne schoben sich aus seinem Kiefer, angetrieben von der Macht seiner Gefühle. Dann zog er sanft den Ausschnitt von Prus Nachthemd beiseite und entblößte ihre Brüste. Unter der blassen, fast durchsichtigen Haut schimmerte es bläulich. Er legte die Lippen auf ihren Busen und versenkte die Zähne in ihr.
    Dann trank er.
    Prus Wärme und Süße floss durch ihn hindurch und erfüllte ihn mit einer Mischung aus Frieden und Zusammengehörigkeit. Sie gehörte ihm und er ihr. Genau wie der Mond und die Sterne gehörten sie zusammen. Sie floss in seinen Mund, übernahm seine Sinne, und immer noch hörte er nicht auf. Er nahm sie in sich auf, bis er fühlte, dass ihr Herz stotterte. Erst da hob er den Kopf.
    Mit einem Zungenstrich verschloss er die Wunde, bevor er sich ins Handgelenk biss. Er zuckte nicht einmal, denn er spürte keinen Schmerz. Dann hielt er ihr seine blutende Wunde über den Mund und betete, dass sie trinken möge. Er fühlte einen sanften Sog, als sie es versuchte. Ihre Kehle arbeitete angestrengt.
    Und auf einmal war da nichts mehr. Ihre Lippen lagen reglos an seiner Haut.
    Zu spät. Er war zu spät.
    Chapel betete inbrünstig.
     

Kapitel 23
    Zwei Tage später fand ihr Begräbnis statt.
    Es war einer jener strahlend sonnigen Tage, wie sie häufig zwischen Spätsommer und Herbst vorkamen, an denen die Luft klar und frisch, aber immer noch angenehm warm war. Die Sonne schien auf die Familiengruft unweit des Anwesens herunter. Den Trauergottesdienst hatte man in der Kapelle des Anwesens abgehalten, wie es bei allen Familienbegräbnissen üblich war, seit Rosecourt im Besitz der Rylands war.
    Und wie man es bei einer Familie wie dieser nicht anders vermutete, war die Trauergemeinde sehr groß. Leute, die Prudence seit Monaten, teils seit Jahren nicht mehr gesehen hatten, waren gekommen, um ihr Beileid zu bekunden und an den Erfrischungen teilzuhaben, die später in Rosecourt gereicht wurden.
    Viele zeigten echtes Mitgefühl, und Thomas Ryland schätzte ihre freundlichen Worte, obwohl er am liebsten mit seiner Familie allein gewesen wäre. Und natürlich waren auch andere da - wie sie stets bei solchen Anlässen erschienen , für die eine Beerdigung nichts als
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