Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht
Autoren: Anne Marsh
Vom Netzwerk:
Vorlesung zum selben Albtraum. Vielleicht würde sie daraus hochschrecken, wenn sie sich nur fest genug konzentrierte. Doch zu ihrem Leidwesen konnte man sie zwar durchaus als verzweifelt bezeichnen, nicht aber als verrückt, und der mehr als hundert Kilo schwere Mann auf ihr erwies sich ganz und gar nicht als Traumgebilde.
    »Gehen Sie runter von mir.« Sie glaubte nicht, dass er sich zurückziehen würde, was sie aber dennoch nicht davon abhielt, zu protestieren. Er hatte kein Recht, so etwas zu tun, einfach in den Hörsaal spaziert zu kommen und sie dermaßen grob anzupacken. Ihre Seele gehörte ihm schließlich nicht und würde es auch niemals.
    Sie versuchte, die Schauder der Angst, die das Geschrei draußen auf dem Flur in ihr auslöste, zu verdrängen. Zunächst galt es, sich freizukämpfen. Dann konnte sie in Panik verfallen.
    »Du bist doch der Doc, oder?« Er musterte ihr Gesicht, als erwartete er, der Einfachheit halber einen Namen und eine Nummer daraufgestempelt zu finden.
    Sie überlegte kurz, ob sie sich weigern sollte, seine Frage zu beantworten. Wurden Soldaten nicht darauf trainiert, sich genauso zu verhalten und nicht mehr als ihren Dienstgrad und ihre Nummer zu verraten, wenn sie dem Feind in die Hände fielen? Plötzlich spürte sie, wie der Gefallene langsam mit einem seiner großen Daumen über ihr Schlüsselbein strich. Es war eine kleine, wie zufällig ausgeführte Geste, derer er sich selbst gar nicht gewahr zu sein schien. Nur dass Nessa ihm das nicht abnahm, vor allem, da er dabei die ganze Zeit über nicht den Blick von ihrem Gesicht abwandte.
    Er wusste genau, was er da machte. Unwillig registrierte sie, dass sie ein warmes Prickeln im Unterleib verspürte, und verbuchte es als Warnung. Oh Mann, wie
bescheuert
musste man sein?! Er hatte sie gejagt und niedergerungen, und dennoch konnte sie sich nicht dagegen wehren, so zu reagieren, spürte die angenehme Wärme und die Schwere seines stattlichen Körpers.
    »Nenn mir deinen Namen«, verlangte er, wobei er noch mehr Gewicht auf sie verlagerte. Abermals rang sie nach Atem, als die Luft aus ihren Lungen gepresst wurde. Er tat ihr nicht weh, noch nicht zumindest, doch die Botschaft war eindeutig. Ihr Angreifer machte hier die Ansagen und sie sollte nach seiner Pfeife tanzen.
    Als er schließlich auch noch nach ihrem heruntergefallenen Laptop griff, musste sie gegen die in ihr aufsteigende Panik ankämpfen. Hatte sie an ein Back-up gedacht? Was, wenn die Software nicht wie vorgesehen alles automatisch gesichert hatte? Sie würde diesem miesen Schwein unter keinen Umständen ihre Daten überlassen.
    »Nessa St. James«, antwortete sie schnell, und ihre Atmung normalisierte sich wieder, als sie sah, wie er seine große Hand von dem Titangehäuse ihres Laptops zurückzog. Die Back-up-Software lief zu neunundneunzig Prozent fehlerfrei, doch sie wollte es nicht auf das eine Prozent ankommen lassen. Diese Sonderfälle waren immer eine haarige Angelegenheit.
    »Nessa St. James.«
    »Hab ich doch gesagt«, blaffte sie ihn an, denn sie wollte sich ihre Furcht nicht anmerken lassen. Sie hatte genug davon, verängstigt zu sein. Genug davon, vor ihren Problemen davonzulaufen, auch wenn der momentane Fall mindestens doppelt so schwer war wie sie. So, wie es sich anfühlte, maß er über eins achtzig und brachte gut neunzig Kilo auf die Waage. »Wenn Sie mich aufstehen lassen, hole ich mein Portemonnaie und zeig Ihnen meinen Ausweis.«
    Er verzog seinen sinnlichen Mund zu einem fiesen Grinsen. »Ich bin aber noch nicht bereit, dich aufstehen zu lassen, Baby«, gab er zurück, wobei jedes der harmlosen Worte wie das versauteste Versprechen überhaupt klang. Schändlicherweise spürte sie, wie sie unerwartet feucht wurde. Sie konnte sich doch unmöglich zu diesem Neandertaler hingezogen fühlen.
    »Zur Hölle damit, was Sie nicht sind.« Sie konzentrierte sich auf den Lärm vor dem Hörsaal. Das Knallen war nun lauter geworden, doch sie vermochte nicht zu sagen, ob der Sicherheitsdienst die Angelegenheit im Griff hatte.
    Schließlich rollte er sich doch auf die Seite und zog sie mit sich, sodass sein Körper ihr Deckung bot, während er mit einer geschmeidigen Bewegung auf die Füße kam, sich hinhockte und ihr eine seiner Pranken entgegenstreckte.
    »Zer.« Offenbar hielt er dieses Grunzen für eine angemessene Art, sich vorzustellen. Doch niemand hatte jemals behauptet, die Gefallenen besäßen gute Manieren. Da sich Nessa unwohl dabei fühlte, flach auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher