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Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Autoren: Mina Hepsen
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lassen, das konnte er wenigstens.
    Auch, wenn es das Letzte war, was er wollte.
    Der Schnee fiel in dicken Flocken und sammelte sich auf den schwarzen Kapuzen der Anwesenden. Er fragte sich, wo sie wohl stehen mochte. Dass sie auch hier war, das wusste er. Jetzt, wo sie zu ihnen gehörte, war auch für sie die Anwesenheit bei einer Beerdigung Pflicht. Ob sie sich wohl sehr verändert hatte? Er war bald nach dem Abschluss des Wandlungsprozesses gegangen und hatte sie Cems Obhut überlassen. Eine Woche lang war er noch in Edinburgh geblieben, hatte sich täglich bei seinem Freund nach Leas Zustand erkundigt. Cem hatte ihn angefleht, Lea zu besuchen, hatte ihn beschimpft, aber Adam hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, ihr noch einmal unter die Augen zu treten, auch wenn er sich noch so sehr nach ihr sehnte.
    Das war seine Strafe.
    Als er es nicht mehr ertrug, sich noch länger von ihr fernzuhalten, hatte er kurzerhand eine Mission übernommen und Edinburgh verlassen.
    Drei Wochen lang war er in Argentinien geblieben. Seine Mission hatte er bereits nach zwei Wochen erfüllt gehabt, aber er hatte seine Rückreise immer wieder hinausgezögert, hatte in Bars Vergessen gesucht, wo Männer zu viel tranken und Frauen tanzten.
    Wie sie.
    Dann war der Ruf aus dem Hauptquartier gekommen, der Befehl zur Rückkehr. Zurück nach Blair Castle, wo auch Helena sogleich mit Vorwürfen über ihn hergefallen war. Er solle sich zumindest bei Lea entschuldigen, für alles, was er ihr angetan habe.
    Aber es gab etwas, das weder Cem noch Helena wussten. Etwas, das Adam sich kaum selbst einzugestehen wagte.
    Er war froh. Er war froh, dass Lea jetzt eine von ihnen war. Er war froh, dass sie keine Wahl gehabt hatte, denn sie hätte vielleicht Nein gesagt. Sie hätte vielleicht ein Mensch bleiben wollen. Und dann hätte er zusehen müssen, wie die einzige Frau, die er je geliebt hatte und je lieben würde, vor seinen Augen alterte und starb. Er war ein abscheulicher Mistkerl, er wusste es selbst. Sich von ihr fernzuhalten war seine Entschuldigung.
    Sie hatte etwas Besseres verdient als ihn.
    Der Chronist hob das schwarze Büchlein, das Signal, dass die Lesung beendet war. Bewegung kam in die Versammelten. Man wartete nun darauf, dass die beiden Leichname dem Feuer übergeben wurden. Abermals schaute sich Adam nach Lea um. Es war ihre erste Vampir-Beerdigung. Wie würde sie das alles aufnehmen? Ein einzelner Mann löste sich aus den Reihen der Anwesenden und erklomm das Podium. Auch Adam beugte, wie alle anderen, respektvoll das Knie vor ihm.
    Es war Prinz Mitja Kourakin, ihrer aller Clanoberster und Sohn des verstorbenen Clanoberhaupts Alexander Kourakin und seiner Frau Angelica. Er war der erste der Auserwählten, der zum Clanoberhaupt geworden war.
    Und einer der meistgeliebten.
    »Bevor wir zum letzten Teil dieser Beerdigung schreiten, haben wir noch eine schwere Pflicht zu erfüllen«, sagte Prinz Mitja. Seine klare Stimme drang bis in den letzten Winkel der Lichtung. »Es ist lange her, seit wir ein solches Urteil vollziehen mussten. Lasst es eine Mahnung an all jene sein, die vergessen haben.«
    Adam verfolgte mit zornig verengten Augen, wie Sam und Jaqueline aufs Podium geführt wurden. Beide waren gefesselt und geknebelt.
    »Unsere Clangesetze dienen dem Schutz unserer Spezies. Jene, die sie brechen, gefährden unsere Existenz, unser aller Leben!« Mitjas Worte hallten über die Lichtung.
    Jetzt trat Helena neben ihn, ein Schwert in der Hand.
    Adam sah zu, wie sie es an ihren obersten Clanführer weitergab. Jetzt würde die Exekution stattfinden. Aber wo war Lea? Er hoffte, dass Cem sie auf das vorbereitet hatte, was jetzt kam.
    »Das House of Order hat sein Urteil gefällt, und die Vollstreckung erfolgt heute Nacht.«
    Ein Murmeln ging durch die Menge, einige traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
    Da bemerkte er sie, sie stand gar nicht weit von ihm, nur ein paar Schritte entfernt. Die Kapuze war ihr vom Kopf geweht, und ihr schwarzes Haar wehte im Wind, verbarg ihr Gesicht vor seinen Blicken. Aber da war es, ihre zarte, ein wenig nach oben weisende Nase, der sanfte Schwung ihrer Wange. Ja, es war ein Fehler gewesen, zu kommen.
    Jetzt, wo er sie wieder gesehen hatte, wusste er, dass er sich nicht mehr länger von ihr würde fernhalten können. Nicht jetzt, wo sie ihn vielleicht brauchte, wo sie seinen Schutz, seinen Trost brauchte.
    Ja, sie brauchte ihn. Cem war nirgends zu sehen, und Helena stand auf der Tribüne. Er
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