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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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zusammen. „Oh, nein!“ Das musste er gewesen sein. In einem Museum gab es an den Wänden immer Lichtschranken, die eine Sirene aufheulen ließen, wenn man zu nah an die Ausstellungsstücke kam. Er war wirklich ein Trottel! Panisch fuhr er herum und rannte aus dem Saal. Gleich würden jede Menge Wärter angerast kommen, und wenn er Pech hatte, brachte ihn die Polizei nach Hause.
    Addi schoss auf die erste Tür zu, rannte um die Ecke in den Bildersaal und erreichte mit zwei Sprüngen keuchend den Drachensaal.
    An der Schwanzspitze des Drachen standen Jenny und Ağan und starrten ihn an.

Jenny legte die Hand vor den Mund und gähnte.
    „Wo kommst du denn her, du Superspürhund? Wir warten hier seit ungefähr einer Stunde.“
    „Ich“, stammelte Addi. „Äh …“
    „Oh, ja!“, lächelte Ağan. „Du bist kein guter Versteckfinder und den Alarm hast du vermutlich auch ausgelöst. Es war übrigens wirklich leicht, dir zu entkommen. Wir sind zuerst nach vorne raus aus dem Saal bis zu diesem komischen Tempel mit dem Bild daneben, aber dann sind wir durch den kleinen Bildersaal zurückgekommen und haben uns von hinten an den Drachen geschlichen.“
    Im selben Moment bekam Addi den nächsten Schock. Der Alarm wurde abgestellt. Und sofort darauf erklangen Schritte im Saal hinter ihm. Addi überlegte nicht lange. Er lief zu Jenny und Ağan. „Weg hier!“, flüsterte er. „Ich erkläre euch das später.“
    „Halt!“ Eine wütend klingende Männerstimme ließ die drei erstarren.
    Jenny zupfte nervös an ihren Haarspitzen herum. „Ich wusstees“, flüsterte sie. „Ich hätte nicht mit euch mitgehen sollen. Du bist ein Erdbeben, Addi! Du bringst Unglück!“
    „Ja“, raunte Ağan. „Dir klebt wirklich das Pech an den Fersen.“
    „Nein!“, zischte Addi empört. „Ich habe überhaupt nichts gemacht.“
    Jenny rollte mit den Augen und wandte sich der Stimme zu, die gerade rief: „Ihr seid zu nah an eins der Gemälde gekommen. Haben eure Eltern euch denn nicht erklärt, dass man die Bilder in einem Museum nicht anfassen darf? Warum steht ihr hier überhaupt unbeaufsichtigt herum?“
    Addi wagte es nicht, sich umzudrehen. „Ist das ein unheimlicher alter Mann, der da spricht?“, fragte er. „Mit mausgrauem Haar und dünnen Lippen?“
    Ağan schüttelte den Kopf. „Das ist ein ganz normaler Museumswärter. Was hast du denn da drüben gemacht?“
    „Nichts“, beteuerte Addi. „Nur euch gesucht.“
    Vorsichtig drehte er sich um. Vor ihnen stand der Wärter, den er hinter dem Tempel gesehen hatte. Nur dass er jetzt ziemlich normal aussah.
    Der Wärter trat näher und nahm Ağan ins Visier. „Warst du das?“
    „Überhaupt nicht!“, rief Ağan. „Ich habe nichts gemacht. Wir haben nur Verstecken gespielt.“
    Der Wärter verzog drohend das Gesicht. „Das ist ein Museum, ihr Affen! Kein Spielplatz! Wo sind eure Eltern?“
    „Sie sind nicht hier“, sagte Ağan kläglich. „Und ich bin kein Affe.“
    „Ja, ja“, winkte der Mann ab. „Aber euer Affentheater hier ist ganz normal, oder wie?“
    Bevor er noch wütender werden konnte, unterbrach ihn Jenny höflich: „Mama und Papa sind dahinten. Sie wollten sich in Ruhe eine Statue angucken.“
    „So?“ Der Wärter musterte sie eindringlich. Schließlich nickte er. „Dann geht jetzt in die Eingangshalle und wartet dort auf sie. Und ohne eure Eltern habt ihr ab sofort Hausverbot! Hier wird nicht Verstecken gespielt. Verstanden?“
    Jenny murmelte brav: „Ja“, drehte sich um und ging zur Treppe. Ağan und Addi folgten ihr. Der Museumswärter sah ihnen nach. Als die drei unten ankamen, stand er oben an der Balustrade und blickte auf sie hinunter.
    „Lasst uns verschwinden“, flüsterte Addi. „Ich will hier raus.“
    „Was hast du denn nur angestellt?“, zischte Ağan. „Wegen dir darf ich jetzt hier nicht mehr rein. Hast du das gehört?“
    „Ich würde an deiner Stelle sowieso nicht mehr hier reinwollen“, gab Addi finster zurück. Er hatte die Eingangstür erreicht und trat ins Freie. Ein kühler Frühlingsabend empfing sie. Addi sog tief die Luft ein. Sie schmeckte nach der Spree, die vor ihnenentlangfloss, nach Autos und Kohleheizungen. Er war froh, diesem seltsamen Museum entkommen zu sein.
    Jenny kicherte. „Der hat uns für Geschwister gehalten! Könnt ihr euch das vorstellen? Mich und euch beide. Das gibt es doch nicht.“
    „Wir sind eben nur Kinder“, sagte Ağan missmutig. „Das ist doch normal. Erwachsene sehen uns
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