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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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dann unhörbar zurückzukommen und sich in der anderen Richtung zu verstecken. Er schlich also an die linke hintere Tür und spähte um den Türpfosten.
    Nichts!
    Addi lief an die gegenüberliegende Tür und machte das Gleiche. Auch hier war niemand zu sehen.
    Schnell lief er zurück zum Drachen. Dabei wechselte er mehrfach unvermutet die Richtung, sodass keiner vor ihm um eines der anderen Ausstellungsstücke herum hätte wegschleichen können.
    Er wandte sich dem vorderen Ausgang zu. Jetzt kam der wirklich schwierige Teil. Er musste den Saal verlassen, durfte aber nicht zu lange wegbleiben, um den Abschlagpunkt nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
    Als er die Tür erreichte, drehte er sich schnell noch einmal um, aber hinter ihm war weiterhin alles leer. Er wandte sich wieder nach vorne und spähte aus der Tür. Der nächste angrenzende Saal war schmaler, als er erwartet hatte. Er hatte keine Fenster. Zum Glück hingen hier nur Bilder und es war deutlich zu sehen, dass sich niemand versteckt haben konnte. Rechts führte der Bildersaal zum Balkon zurück. Also wandte sich Addi nach links.
    Eine schmale Tür führte in den nächsten Saal. Addi huschte zu ihr und lauschte. In dem hohen Marmorsaal mit den bunten, von rätselhaften Formen überzogenen Böden und großen Fenstern wehte kein Lufthauch. Nur das leise Ticken einer Heizungsanlage war zu hören.
    Addi steckte den Kopf um den Türrahmen und blickte nach rechts. Dort erstreckte sich ein endlos langer Saal, an dessen Endeein offener Türrahmen in den nächsten Raum führte, hinter dem noch weitere folgten.
    Der Anblick des Raumes hatte etwas Gespenstisches. Zumal die Wände in einem bleichen Grün gestrichen waren, das in der einsetzenden Abenddämmerung beinahe wie Nebel schimmerte.
    Addi trat einen Schritt vor und sah nach links. An diesem Ende konnte er einen Tempel ausmachen, der in fahles Scheinwerferlicht getaucht war. So etwas hatte er noch nie gesehen. Einen richtigen kleinen Tempel mit Dach und Säulen in einem Museumssaal!
    Addi ging lautlos darauf zu. Plötzlich war er sich sicher, dass er genau das Richtige tat. Wenn er die beiden finden würde, dann hier! Vor den Säulen des Tempels waren tiefrote Kordeln gespannt. Das bedeutete natürlich, dass man den Tempel nicht betreten durfte. Aber hinter den dicken Säulen war es besonders dunkel. Und das war ein gutes Versteck!
    Addi warf einen Blick über die Schulter. Hinter ihm war nichts zu hören. Ja, er würde es riskieren.
    Auf Zehenspitzen lief er an den Tempel heran. Rechts von diesem reichte die Kordel bis an einen Haken in der Wand. In dieser Ecke war es sehr düster, sodass man das große Bild, das dort ausgestellt war, erst auf den zweiten Blick sah. Aber links war die Kordel an einem Messingständer befestigt, den man verrücken konnte. Dort stieg Addi leise über sie hinüber. Drei Meter über ihm lag ein kleines Fenster in der Wand. Es war vergittert, aber der schwache Lichtschein einer Laterne fiel von dort in den Tempel und streifte die Säulen gelblich.
    Addi duckte sich. Bestimmt hatten sich Jenny und Ağan hinter den Säulen in der dunklen Ecke versteckt. Er würde sich jetzt an sie heranschleichen und ihnen dann unverhofft auf die Schultern fassen.
    Begeistert hielt er die Luft an. Dann stieg er die Tempelstufen hinauf und umrundete die erste Säule mit angehaltenem Atem. Dabei lauschte er auf jeden seiner Schritte. Wenn Ağan und Jenny jetzt hinter den anderen Säulen hervorsprangen, würde er sie leicht zu fassen bekommen. Aber er wollte sie überrumpeln. Und das würde er. Sie würden vor Schreck zusammenfahren und zittern wie Espenlaub … Hallo, dachte Addi, hier bin ich, habe ich euch doch gleich gesagt, ich bin der beste aller Berliner Spürhunde, mir entkommt keiner!
    Er huschte um die dicke Säule. Dahinter war niemand. Addi schlich näher an die zweite Säule heran. Im selben Augenblick verharrte er.
    Aus der dunklen Ecke drangen Stimmen. Addi verkniff sich ein Lachen. Die beiden flüsterten miteinander! Oh, was für ein Triumph, wenn er sie jetzt belauschte und ihnen dann später genüsslich unter die Nase reiben konnte, was sie da gequatscht hatten. Die Sache mit dem Drachen nervte ihn nämlich schon etwas. Natürlich, er musste zugeben, dass der Holzdrache richtig eklig aussah. Aber dass man deswegen gleich behaupten konnte, ein Filmdrache würde seine Fantasie töten, also, das ging zu weit … Das hatte Addi etwas beleidigt, auch wenn Ağan ihm leidtat, weil er nicht
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