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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George
Autoren: Judith Summers
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war, ging George entspannt weiter.
    Ich konnte einfach nicht begreifen,
dass Menschen mit einem so bösartigen Hund wie diesem Staffordshire Bullterrier
zusammenlebten. Konnte man sie nicht entsprechend erziehen, damit sie nicht
aggressiv wurden? Aber vielleicht war ich ja am wenigsten berechtigt, mich über
mangelnde Hundeerziehung aufzuregen. Wie Zach gesagt hatte, war das auch nicht
gerade meine Stärke. Wenn ich die vielen Tipps und die guten Ratschläge von
Janine Grey beherzigt hätte, würde George jetzt womöglich auf
Hundeausstellungen Medaillen für gutes Benehmen gewinnen. Vielleicht würden wir
beide uns sogar bei Crufts im Hundetanz einen Namen machen. Aber ich hatte sie
eben nicht beherzigt. Mithilfe einer Schachtel kalorienarmer Leckerli hatte ich
es gerade geschafft, George das Sitzen und Hinlegen auf Kommando beizubringen.
Ach ja — und ich hatte auch durchgesetzt, dass er endlich allein im
Arbeitszimmer schlief. Aber danach hatte ich meine Erziehungsversuche aufgegeben.
    Das war einfach so. Bei George brachte
ich es nicht fertig, mich an feste Regeln zu halten. Ich war zu nachgiebig, zu
weich, und ich gebe es ja zu — einfach zu faul. Seine Erziehung beanspruchte zu
viel Zeit und Energie, und ich verbrachte schon genug Zeit damit, ihn zu baden,
mit ihm Gassi zu gehen und hinter ihm aufzuräumen, wenn er wieder mal den
Papierkorb ausgeräumt und alles zerfetzt hatte, ganz zu schweigen vom Gras, das
er fraß, wenn ich nicht aufpasste, und das er dann auf meinem Schlafzimmerteppich
wieder auskotzte. Ich war damit beschäftigt, George zu füttern, George zu
bürsten, mit George zu spielen, ihn alle zwei Monate zum Haareschneiden und
Maniküren zum Hundesalon zu fahren. Ferner musste ich George überrumpeln, seine
Vitamintabletten zu nehmen, und ihn überreden, das Maul aufzumachen, um mit
einer winzigen Kinderzahnbürste und Zahnpasta mit Geflügelgeschmack darin
herumzufummeln, damit seine restlichen Zähne nicht auch noch ausfielen. Mit der
Hundeerziehung war für mich die Schmerzgrenze erreicht, und statt diese Grenze
wie ein Karatekämpfer mit einem entschlossenen Schlag zu durchbrechen, war ich
auf sie zugeschlendert, hatte halbherzig dagegengetreten und war mit einem
blauen Zeh davongehumpelt. Meine Ausrede war, dass ich keinen Hund wollte, der
so abgerichtet war wie die Kinder der Trapp-Familie. Ich liebte George genau
so, wie er war — frech, ungehorsam und den Kopf voller Unfug.
    Außerdem, so sagte ich mir damals,
hätte George ein zu striktes Erziehungsprogramm noch nicht durchgestanden. Er
erholte sich noch immer von seinen Verletzungen. Es dauerte lange, bis er
wirklich wieder fit war. Es waren nicht nur seine Nerven, seine körperliche
Gesundheit insgesamt hatte gelitten. Im Laufe des Sommers 2005 hatte er eine
Blaseninfektion und ein Magenleiden gehabt. Im Herbst kam eine Hautinfektion
dazu. Er hatte schon oft ziemlich ausgefallene Hautkrankheiten gehabt, aber
plötzlich wurde es wirklich schlimm und er kratzte nur noch. Sein ganzer Bauch
war voller Pickel und wunder Stellen, dazu juckende Stellen an den Beinen und
seltsame, schorfige Gebilde auf dem Rücken. Sie waren wirklich seltsam, denn
selbst der tierärztliche Dermatologe, den wir im September aufsuchten, konnte
mir nicht sagen, was es war.
    »Das könnte Kopfflechte sein«, sagte
er, während er mit der Hand gegen den Strich durch Georges Fell fuhr und sich
die fleckige Haut darunter ansah.
    »Kopfflechte? Iii!«
    Er warf mir einen merkwürdigen Blick
zu. »Das ist gar nicht so abscheulich, wissen Sie, es ist eine Pilzinfektion,
so ähnlich wie Fußpilz.« Er fuhr mit der Untersuchung fort. »Hmm. Andererseits könnte es auch ein Krätzmilbenbefall sein.«
    »WAS?« Ich wurde fast ohnmächtig.
    »Krätze«, wiederholte er, dabei zupfte
er ein wenig Schorf von Georges Rücken, rieb ihn zwischen den Fingern und sah
ihn nachdenklich an. »Ein Hund kann sich leicht bei einem Fuchs anstecken, er
braucht sich nur im Gras zu wälzen, wo vorher ein Fuchs gewesen ist. Gibt es in
Ihrer Gegend Füchse?«
    »Nur auf der Heide. Ach ja, und
manchmal auch nachts in unserem Garten.«
    »Hmm. Das könnte es sein. Also, die
Krätzmilbe ist ein Parasit, Sarcoptes scabei. Sie sieht aus wie eine
winzige Spinne und gräbt sich Gänge unter der Haut. Ekelhaftes kleines Biest.
Das kann zu einem ziemlich ernsten Haarverlust führen, was die Erklärung für
die kahlen Stellen auf Georges Rücken sein könnte.«
    »Okay.« Ich versuchte, nicht
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