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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George
Autoren: Judith Summers
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Zach?«, fragte er spät eines
Abends, als wir uns auf den Sofas räkelten und fernsahen. Desperate
Housewives ging gerade zu Ende, und die geschiedene Susan stritt mit ihrem
Freund, Mike Delfino. Ich habe keine Ahnung, warum Joshua dabei plötzlich an
mich dachte.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Joshua sah mich an, die Brauen
misstrauisch zusammengezogen. »Habt ihr euch getrennt?«
    »Ja, so könnte man es wohl nennen!«
    »Wann?«
    »Letzten Sonntag.«
    »Das hast du mir gar nicht gesagt!«
    »Vielleicht wollte ich nicht darüber
reden.«
    »Ist das denn für dich okay, Mum?«
    »Vollkommen«, sagte ich mit mehr
Überzeugung, als ich empfand. »Es ist genau das, was ich wollte.«
    »Oh. Na dann ist es ja gut.« Joshua wandte
sich wieder dem Fernseher zu, wo eine andere Person der Serie — die bezaubernde
Gabrielle — in einem knappen Kleidchen gerade den Wisteria Drive entlangging.
»Trotzdem finde ich es schade«, sagte er.
    Erstaunt sah ich ihn an. »Was meinst du
damit, es ist schade? Tut es dir denn leid, dass wir uns getrennt haben?«
    »Natürlich.«
    »Willst du damit etwa sagen, dass du
Zach mochtest?«
    »Ja. Er war ganz okay.«
    »Okay? Was soll das heißen? Stell es
mal ein bisschen leiser, Joshua! Und schau nicht auf Gabrielle, sieh mich an!
Kannst du das etwas näher erklären?«
    Erstaunt sah ich meinen Sohn an, der
sich auf dem anderen Sofa räkelte. Seine Füße in den weißen Sportsocken ragten
über die Armlehne hinaus, und auf ihm lag George lang ausgestreckt und schlief.
Vielleicht hatte ich ihn mir eine Zeit lang nicht mehr richtig angesehen, denn
plötzlich merkte ich, wie unglaublich lang seine Beine geworden waren, und als
er mich wieder ansah, wie hübsch und erwachsen er aussah.
    »Na ja, Zach ist natürlich ein bisschen
trocken«, sagte er. »Er mag keine laute Musik. Und er meckert immer, wenn der
Fernseher an ist. Andererseits kann er ziemlich gut Poker spielen. Und er
erzählt gute Witze. Und er drängt sich mir nicht dauernd auf. Und er erinnert
dich daran, dass du aufhören sollst, mich wie ein Kind zu behandeln und darauf
zu bestehen, dass ich mein Gemüse aufesse und lauter so blöde Sachen, und das
alles spricht für ihn. Natürlich mag ich ihn. Aber es ist dein Leben, Mum«,
fügte er hinzu, indem er George vorsichtig von seinem Schoß beförderte und
aufstand. »Hauptsache, du bist glücklich!«
    Und mit dieser Feststellung stand mein
eins achtzig großer, sechzehnjähriger Sohn auf, tätschelte mir gönnerhaft die
Schulter, als sei ich eine alte gebrechliche Dame, zu der man nett sein muss,
und ging hinunter in sein Zimmer, wo er die Tür schloss und sich seinem eigenen
Leben zuwandte. Ich war sprachlos.
    Aber wenigstens einer im Hause war
froh, dass Zach nicht mehr da war. Er kam noch in derselben Nacht, nachdem wir
uns getrennt hatten, in mein Schlafzimmer geschlichen und sprang zufrieden auf
seinen Platz am Fußende meines Bettes, ein flauschiges Kuscheltier aus
kastanienbraunem und weißem Fell, dessen Gesicht vollkommene Seligkeit
ausdrückte.
    Und dazu hatte er allen Grund. Seine
Beharrlichkeit hatte sich ausgezahlt. Jetzt hatte George mich wieder ganz für
sich allein. Der König der Hunde hatte sich wieder einmal durchgesetzt.



26.
Kapitel
     
    Am 17. Januar 2007 ging ich mit George zu
seiner alljährlichen Routineuntersuchung. Maddy, eine noch ziemlich junge
Tierärztin in der Gemeinschaftspraxis, prüfte mit ihrem ekligen
Rektalthermometer seine Temperatur, sah mit einer Lampe in seine Ohren, tastete
seinen rundlichen Bauch ab und stellte ihn dann auf die Waage.
    Obwohl er seit sechs Monaten auf
strenge Diät gesetzt war, wog mein einst mager süchtiger Hund jetzt stolze 11,5
Kilo, was mindestens eineinhalb Kilo mehr als die Obergrenze für seine Rasse
war.
    Gegen Ende der Untersuchung setzte sie
das Stethoskop auf seine Brust. »Auch wenn er ein bisschen übergewichtig ist,
scheint er dennoch in guter Form zu sein«, sagte sie, »bis auf seine abnormalen
Herzgeräusche.«
    »Aber George hat doch keine abnormalen
Herzgeräusche!«, sagte ich schnell.
    Maddy horchte abermals, dann sah sie
mich mit ihren großen blauen Augen mitleidig an. »Es tut mir leid, Ihnen das
sagen zu müssen, aber die hat er.«
    Mir stockte der Atem. George hatte im
Laufe der Jahre so viele Krankheiten gehabt, aber herzkrank war er nie gewesen.
Im Gegensatz zu vielen Cavalieren war sein Herz immer in ausgezeichneter
Verfassung gewesen. Dachte ich.
    »Ich fürchte, es könnte
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