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Unser Kind soll etwas werden - Familie ist lebenswert

Titel: Unser Kind soll etwas werden - Familie ist lebenswert
Autoren: Angela M.T. Reinders
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Erweiterung des Lebensraums. Ja, sie bildet einen eigenständigen Lebensraum und ist, wie die Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger beschreibt, „im Gefolge gesellschaftlicher Veränderungsprozesse wie geringe Geschwisterzahl, Berufstätigkeit beider Elternteile oder Multikulturalität auch zur zentralen Drehscheibe für die Sozialisierung unserer Kinder geworden“. Schulen gleichen zum Teil aus, was in manchen Familien nicht mehr geleistet wird. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zählt hier „Verpflegung, Betreuung, Freizeitangebote, Förderunterricht und Hausaufgabenhilfe“ auf.
In die Schule kommen Kinder, die ganz unterschiedliche Hintergründe mitbringen: Sie unterscheiden sich durch ihre Lebenswelt und ihre Erfahrungen, durch ihre Motivation und Belastbarkeit, durch ihre soziale Herkunft und – meist in Abhängigkeit davon – durch den Erziehungsstil, den sie erfahren haben, durch Kenntnisse schon der Muttersprache. Die Klassengemeinschaft muss diese so verschiedenen Individuen verbinden. Cliquenbildung und Ausgrenzung einzelner Mitschülerinnen oder -schüler bleiben dabei nicht aus.
Bildung ist nicht nur „eine Durchgangsstation zu etwas Besserem …, zu Wohlstand, Aufstiegsmobilität, Wettbewerbsfähigkeit“ (Jürgen Kaube, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung). Bei der schulischen Bildung ist nicht nur das Ergebnis wichtig – als zähle in erster Linie, dass die Schule eines Tages lebens– und berufstaugliche Menschen entlässt –, sondern der ganze Prozess, der zu diesem Ziel hinführt: das gemeinsame, angeleitete Lernen im Unterricht. Denn der Sinn der Schule ist – wie Peter J. Brenner betont: „immer noch ‚Erziehung zur Mündigkeit’ durch Sprache und Kultur, Wissen und Können, Sozialisation und Kultivierung“. Die Schule leitet dabei an zum guten Umgang mit Sprache, besonders dazu, Gespräche führen zu können, und schult die Unterscheidungs- und Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler – historisch und ästhetisch, politisch und sozial. Damit ist der Bildungsansatz der Schule breiter als nur das, was sich in Lernstandserhebungen abprüfen lässt.
Im Verlauf dieses Lernprozesses werden sich, wie jedes Kind einmal erfahren wird, Krisen in der eigenen Schullaufbahn ereignen. Das Kind muss lernen, sie wahrzunehmen, auszuhalten, durch angemessenes Verhalten darauf zu reagieren und aus der Krise wieder auf einen gelingenden Weg zurückzufinden.
Wenn aus Lernstoff Kompetenzen werden
    Das Bildungsmodell für die Schule hat sich, angeregt durch den „blauen Brief“ der Pisa-Studie, verändert. Schülerinnen und Schüler sollen sich erlernbare Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen, um Probleme und Aufgabenstellungen lösen zu können. „Jeder muss ein grundlegendes Gerüst von Kompetenzen erwerben, um in einer wissensbasierten Gesellschaft und Wirtschaft lernen, arbeiten und sich verwirklichen zu können“, heißt es im Papier „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“, das der Europäische Rat im Jahr 2004 als europäische Bildungsstrategie entwarf. Das alte „Faktenwissen“ wird also von einem „Kompetenzmodell“ abgelöst. Der Bildungsprozess fordert und fördert, das jede Schülerin und jeder Schüler einen Mix aus verschiedenen Kompetenzen erwirbt.
    Ein Gesamtbild von „Kompetenzen“ wird in so genannten Bildungsstandards festgelegt, die – wie der Berliner Erziehungswissenschaftler Heinz-Elmar Tenorth sagt – „die Qualität von Unterricht sichtbar und messbar machen und ein Minimum an Einheit in den Leistungen stiften“. Klassisch ist die Vierereinteilung in fachliche, persönliche, soziale und methodische Kompetenz.
    â€žFachkompetenz“ meint in erster Linie „Faktenwissen“. Kompetenzen in mehreren Fächern lassen aus „Wissen“ erst „Bildung“ werden. Der Philosoph Vittorio Hösle beschreibt diese Gesamtheit so: „Bildung ist, wenn man weiß, wo das Wenige, was man weiß oder zu wissen glaubt, ins Ganze des Wissens hingehört.“
    Sozialkompetenz meint die Kooperationsfähigkeit und Wege zur Konfliktlösung. Dass heute vielfach Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Herkunftsländern und mit unterschiedlichen Muttersprachen in einem Klassenraum
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