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Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren
Autoren: Brown Sandra
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Schulter: »Dawson, bitte schicken Sie die Leute weg. Bestellen Sie einen Wagen, und sagen Sie auf der Krankenstation Bescheid, dass ich vielleicht jemanden vorbeibringe.« Sie vergewisserte sich nicht, ob er tat, wie ihm geheißen. Denn auf Dawson war Verlass. Und genauso wenig blickte sie noch einmal auf den großen, breitschultrigen Mann, der ihr, wie sie wusste, wie ein rachsüchtiger Krieger auf den Fersen war.
    Als sie in das kühle Häuschen kam, brauchte sie einen Moment, um ihre Augen nach dem blendend hellen Sonnenlicht an die dämmrige Umgebung zu gewöhnen.
    Die Toilettenfrau trat lächelnd auf sie zu, und noch ehe Hailey irgendetwas fragen konnte, setzte sie zu einer ausholenden Erklärung an.
    Â»Miss Ashton, es waren ein paar Frauen hier, und ich habe gerade eines der Waschbecken geputzt, als plötzlich dieses Mädchen schreiend durch die Tür gelaufen kam. Es hat sich in der hintersten Kabine eingesperrt. Ich habe versucht, die Kleine dazu zu bringen, dass sie mir die Tür aufmacht, aber sie weigert sich. Ich habe mich sogar auf den Toilettendeckel nebenan gestellt und über die Wand geguckt. Sie kauert in ihrer Kabine in der Ecke und heult sich die Augen aus dem Kopf. Und dann kam auf einmal dieser wild gewordene Kerl hereingerannt. Der hatte sicher irgendetwas Schreckliches
im Sinn. Die anderen Frauen haben angefangen zu schreien, da sie offenbar dachten, er wäre ein Perverser oder so und machte Jagd auf dieses arme, vollkommen verschreckte kleine Ding. Ich habe alle rausgeschickt. Ich sagen Ihnen, ich …«
    Â»Danke, Hazel«, brach Hailey die ansonsten sicher endlose Erklärung ab. »Warum warten Sie nicht draußen? Wenn ich Sie brauche, rufe ich. Und bitte lassen Sie sonst niemanden herein.«
    Â»Sehr wohl, Ma’am.«
    Hailey trat vor die Kabine, in die Faith geflüchtet war, und drückte vorsichtig die Klinke der verschlossenen Tür. »Faith? Bist du okay?« Sie erhielt keine Antwort außer einem Schluchzen, das sie bereits hörte, seit sie von draußen hereingekommen war. »Faith? Bitte lass mich rein. Ich will dir helfen. Dein Vater macht sich große Sorgen um dich.«
    Das jämmerliche Weinen ebbte etwas ab. Ein paar leise Schniefer. Ein paar trockene Schluchzer. Dann ein leichter Schluckauf und ein Augenblick der Stille.
    Hailey nutzte den Moment und sprach mit sanfter Stimme weiter: »Mein Name ist Hailey. Du kannst mir ruhig sagen, was geschehen ist.« Anschließend ergänzte sie intuitiv: »Wenn du möchtest, braucht sonst niemand zu erfahren, was für ein Problem du hast. Nicht einmal dein Vater.« Hailey hoffte nur, dass sie dieses Versprechen würde halten können, doch im Augenblick war einzig von Bedeutung, dass sie dieses Mädchen dazu brachte, ihr die Tür zu öffnen. Alles andere war erst mal egal.

    Â»Sie … Sie werden es niemandem erzählen?« , stieß die Kleine mit kaum hörbarer Stimme aus.
    Â»Nicht, wenn du das nicht willst.«
    Â»Es ist furchtbar peinlich.« Wieder stieß sie einen Schluchzer aus. »Aber es tut auch weh.«
    Haileys Nervosität nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Sie blickte über ihre Schulter, weil sie Angst hatte, trotz ihres Befehls, sie nicht zu stören, käme jeden Augenblick der Vater angestürzt. »Was tut weh?«
    Sie hörte das Rascheln von Stoff und dann das Knirschen von Metall. Die Tür des Häuschens ging nach innen auf, und in der Öffnung stand ein vielleicht elfjähriges Kind. Es trug Tennisschuhe, Shorts und hielt seine farblich dazu passende Bluse mit den Fäusten vor dem schmalen Oberkörper zu.
    Zwei dunkelbraune Zöpfe mit pinkfarbenen Bändern baumelten zu beiden Seiten seines Kopfs, und durch eine Schildpattbrille blickte es aus tränenfeuchten grauen Augen zu ihr auf. Faith hatte dieselben Augen wie ihr Vater, merkte Hailey, und zugleich ging ihr die Frage durch den Kopf, wann zum Teufel ihr die Augenfarbe dieses Typen aufgefallen war.
    Â»Hallo, Faith.« In der Hoffnung, dass das Mädchen dann aus der Kabine kommen würde, trat sie einen Schritt zurück.
    Â»Hi.« Die Kleine machte einen Schritt nach vorn, starrte dann allerdings verlegen vor sich auf den Boden.
    Â»Kannst du mir sagen, was passiert ist? Wo tut es dir weh?«
    Das Mädchen leckte sich die Lippen, und Hailey
sah das Blitzen der Metallspangen in seinem Mund. »Ich …
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