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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch
Autoren: Brian Freeman
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dem Rückweg von St. Louis. Meine Schwester lebt seit ein paar Jahren dort. Ich bin schon am Samstagmorgen aufgebrochen, aber am Abend war ich zu müde, um noch die ganze Strecke zu fahren, darum bin ich über Nacht in Minneapolis geblieben und erst gegen Mittag wieder hier angekommen.«
    »Haben Sie mit Rachel telefoniert, während Sie fort waren?«
    Emily schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie überhaupt zu Hause angerufen?«
    Sie zögerte kurz. »Nein.«
    »Und wann haben Sie angefangen, sich Sorgen zu machen?«
    »Als Emily wieder hier war«, antwortete Graeme. »Wir hatten immer noch nichts von Rachel gehört, also haben wir ihre Freunde angerufen. Aber niemand wusste, wo sie war.«
    »Wen haben Sie angerufen?«
    Graeme nannte ein paar Namen, und Stride schrieb sie in sein Notizbuch. »Außerdem haben wir ein paar Lehrer aus der Schule angerufen«, fügte Graeme hinzu. »Und in den Klubs und Restaurants, von denen ihre Freunde gesprochen haben. Aber keiner wusste etwas.«
    »Hat sie einen Freund?«, fragte Stride.
    Emily hob den Kopf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Stimme klang müde. »Rachel verschleißt eine Menge Jungs. Die halten sich nie lange.«
    »Ist sie sexuell aktiv?«
    »Seit sie dreizehn ist bestimmt«, sagte Emily. »Ich habe sie einmal mit einem Jungen überrascht.«
    »Aber es gibt niemand Festes?«
    Emily schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie andere Verwandte gefragt? Leute, bei denen sie vielleicht unterkriechen würde?«
    »Wir haben keine Verwandten in der Gegend. Meine Eltern sind beide tot, und Graeme ist nicht von hier. Es gibt nur uns beide.«
    Stride schrieb in sein Notizbuch: Wie sind die zwei zusammengekommen? »Mrs Stoner, wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter?«
    Emily schwieg einen Moment. »Wir haben uns nie sonderlich nahe gestanden. Als sie klein war, war sie eine richtige Vater-Tochter. Ich war immer nur die böse Hexe.«
    Dayton Tenby runzelte die Stirn. »Das ist jetzt aber ungerecht, Emily.«
    »So hat es sich eben angefühlt«, fauchte Emily. Sie verschüttete ein bisschen Brandy und rieb mit der Hand über ihren Pullover. »Nachdem ihr Vater tot war, hat Rachel sich noch weiter von mir entfernt. Als ich Graeme geheiratet habe, hatte ich die Hoffnung, wir könnten wieder eine Familie werden. Aber je älter sie wurde, desto schlimmer wurde es.«
    »Wie ist es mit Ihnen, Mr Stoner?«, fragte Stride. »Wie war Ihr Verhältnis zu Rachel?«
    Graeme zuckte die Achseln. »Anfangs, als Emily und ich geheiratet haben, kamen wir ganz gut miteinander aus. Aber wie Emily schon gesagt hat: Sie hat sich immer mehr zurückgezogen, je älter sie wurde. Inzwischen ist unser Verhältnis auch sehr unterkühlt.«
    »Dabei haben wir uns so bemüht«, sagte Emily. »Graeme hat ihr letztes Jahr das Auto geschenkt. Vielleicht hat sie gedacht, wir versuchen, uns ihre Liebe zu erkaufen, und ich glaube fast, das haben wir auch getan. Aber es hat nichts genützt.«
    »Hat sie jemals damit gedroht auszureißen?«
    »Schon lange nicht mehr«, sagte Emily. »Das klingt jetzt bestimmt verrückt, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sie glaubt, sie kann uns mehr Schaden zufügen, wenn sie hier bleibt und uns fertig macht. Das hat ihr eine grausame Befriedigung verschafft.«
    »Hatte sie Selbstmordabsichten?«, fragte Stride.
    »Aber nein. Rachel würde sich niemals umbringen.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«, fragte Stride.
    »Rachel liebt sich selbst viel zu sehr. Sie war immer vorlaut und selbstbewusst. Uns hat sie verachtet. Oder besser gesagt: mich.« Emily schüttelte den Kopf.
    »Mr Stoner, ist irgendetwas vorgefallen, während Ihre Frau fort war? Eine Meinungsverschiedenheit, ein Streit, irgendetwas?«
    »Nein, gar nichts. Sie hat mich ignoriert. Wie immer.«
    »Hat sie davon gesprochen, dass sie jemanden kennen gelernt hat?«
    »Nein, aber ich glaube auch nicht, dass sie mir davon erzählt hätte, wenn das der Fall gewesen wäre.«
    »Sind Ihnen unbekannte Wagen in der Auffahrt oder auf der Straße aufgefallen? Oder haben Sie sie mit jemandem gesehen, den Sie nicht kannten?«
    Graeme schüttelte den Kopf.
    »Wie ist Ihre persönliche Lebenssituation, Mr Stoner? Sie arbeiten für die Range Bank, ist das richtig?«
    Graeme nickte. »Ich bin im Vorstand und Vizepräsident der Geschäftsstellen in Minnesota, Wisconsin, Iowa und North und South Dakota.«
    »Wurden Sie in letzter Zeit privat oder bei der Arbeit bedroht? Haben Sie verdächtige Anrufe erhalten?«
    »Nicht,
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