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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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markerschütternden Schrei ausstieß.
    Ich riß fast den Tisch um, so schnell stürzte ich hinaus.
    Was da draußen vorging, war nichts als ein Akt der Gerechtigkeit.
    Greasy rannte um sein Leben, und der Schatten setzte ihm mit der Bratpfanne nach. Bei jedem Satz bekam er eins tüchtig auf den Buckel, und der Schatten hantierte bestimmt nicht weniger geschickt mit der Bratpfanne als Greasy.
    Alle ließen sie ihre Arbeit sinken. Manche schrien Greasy aufmunternd zu, und der Rest unterstützte den Schatten.
    Ich wäre gern stehengeblieben, aber für mein Vorhaben konnte ich gar keinen günstigeren Augenblick erwischen. Ich ging zu meinem Zelt, ergriff eine Tasche, rannte zum Küchenschuppen und schaute, bevor ich hereinschlich, was Greasy und die Zuschauer machten. Greasy saß im Führersitz des Baggers, und der Schatten stand unten und schwenkte die Bratpfanne, als wenn er ihn auffordern wollte, herunterzusteigen und sich der Sache wie ein Mann zu stellen. Alle schrien sie auf die beiden ein, und ich war sicher, daß niemand mein Verschwinden bemerkt hatte.
    So schlüpfte ich durch die Tür und fing zu suchen an. Die Geschirrspülmaschine gluckerte friedlich vor sich hin und schon am dritten Platz fand ich, was ich wollte. Der Gucker steckte unter Greasy’s Matratze.
    Wieder in meinem Zelt, warf ich die Tasche mit dem Gucker in eine Ecke und deckte sie mit alten Kleidern zu.
     
    *
     
    Der Aufruhr hatte geendet. Die Bratpfanne unterm Arm, spazierte der Schatten gemächlich davon, und Greasy kletterte den Bagger herunter. Er wurde mit spöttischem Hallo empfangen, und mir war klar, daß es eine Weile dauern würde, bis Greasy diesen Zwischenfall verkraftet hatte. Geschah ihm aber recht!
    Bei Mack hörten sie gar nicht mein Kommen, so gebannt starrten sie auf den Tisch. Der Sack hatte sich verflüchtigt und an seiner Stelle lag ein Haufen Krimskrams. Als ich genauer hinsah, erkannte ich lauter winzige Löffel und Gabeln und all das Küchengerät, mit dem Greasy arbeitete.
    Und zur Hälfte ragte eine kleine Figur von Greasy aus dem Haufen.
    Ich nahm sie in die Hand. Es war Greasy bis aufs I-Tüpfelchen. Die Figur war aus einem Material, das wie dunkler Stein aussah und wunderbar fein geschnitzt. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich sogar die Falten in Greasy’s Gesicht sehen.
    »Wir kamen nach dem Tumult mit Greasy und dem Schatten wieder, und der Sack war verschwunden und dieser Plunder hier lag auf dem Tisch«, erzählte Knight.
    »Daß sie Modelle von unserem Zeug machen, finde ich nicht so bestürzend, aber bei dem Figürchen von Greasy läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken«, sagte Mack.
    Mir ging es nicht anders. Sie beschränkten sich sicher nicht auf Greasy’s Küchengeräte. Wahrscheinlich besaßen sie Nachbildungen von unserer gesamten Ausrüstung.
    Mir wurde ganz schwach bei der Vorstellung. Warum murksten die Schatten jede Nacht an den Maschinen herum? Doch nur, um ihre Innereien zu untersuchen. Gingen die Modelle bis ins kleinste Detail? Hatte Greasys Figur Herz und Lungen, Blutgefäße, Gehirn und Nerven? Enthielt sie nicht auch die Essenz von Greasys Charakter; was für eine Art Lebewesen er war; seine Gedanken und seine Ethik?
    »Ein Gucker«, schrie Mack plötzlich mit rot angelaufenem Gesicht. Er stocherte mit dem Finger in dem Krimskrams. »Da ist das Modell eines Guckers!«
     
    *
     
    Mir brach der kalte Schweiß aus.
    »Wenn ich einen Gucker bei Greasy finde, breche ich ihm den Hals.«
    Schnurstracks ging er aus dem Zelt, und wir trabten hinterher.
    Greasy kam gerade die Straße entlang, gefolgt von einigen Männern, die ihn mit seinem Schatten aufzogen.
    »Greasy?«
    »Ja, Mack.«
    »Sie haben einen Gucker!«
    Greasy riß die Augen auf und sagte unverfroren: »Nein; würde nicht einmal einen kennen, wenn ich einen zu Gesicht bekäme. Davon gehört habe ich natürlich.«
    »Ich schlage Ihnen einen Handel vor. Sie bringen den Gucker, ich ziehe Ihnen einen Monatslohn ab, und die Sache ist vergessen. Wenn Sie aber lügen, und ich finde den Gucker, sind Sie entlassen.«
    Er schüttelte eigensinnig den Kopf. »Ich habe keinen, Mack.«
    Macks Gesicht wurde hart. »Gut, wir werden sehen.«
    Wenn Mack den Gucker nicht im Küchenschuppen fand, war ihm zuzutrauen, daß er das ganze Camp auf den Kopf stellte. Ich sah, daß ich in mein Zelt kam. Und dann nichts wie mitsamt dem Gucker für ein paar Stunden außer Reichweite.
     
    *
     
    Benny hockte vorm Zelt. Er half mir den Roller
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