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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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gespielt hatte.
    Er kam mir nicht sehr schwer vor; Gott sei Dank, denn ich mußte mit ihm ins Camp sausen, solange er noch bewußtlos war.
    Plötzlich sackte Benny in sich zusammen, und ich wurde von wilder Panik erfaßt. War der Blick in den Gucker zuviel gewesen? Ich hörte Mack sagen: »Bringt keinen um, ehe ihr nicht wißt, wie er zurückschlägt.«
     
    *
     
    Falls Benny tot war, führte er sich sehr merkwürdig auf. Er ging zusammen bis auf ein Häufchen, das wie Staub aussah, aber kein Staub war. Und dann gab es überhaupt keinen Benny mehr. Nur noch sein Geschirr mit dem Sack, und dann gab es auch keinen Sack mehr, sondern nur noch eine Handvoll Krimskrams auf dem Boden.
    Bennys Auge war auch noch da. Das Auge bildete einen Bestandteil des Kegels, der in Bennys Kopf gesteckt hatte.
    Vor Schrecken konnte ich keinen Finger rühren. Ich stand wie angewurzelt da und glotzte.
    Benny war kein Fremder. Benny war nur die Stellvertretung für einen anderen Fremden, den wir nie gesehen hatten und von dem wir uns kein Bild machen konnten.
    Eines stand fest: Die Intelligenz und Schlauheit des Fremden, für den die Schatten die Vorhut waren.
    Es war zu klug, uns mit etwas zu konfrontieren, das uns entfernt ähnlich sah; ein Wesen, für das wir Mitleid, Verachtung, vielleicht auch Erbitterung empfinden konnten, aber das uns niemals in Angst versetzen würde.
    Ich warf einen gehetzten Blick über die Schulter, und hätte sich irgend etwas gerührt, wäre ich davongeschossen wie ein aufgescheuchtes Kaninchen. Dann bückte ich mich und raffte die traurigen Überreste Bennys an mich.
    Der Kegel war schlüpfrig und fühlte sich nicht wie Metall an, aber er war schwer, und ich hatte meine liebe Not, ihn einzustecken.
     
    *
     
    Ich bog ins Camp ein und steuerte Macks Zelt an, als ich das komischste Gebilde meines Lebens sah. Zahnräder und Gänge und Aggregate waren aufeinandergetürmt, und daneben stand Thorne und kommandierte.
    »Was soll denn das?« fragte ich ihn.
    »Da sollen sie sich den Kopf zerbrechen.«
    »Was heißt sie? Sie meinen die Schatten?«
    »Sie sind doch so neugierig. Überall kommen sie einem in die Quere. Jetzt haben sie was zur Beschäftigung.«
    »Und was stellt das Ganze vor?«
    Thorne spuckte verächtlich aus. »Nichts, und das ist das Schöne dran.«
    »Nun«, meinte ich, »ich vermute, daß Sie wissen, was Sie tun. Weiß es Mack auch?«
    »Mack, Carr und Knight sind die genialen Köpfe, die das ausgedacht haben. Ich führe nur Befehle aus.«
    Schon von weitem hörte ich erregte Stimmen im Zelt. Ich trat ein und leerte den Inhalt meiner Tasche auf den Tisch. Und ich Idiot vergaß, daß ich den Gucker drin hatte. Nun half nichts mehr. Nackt lag er auf dem Tisch, und Mack pluderte sich auf wie ein Truthahn. In einer Sekunde würde das Donnerwetter losbrechen.
    »Machen Sie den Mund zu«, fuhr ich ihn an. »Kein Wort möchte ich von Ihnen hören.«
    Ich mußte ihn überrascht haben, denn er klappte den Mund gehorsam zu.
    »Das war Benny. Alles, was von ihm übrig ist. Ein Blick in den Gucker, und aus war’s mit ihm.«
     
    *
     
    Carr wurde als erster wieder lebendig. »Aber der Gucker! Wir haben alles auf den Kopf gestellt …«
    »Ich wußte, daß Greasy einen besaß, und habe ihn gestohlen. Als wir darüber redeten, wie wir am besten einen Schatten fangen, kam mir die Idee.«
    »Ich zeige Sie an«, heulte Mack. »Ich werde ein Exempel statuieren. Ich …«
    »Sie werden gar nichts«, sagte ich ungerührt. »Sie bleiben hübsch ruhig und hören mir zu, oder ich werde Sie Hals über Kopf aus dem Zelt befördern!«
    »Bitte!« bat Knight. »Bitte, meine Herren, wir wollen doch nicht handgreiflich werden.«
    Ein gelungener Scherz, wie er uns in diesem Augenblick »Meine Herren« nannte.
    »Der Gucker ist doch ganz unwichtig, wenn Bob ihn zu einem guten Zweck verwendet hat«, sagte Carr. »Ich finde, wir lassen uns erst mal die Geschichte erzählen.«
    Das war ein guter Vorschlag. Während meiner Schilderung war der Kegel in eine Ecke gerollt, und sein totes Fischauge stierte uns blöde an.
    »Diese Schatten«, endete ich, »sind gar nicht lebendig. Sie agieren nur als Spione für die Unbekannten. Alles, was wir tun müssen, ist, die Schatten nacheinander weglocken und sie in den Gucker schauen lassen.«
    »Das ist keine Endlösung«, meinte Knight. »So schnell, wie wir einen zerstören, ist Ersatz da.«
    »Das glaube ich nicht. Meiner Meinung nach ist da eine Maschine im Spiel, und die ist jedesmal
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