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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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dieselbe, die die Dakin-Leute immer benutzen?«
    Deutlich klang es aus der Muschel: »Nein, Mr. Harrison, es war eine neue.«
    »Was!« Harrison lief puterrot an und bellte ins Telephon: »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Sie haben mich nicht danach gefragt und deshalb habe ich nicht daran gedacht. Selbst wenn es mir von selbst eingefallen wäre, hätte ich es nicht für erwähnenswert gehalten.«
    »Hören Sie mal, was wichtig ist und was nicht, müssen Sie schon mir überlassen.« Er sah den zuhörenden Rider an und fuhr gereizt fort: »Das ein für alle Mal, und war die Tasche, abgesehen von ihrer Neuheit, genau die gleiche?«
    »Nein, Sir. Aber sehr ähnlich. Der gleiche Typ, das gleiche Messingschloß, das gleiche Aussehen. Sie war ein bißchen größer und tiefer. Ich erinnere mich so gut, weil ich mir noch überlegte, warum sie eine neue gekauft haben. Ich kam zu dem Schluß, daß wohl Mr. Letheren und Mr. Swain je eine eigene haben sollten.«
    »Ist Ihnen ein abweichendes Merkmal aufgefallen, ein Preisschild, der Name des Herstellers, Initialen, Seriennummer …?«
    »Nein, nichts. Es kam mir nicht in den Sinn, zu schauen. Ich wußte ja nicht, was kommen sollte und da …«
    Die Stimme brach mitten im Satz ab, da Harrison das Telephon in die Gabel warf. »Ich kann nur sagen, daß es nicht zu übersehende Vorteile hat, Angestellter in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt zu sein. Manchmal bin ich schon sehr versucht, umzusatteln.« Er seufzte und nahm den Hörer der Sprechbox ab. »Wartet draußen jemand?«
    Irgend jemand antwortete: »Kastner, Chief.«
    »Schicken Sie ihn ‘rein.«
    Detektiv Kastner war ein respektabel aussehendes Individuum, das eine Miene zur Schau trug, die ungefähr besagen sollte: »Ja, ich kenne mich aus in dieser Welt der Schlechtigkeiten; mir macht keiner was vor.«
    »Jim«, befahl Harrison, »geh schleunigst zur Dakin-Fabrik und nimm dir ihre Geldtasche. Klappere alle Lederwarengeschäfte ab und gehe jedem Verkäufer einer solchen Tasche auf den Grund. Wenn du den Käufer ausfindig gemacht hast, versichere dich, ob er die Tasche noch besitzt und bring aus ihm heraus, wo er sich letzten Freitag aufgehalten und was er getrieben hat!«
    »Jawohl, Chief.«
    Als Kastner gegangen war, meinte Rider: »In der Zwischenzeit unternehmen wir den nächsten Schritt, der uns vielleicht auf eine Spur bringt.«
    »Und der wäre?«
    »Wir sind eine wissenschaftlich hochentwickelte Spezies. Wozu leben wir in einem technischen Zeitalter? Uns stehen reibungslos funktionierende Kommunikationsnetze zur Verfügung, die sich über Tausende von Kilometern erstrecken, und ein riesiger Informationsapparat. Dann machen wir doch auch Gebrauch davon, eh!«
    »Was haben Sie vor?« fragte Harrison.
    »Ein Bankraub, der wie geschmiert vonstatten ging, lädt zu beliebiger Wiederholung ein. Die Wahrscheinlichkeit, daß er noch einmal versucht wird, ist sehr groß.«
    »So …«
    »Wir haben seine Beschreibung, aber die ist nicht viel wert. Wir kennen seine Arbeitsmethoden, und die sind verläßlich.«
    »Das stimmt.«
    »Laß uns von seiner Beschreibung alles abziehen bis auf die unveränderlichen Gegebenheiten wie Größe, Gewicht und Augenfarbe. Seine Arbeitstechnik reduzieren wir ebenfalls auf die schlichten Tatsachen. Eine Zusammenfassung von fünfhundert Worten reicht.«
    »Und dann?«
    »Es gibt sechstausendzweihundertachtzig Banken in diesem Land. Davon gehören mehr als sechstausend zur Bankunion. Ich werde veranlassen, daß die Washingtoner Zentrale sämtliche Angestellten ihrer Banken warnt. Und wenn wir irrsinniges Glück haben, hat der Schuldige solche Dinger nicht zum erstenmal gedreht und es liegt ein Bericht in den Akten vor. Seine Karte haben wir dann im Nu. Übrigens«, er deutete auf das Telephon, »haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt ein paar Ferngespräche führe?«
    »Bitte, ich bezahle sie nicht.«
    »Wenn es so ist, führe ich drei. Die kleine Süße ist zu einem bißchen vokaler Zärtlichkeit berechtigt.«
    Auf Harrisons Gesicht spiegelte sich Mißbilligung. Er hievte sich aus dem Schreibtischsessel und ging zur Tür. »Ich beschäftige mich unterdessen woanders. Wenn mir irgend etwas auf die Nerven geht, dann ist es ein erwachsener Mann, der dummes Zeug ins Telephon girrt.«
    Rider grinste vor sich hin und ergriff den Hörer. »United States Treasury, Washington, Nebenstelle 474, Mr. O’Keefe.«
     
    *
     
    Die folgenden vierundzwanzig Stunden lief der Polizeiapparat auf
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