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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Autoren: Johanna und Günter Braun
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schon oft so gegangen. Erst großes En t zücken, man will sich ewig lieben, aber das klingt schnell ab, und je größer die Leidenschaft, desto schneller kann es gehen. Es muß nicht sein, aber es liegt drin. Auf der Erde macht das nichts, da geht man freundlich auseinander, nachdem man sich bedankt hat, aber in dieser Kapsel mußte man die Zeit anders einteilen, da mußte das Tempo a n ders sein, da mußte man die Geschichte ökonomisch bauen, da konnte man nicht gleich alles verpulvern, ein Feuerwerk in die Luft jagen und ah schreien und hinterher die schwarze Nacht und die Stille genießen.
    Als ich Elektra so appetitlich auf mich zukommen sah, schaltete ich zum Glück noch rechtzeitig um und machte meinen Spezialmuffel, Kinn ein bißchen vorgeschoben, Mund idiotisch offen, Augen wie Thunmakrele.
    Na, fragte Elektra, was hat man dir denn über mich erzählt?
    Nischt, sagte ich.
    Du siehst aber aus, als hättest du alles mögliche über mich erfahren. Du wirkst verhemmt, Merkur Erdenson.
    Bin ich auch, sagte ich.
    Und was haben sie dir erzählt? Ich möchte nämlich nicht, daß i r gendwelche falschen Vorstellungen zwischen uns ein Klima schaffen, das uns unzuträglich ist. Ich möchte gleich zu Anfang alle Mißve r ständnisse ausräumen.
    Radikal, ja, sagte ich.
    Am besten ja, es darf kein Rest bleiben.
    Ich bin aber ein großer Freund von Resten, sagte ich. Ich habe ni e mals einen Teller ganz leer gegessen, ich finde es barbarisch, wenn das einer macht.
    Vielleicht ist dein Ordnungsquotient nicht sehr hoch, man deutete mir so etwas an.
    Wenn du es wissen willst, Reiseleiter, sagte ich, dein O-Quotient ist 2,572, meiner bloß 0,471. Dafür liegt mein Kreativitätsfaktor bei 3,5 und deiner bloß bei 0,5. In der Bildungsrate bist du mir über, die ist bei mir bloß 1,2, bei dir aber 9,99.
    Woher weißt du das denn, das weiß ja noch nicht einmal ich?
    Ich bin an die Kartei rangekommen, sagte ich wahrheitsgemäß.
    Aber da lassen sie niemanden heran, noch nicht einmal mich. Ich wollte es nämlich auch wissen, aber das Mädchen, das sie verwaltet, nimmt seine Pflicht sehr ernst. Sie sagte, sie dürfe mir keine Auskunft geben. Diese Anordnung sei getroffen worden, nachdem ein junger Mann, der erfuhr, wie hoch sein Intelligenz-Quotient lag, sich das L e ben genommen hatte. Sie kann mich doch nicht belogen haben.
    Das hat Alberna sicher nicht.
    Ach, bist du mit dieser Alberna befreundet? Ich meine, auch dann hätte sie dir die Auskunft nicht geben dürfen.
    Ich habe mit ihr geschlafen.
    Und nur, damit du erfährst, was über uns in den Bögen steht?
    Ja, sagte ich, so einer bin ich.
    Ich merkte das Bedauern in ihrem Blick. Schade um den Jungen, er wirkte gleich so verhemmt; aber ich spürte auch Zweifel, sie glaubte es wohl nicht ganz. Ich werde mich ihr in noch schönerem Lichte zeigen. Natürlich, Alberna war meine Freundin, ich hatte mit ihr Abschied g e feiert. Wir hatten uns richtig verabschiedet, es war eine heiße Nacht. Es ist das richtige, sich nach einer solchen Nacht zu verabschieden, bevor lauwarme Nächte kommen. Es war ganz natürlich, daß sie mich in die Kartei sehen ließ, es waren ja außergewöhnliche Umstände, und es ha t te mit unserem Schlafen eigentlich nichts zu tun, aber um Elektra zu schockieren, stellte ich die Sache ein bißchen anders dar.
    Ja, ich habe eben einen schlechten Charakter, aber ich werde nicht wegen meines Charakters nach Omega elf geschickt, sondern wegen meiner fachlichen Kenntnisse, und da ist der Quotient durchaus befri e digend. Ich habe, wie du sicher gehört hast, die Raumschiffe Saturno 7 und Galaxis 11 gerettet.
    Ach ja, du bist ja ein Meister der Improvisation. Ich habe es in der Enzyklopädie gelesen.
    Diesen Schmus lese ich nicht, sagte ich.
    Ich wette, du liest es, manchmal gehst du heimlich heran und freust dich darüber.
    Nein, sagte ich, das heißt, ja, ich hab’s gelesen, und ich hab mich s o gar erkundigt, wer das verfaßt hat, und das war Professor Habesatt. Ich habe ihm sogar geschrieben.
    Und hast dich etwa bedankt?
    Ich hab ihm geschrieben: Ihr Stil ist mir zu heldenhaft, er geht auf Weltraumstelzen; passen Sie auf, daß er nicht vornüberkippt. – Und jetzt sagte ich die Wahrheit. Die Wahrheit war zufällig so, daß ich glaubte, sie würde Elektra schockieren.
    Aber Elektra war leider ganz erfreut. Großartig, Merkur Erdenson, ich mag den Heldenstil auch nicht. Meistens wenden ihn die an, die noch nie ein Raumschiff von innen gesehen haben, es sei
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