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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Autoren: Johanna und Günter Braun
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leider hast du, wie es sogar die Schulen durchnehmen, zwei Raumschiffe vorm Untergang gerettet. Ich sage leider, denn das Argument schlug mich auf den Mund. Ich konnte nichts mehr anbringen. So wurde also in einer entscheidenden Sache wieder einmal fehlentschieden. Deine Enkel werden es ausbaden müssen, wenn überhaupt noch Enkel übri g bleiben. Ich habe aber Elektra gewarnt, und die nimmt Ratschläge en t gegen.
    Entgegennehmen ist noch nicht annehmen, sagte ich. Man kann Ratschläge sammeln und numerieren und sich in die Vitrine stellen. Erlauben Sie mir aber gegen Ihre feine Art, mich mit der Dame Elektra bekannt zu machen, zu protestieren.
    Ich habe nichts gegen dich, mein Junge. Ich wünsche dir ja Glück, und spiele, sag ich dir. Tu wenigstens das. Übereile nichts. Stell dir die Möglichkeiten vor. Trainiere geistig, aber verfalle nicht ganz dem Spiel. Lieg nicht herum und träume. Trainiere nicht nur so vor dich hin. Mach auch nicht den Fehler, daß du glaubst, wenn du eine Möglichkeit erfol g reich durchgespielt hast, es wäre schon so geschehen.
    Verwechsle nie das Spiel mit der Wirklichkeit. Zwing einer Wirklic h keit nichts auf. Sag nicht, weil eine Variante dir im Geist so schön g e lungen ist, so muß es sein. Im Spiel bist du der Schöpfer, der alles lenkt. In der Wirklichkeit mußt du dich anpassen, bist aber durch das Training fähig geworden, Wirkliches zu durchschauen.
    So nölte sie mich voll, bis ich aufstand und mich empfahl. Du bist sehr psychologisch vorgegangen, Alte. Sorgfältiger konntest du mir meine Reiselust nicht abkühlen. Ich hatte alles satt, die Kapsel, Elektra, die Lumen, alles, bevor ich noch den Raumanzug anlegte.
    Medea Twin stand in den silbergrauen Maschen da, sehr elegant, aus ihrer Hand stieg blauer Rauch. Sie war so frech, mir nachzulächeln, sie hatte mich wohl auf den Arm genommen. Ich dachte, wenn ich ihnen jetzt den Reiseauftrag mit bestem Dank zurückreiche, sagen sie: Na also! Medea hat ihn provoziert, sie hat herausgekitzelt, was wirklich in ihm steckt und ob ihm an der Sache so viel liegt, daß er sie gegen alle Widrigkeiten übernehmen will. Er wußte vielleicht selbst noch nicht, wieviel ihm daran lag. Jetzt hat er aufgegeben, schon bei Erwähnung der Möglichkeiten, die sich ergeben könnten, schon nach einem Spiel. Wie gut, daß wir Medea haben, Großmutter Twin, sie hat uns wieder einen Mißgriff erspart mit ihrem feinen psychologischen Instinkt, mit ihrem Psychoprovotest auf spielerischer Basis.
    Irrtum, ich steige in die Kapsel, ich fahre, und die Spiele, die sie mir angepriesen hat, die treibe ich, wenn es langweilig werden sollte.
    Ich treibe immer irgendwelche Spiele. Bloß, daß ich jetzt begonnen habe, über die Dinge zu berichten, die mir zugestoßen sind, ist für mich etwas mehr als Spiel. Ich bedaure nur, daß es einzig die Leute, die mit mir und nach mir leben, erfahren werden und nicht die Vorfahren, die in den grauen Vorzeiten den Müll anhäuften.
    Ich finde es widersinnig, daß ich nur vorwärts und niemals rückwi r kend berichten kann. So bin ich ein Historienschreiber, fast wie der Brynn, nur hoffentlich nicht ganz so trocken. Blöd würde ich es finden, Utopist zu sein, da hätte ich keinen Boden mehr unter mir, nicht mal Raketenboden. Ich möchte mir gar nicht ausdenken, was in Jahrtause n den mal sein wird. Ich würde aber furchtbar gern den Vorfahren erzä h len, wie es mir erging und was wir machen. Sie tun mir leid, liegen in ihren Gräbern und Urnen, wenn es spannend wird, und kriegen nichts mehr mit. Na schön, sie hatten zu Lebzeiten die Utopics als Ersatz, sie mußten sich mit einem Spiel begnügen, weil sie die Wirklichkeit nicht mehr erleben können.
    Sicher wollten viele von ihnen wissen, was aus den Lichtmännern, diesen Lumen, eines Tages werden würde. Manche befürchteten vie l leicht schon das Schlimmste. Es wäre schön, wenn ich sie wahrheit s gemäß informieren könnte, wie einem Erdenson zumute war, als er die Nase in ihre kosmischen Hinterlassenschaften stecken mußte.
    Warum hält man sich überhaupt an Zeiten? Es gibt Zeiten und Vo r zeiten jede Menge – und sicherlich auch Nachzeiten. Und Zwischenze i ten. Ich möcht es so genau nicht nehmen, wenn ich mein Zeug hier schreibe. Ich schreib’s für meine Vorväter, die haben’s nötig. Meine Nachkommen werden doch alles besser wissen.
     
     
    3
    Hätten mir Brynn und Oma Twin meinen Kommandanten in allen äußeren Einzelheiten ausgemalt, mir vielleicht noch
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