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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Autoren: Johanna und Günter Braun
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das sagte, wurde ich wieder weich. Ich glaubte natürlich nicht an Karten, die offen auf den Tisch geblättert werden. So etwas gibt es nicht, schon gar nicht, wenn einer sagt, ganz offen: Ein kleines G e heimzeichen wird an den Karten schon verborgen sein. Aber ich wollte nun einmal nach Omega elf zu diesen unheimlichen Erscheinungsfo r men, und ich ließ mich in eine Diskussion ein.
    Wenn sie nun herrisch ist, sagte ich.
    Du kannst dich drauf verlassen, Merkur, sie ist sehr herrisch. Das können alle wissenschaftlichen Gruppen, in denen sie gearbeitet hat, bezeugen, das ist ihr hervorstechendstes Merkmal. Sie duldet keinen Widerspruch, sie kann es sich erlauben, weil sie so gut ist. Sie ist die Beste, die wir schicken können. Sie hat übrigens, als wir ihr mitteilten, daß du mit ihr fahren sollst, gesagt, es ist mir Sternschnuppe, wer mit mir fährt. Hauptsache, er kann was und ich kann mich auf ihn verla s sen. Du wirst dich vielleicht an dem ich stoßen.
    Ich wollte plötzlich überhaupt nicht mehr wissen, was sie gesagt oder nicht gesagt hatte. Wenn sie herrisch ist, werde ich mit ihr leichter fertig als mit einer, die es nicht ist. Einer herrischen Person kann ich alles abschlagen; ich mache nur, was sie verlangt, wenn ich mich überzeugt habe, daß ihre Anweisung richtig ist.
    Das schien ihm sehr beängstigend. Er gemahnte mich an Raumschi f fe, die verunglückt waren, weil sich darin befindliche Personen nicht einigen konnten und einer dem anderen die Sauerstoffzufuhr abdrosse l te. Vielleicht, Merkur, denkst du daran, daß du körperlich der Überl e gene bist. Du hast seit frühester Jugend Judopraxis, Elektra hat nichts dergleichen.
    Dachte der, ich würde wegen einer Meinungsverschiedenheit meinen Kommandanten niederschlagen? Ich bin kein Weltraumbandit, sagte ich, jetzt möchte ich gehen und mich ein bißchen von der Erde vera b schieden. Fertig werden muß ich mit Elektra und diesen unheimlichen Erscheinungen doch allein.
    Merkur, sagte er leicht verlegen, da wartet noch Medea Twin, sie muß noch einige Fragen mit dir klären.
     
     
    2
    Cäsar Brynn war vielleicht achtzig, aber Medea Twin war mindestens hundertzehn Jahre alt, eine flotte Großmutter. Sie saß hinter der Stec h palme im Vorraum. Ich sah zuerst nur ihre schwarze Zigarre und den blauen Rauch, der in Spiralen über der Palme aufstieg, aber als ich sie in ihrem silbernen Strickanzug aufstehen und ihr braunes Gesicht und die weißen Haare sah, die wie Schaumspeise auf ihrem Kopflagen, und ihre grünen Augen hinter der großen Brille, dachte ich, mit der würdest du unter Umständen gern in den Raum steigen; die hat prima sachliche Augen, die wäre ein Kumpel, von der würdest du dir auch mal was s a gen lassen; die kennt den Betrieb, der sich Erde und anliegende Gebiete nennt, die nimmt nichts so wichtig, daß sie gleich ein Prinzip daraus ableitet; aber als sie zu mir sagte, ihr werdet lange unterwegs sein, roch ich schon, worauf sie hinauswollte, natürlich auf die sexuelle Frage. In dem Punkt lasse ich überhaupt nicht gerne mit mir reden, da ist mir alles Diskutieren und Theoretisieren zuwider, denn gerade da muß ich mich auf Einfalle und auf Improvisation verlassen, und angeblich, wie Brynn sagte, war ich ja ein Meister der Improvisation. Das sagte aber nicht nur Brynn. Alberna würde mir das auch bescheinigen.
    Ich sagte zu Großmutter Twin, jetzt soll ich wohl darüber aufgeklärt werden, wie ich mich im Raum eines angemessenen sexuellen Verha l tens befleißigen soll, aber ich habe die Fibel über den guten sexuellen Ton in abgeschlossenen Räumen bereits in der verbesserten Auflage; und ich zitierte ihr gleich den Abschnitt, wie man es im Zustand der halben Schwerelosigkeit macht, wo der Genuß am höchsten sein soll. Man achte darauf, daß man sich an einem Griff festhält, nötigenfalls übt man es vorher in der irdischen Badewanne.
    Darüber wollte ich mit dir überhaupt nicht reden, sagte Medea Twin, ich möchte dich nur darauf aufmerksam machen, daß Elektra dir u n sympathisch sein könnte.
    Und für den Fall möchtet ihr mir was zum Schlucken mitgeben, was die Potenz beseitigt, und womöglich für immer? Das könnt ihr mit mir nicht machen.
    Wo denkst du hin, Junge, sagte Medea Twin, ich will dir weder Pillen noch Tropfen noch Ratschläge geben, das ist alles nutzloses Zeug in meinen Augen. Sieh mich an, ich habe nie eine Pille, nie einen Tropfen, außer einem guten, nicht zu kalten Kognak kurz nach dem Aufstehen jemals
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