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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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Joe schließlich leise, „dass ich dir so viel Unrecht getan habe. Ich hoffe, wir können noch einmal von vorne anfangen.“
         Kyra lächelte matt und stützte sich mühsam auf ihm ab.
         Sie brachten Daniel und die Leichen von Seth und Michael aus dem Tempel, dann gingen sie ein letztes Mal zurück, um Marius' und Amelies Körper zu verbrennen.
         „Ich hoffe, die Tyrannei hat damit ein Ende“, sagte Joe ernst. „Dieses Beispiel sollte uns zeigen, dass Vampire im Grunde auch nur Menschen sind. Ihr Geist kann genauso krank werden. Ich hoffe, so etwas passiert nie wieder.“
         Sie steckten die Leichen in Brand und während sie diesem Schauspiel beiwohnten, wurde beiden klar, dass noch sehr viel mehr Arbeit vor ihnen lag. Die Vernichtung des letzten Ältesten und seiner Lilie war nur der Anfang.
     
     
    Epilog  
     
         Kyra sah ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Missmutig verzog sie das Gesicht und reckte ihren Kopf ins gleißende Sonnenlicht. Der betörende Duft von frischen Frühlingsblumen und gemähtem Gras stieg ihr in die Nase und kitzelte sie. Im gesamten Friedhof waren in den letzten Tagen die Blumen aus ihren Knospen gebrochen und säumten nun farbenprächtig die vielen Gräber und Zäune. Die Mittagssonne stand hoch am wolkenlosen, azurblauen Himmel und belächelte die ganze Welt mit ihrem Antlitz. Schon jetzt konnte Kyra es kaum noch abwarten, bis sie wieder aus der Sonne kam. Sie blendete unerträglich und ein Schwindelgefühl machte sich in ihr breit. Außerdem schien Joe sich gehörig zu verspäten.
         „Wo bleibt er nur?“, zischte sie aufbrausend. „Er glaubt wohl, er kann sich jetzt alles rausnehmen!!“
         „Er ist Ratsvorsitzender“, sagte Daniel. „Er verbringt seine gesamte Zeit damit, die letzten Anhänger des Sanguinariums aufzuspüren. Wir können froh sein, dass er überhaupt kommt.“
         Sie standen am schmiedeeisernen Tor des Gemeindefriedhofs in Wisconsin und spähten unaufhörlich die Straße entlang. Eigentlich wollten sie sich hier um Dreizehn Uhr mit Joe treffen, doch mittlerweile war es schon fast eine Stunde später und Kyra wurde mal wieder bewusst, wie sehr sie Joes Unpünktlichkeit hasste. Ob er sie nun in einen Konvent bestellte, oder in sein gediegenes Penthouse, stets musste sie auf ihn warten und immer hatte er eine neue, fadenscheinige Erklärung dafür parat. Aber Kyra war nicht in der Position, sich zu beschweren. Joe hatte ihr mehr als nur einmal klargemacht, wo sie nun stand. Nämlich sehr weit unter ihm.
         Als schließlich ein schwarzer Wagen die Einfahrt hinauffuhr, ballte Kyra die Hände zu Fäusten. Insgeheim wünschte sie sich, Joe wäre gar nicht erst gekommen.
         Joe stieg aus dem Wagen und natürlich sah er auch heute wieder unverschämt gut aus. Er trug einen schwarzen Anzug mit Krawatte, polierte Schuhe und eine Sonnenbrille. Seine Mine war ernst. Blasiert.
         „Ich hatte noch ein wichtiges Geschäft zu erledigen“, sagte er knapp. Dann nickte er Kyra zu. „Kyra.“
         „Jonathan“, antwortete Kyra gepresst.
         Es hatte sich nicht viel verändert. Joe behandelte sie zwar nicht mehr wie den letzten Dreck, aber er ließ sie gerne spüren, wer ihr Herr war.
         „Hast du meine Sendung bekommen?“, fragte er.
         Kyra erinnerte sich nur zu gut daran.
         „Ja. Vielen Dank. Eine  sehr  nette Geste, mir zum Geburtstag weiße Lilien zu schenken.“
         Joe lächelte gehässig. Er genoss diese Sticheleien. Dann wandte er sich Daniel zu, sehr viel höflicher und respektvoller.
           „Oberster Konsul, Daniel?“, sagte er mit einer Stimme, die stark mit Unmut getränkt war. „Ich habe die Nachricht erst letzte Woche bekommen.“
         „Allerdings“, antwortete Daniel. „Bill hatte die Nase voll und meinte, ich wäre der beste Mann für diesen Job.“
         „Dann werden wir uns in Zukunft noch öfter sehen, was?“
         „Ich fürchte ja.“
         Die beiden Männer starrten sich an, voller Abneigung über ihre erzwungene, zukünftige Zusammenarbeit.
         „Können wir dann endlich?“, mischte sich Kyra ein und pochte bedeutungsschwer auf ihre Uhr. „Ich würde gerne heute Abend wieder im Flugzeug sitzen.“
         Die drei marschieren durch das Tor und gingen einen von Fichten gesäumten, schottrigen Weg entlang. Einige wenige Menschen waren ebenfalls auf dem Friedhof,
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