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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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um die Gräber ihrer Verstorbenen Liebsten zu besuchen, doch Joe, Daniel und Kyra bewegten sich fort von den sorgfältig aneinander gereihten Gräbern und hin zu zwei einsamen Grabsteinen, die so groß waren, dass sie eher einem Denkmal glichen. Eine Hälfte des schwarzen Marmorsteins war völlig naturbelassen, etliche Rosen rankten sich darum und leuchteten ihnen in einem schimmernden Samtrot entgegen. Die andere Hälfte war glatt poliert und in strahlend goldenen Lettern standen darauf die Worte geschrieben:
     
    SETH MAXWELL FRASIER
     
    1990 – 2009
     
    Amicus certus in re incerta cernitur
     
     
          Daneben stand ein weißer Grabstein, umrandet von Efeu und wildem Wein und auf ihm stand in denselben goldenen Lettern:
     
    MICHAEL QUINN
     
    gestorben 2009
     
    Dona nobis pacem
     
         Kyras Mund wurde sehr trocken, als sie auf die beiden Grabmale blickte und sich in Erinnerung rief, warum ihre beiden Freunde gestorben waren. Die Beerdigung vor zwei Jahren war ein niederschmetterndes Ereignis gewesen. Man hatte beschlossen, Seth und Michael nahe dem Hauptquartier in Wisconsin zu begraben. Viele Jäger waren gekommen, um Seth die letzte Ehre zu erweisen. Einige wenige Polizisten und Freunde von Michael aus Los Angeles hatten ebenfalls an der Zeremonie teilgenommen, doch keiner von ihnen würde jemals wissen, warum ihr Kollege gestorben war. Kyra fand es deprimierend, dass kein Mensch erfahren würde, was Michael für den Fortbestand dieser Welt geleistet hatte. Die Polizei von Kalifornien nahm an, er wäre bei einem tragischen Wohnungsbrand umgekommen. Wie weit sie doch damit daneben lagen.
         Daniel und Joe waren ebenfalls ungewöhnlich still und blickten mit ernsten Mienen auf die beiden Gräber vor ihnen. Daniel kam sehr oft hierher, um das Grab seines besten Freundes zu besuchen und sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, welchen Mut er aufgebracht hatte, um sie alle zu retten. Und jedes Jahr kamen auch Kyra und Joe hierher, um denen zu gedenken, die ihr Leben für das Schicksal der Menschheit lassen mussten. Es war die einzige anständige Geste, die Joe bereit war zu geben.
         Eine Weile standen sie schweigend da, jeder in den eigenen Gedanken versunken und die Toten ehrend. Kyra würde nie die Zeiten vergessen, die sie mit Michael und Seth erlebt hatte. Selbst heute glaubte sie noch, Seth's Lachen und Michaels aufbrausendes Geschimpfe zu hören, wenn sie allein war und fest an die beiden dachte. Dabei musste sie jedes Mal milde lächeln und freute sich über die Dinge, die sie mit den beiden erleben durfte.
         Sie blickte zu Daniel, dessen linke Gesichtshälfte schlimm vernarbt war. Ein Hauch von Bitterkeit spiegelte sich in ihm und sie wusste, dass es ihm immer noch schwer fiel, Seth's Tod zu akzeptieren. Joe hatte die Hände ineinander geschlungen und sah mit ernster Miene auf die beiden Grabmale. Er hatte sich in den letzten Jahren kaum verändert. Seit er vor eineinhalb Jahren von den Ratsmitgliedern zu deren Oberhaupt gewählt wurde, bemühte er sich intensiv um den Frieden zwischen Jägern und Vampiren. Das Sangiunarium und die Strigoi Vii wurden fast vollständig zerschlagen. Obwohl die Ratsmitglieder ihn lange Zeit als einen Verräter bezeichnet hatten, würdigten sie seinen Beitrag, den er zu ihrem Überleben geleistet hatte und mussten sich eingestehen, dass sie über sechshundert Jahre lang einer Frau gedient hatten, die an Egoismus und kaltblütiger Brutalität nicht zu übertreffen war. Jetzt war er das Oberhaupt der Vampire und unter seiner Führung erlebte ihre Rasse einen nie gekannten Frieden. Doch nicht alles war gut.
         Später saßen sie zusammen auf einer Bank im Hof des Hauptquartiers, das erst letzten Monat wieder vollständig renoviert wurde und nun hunderten von Jägern ein Zuhause war. Auch hier blühten die Blumen in verschwenderischer Pracht, Bienen summten um die Blüten und Vögel zwitscherten von den Dächern. Es war Nachmittag und bald würden Kyra und Joe in ihrem Flieger nach Los Angeles sitzen.
         „Weißt du, was mich schon seit einiger Zeit brennend interessiert?“, fragte Joe und blickte Kyra dabei fest in die Augen. „Was ist eigentlich aus meinem Ring geworden? Seit dem Tag im Tempel hast du ihn nicht mehr getragen.“
         „Oh.“ Daran hatte Kyra überhaupt nicht mehr gedacht. „Ähm, ich hab ihn verschluckt. Ich denke, er wird noch immer irgendwo in meinem Körper sein, schließlich kann ich
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