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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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wieder befreien kann!“
         Seth grapschte nach dem Krug, doch kaum trug er ihn zwischen seinen Händen, als ein stechender Schmerz seinen Körper durchfuhr. Er fiel vornüber, drehte sich um und sah Marius über sich stehen, von dessen Fingern dunkles Blut tropfte. Er hatte Seth den Rücken aufgeschlitzt und leckte sich nun dessen Blut von der Hand. Marius Wunden waren noch nicht vollständig geheilt, dennoch war er wieder bei Kräften und ließ ein grimmiges Knurren ertönen.
         „Du törichter Mensch!“, fauchte er. „Niemand kann Samael aufhalten! Er wird sich befreien, noch ehe ihr das Ritual zu Ende bringen könnt!“
         Wütend riss er Seth den Krug aus der Hand und klemmte ihn sich unter den Arm.
         „Es reicht! Ihr Menschen habt mir genug Ärger bereitet! Ich lasse meine Pläne nicht von euch durchkreuzen, vorher werdet ihr alle sterben!“
         Er trat auf Seth's Brust, worauf dieser Blut hustete und seine Rippen unter dem Druck brechen spürte. Schlaff klammerte er seine Hände um Marius' Bein, doch dieser war völlig unbeeindruckt und legte noch mehr Gewicht auf seinen Fuß. Seth's Körper wurde fast zermalmt, er schrie und stöhnte und wurde scharlachrot im Gesicht, als Kyra ihre Lebensgeister zurückkehren spürte.
         „Nein!“, schrie sie und sprang auf Marius zu. „Lass ihn in Ruhe!“
         Auch Joe rappelte sich ein letztes Mal auf, rammte seine Faust gegen Marius' Bein, doch es zeigte kaum Wirkung. Marius stieß zuerst Joe beiseite, dann schüttelte er Kyra ab, die ihm im letzten Moment den Krug aus der Hand schlagen konnte. Joe fing ihn ungeschickt auf und vergrub ihn unter sich, so dass Marius nicht mehr hin gelangen konnte. Kyra fiel zu Boden und brach sich ein Handgelenk.
         „Genug!“, brüllte Marius. „Ich werde dieses Siegel zerstören, ein für alle Mal!“
         Mit schnellen Schritten rannte er zur hintersten Ecke der Kammer, wo die Truhe noch immer geöffnet dastand. Doch Seth schien ein unerschütterlicher Wille gepackt zu haben. Obwohl er sehr schwer verletzt war und kaum noch dazu imstande war, irgendetwas zu tun, raffte er sich auf, stolperte Marius hinterher und riss ihn an seinem Mantel gepackt um. Dieser wurde hart auf den Boden geschmettert, während Seth verbissen weiter kroch, bis zum Rand der Truhe. Und obwohl er um den fürchterlichen Fluch wusste, der auf dem Schlüssel des Salomon lag, fand er nun keine andere Möglichkeit mehr. Er tauchte die Arme in die Öffnung der Truhe und schloss die Finger um das Siegel.
         „Nein!“, brüllte Joe laut. „Du darfst es nicht berühren!“
         Doch es war zu spät. Als Kyra den Kopf hob und zum Ende der Kammer spähte, sah sie, wie Seth das Siegel aus der Truhe hob und es quer über den Boden warf, wo es aufgrund des vielen Blutes ins Schlittern geriet und schließlich einen Meter vor Joe zum Stehen kam. Und noch während Kyra bewusst wurde, dass gerade etwas unglaublich Schreckliches geschehen sein musste, erfüllte ein lauter, wehklagender Schrei den Raum.
         Seth saß auf seinen Knien, das Gesicht zu einer grausamen Fratze verzerrt. Er schrie und schrie, als ob er etwas sehen könnte, was kein anderer zu sehen vermochte und das ihm anscheinend fürchterliche Angst einjagte. Er hielt sich die Hände an den Kopf, die Augen geschlossen und schrie aus Leibeskräften. Sein ganzer Körper zuckte und zappelte wie verrückt und dann leuchtete aus seinem Mund, seinen Augen und seinen Ohren ein merkwürdig rotgoldenes Licht. Er fing an zu qualmen, überall an seinem Körper platzte die Haut auf und durch die Risse schimmerte ebenfalls dieses gleißende, helle Licht. Es sah aus, als würde er von innen verbrennen. Langsam und allmählich veränderte sich seine Hautfarbe. Sie wurde grau, an manchen Stellen schwarz und schien wie Pergament von ihm abzublättern. Seth schrie zusammenhanglose Wörter und krümmte sich unter entsetzlichen Qualen. Dann, ganz plötzlich, erlosch das Licht, Seth sackte zusammen und blieb rauchend und völlig regungslos am Boden liegen, die Augen weit geöffnet und den Mund noch immer wie zu einem stummen Schrei aufgerissen.
         Kyra war vor Schreck wie gelähmt. Sie war sich sicher, dass das eben nicht geschehen sein konnte. Was war mit Seth passiert? Auch Joe hatte entsetzt auf das Schauspiel gesehen, doch als Marius sich langsam wieder aufrichtete, zwang er sich zur Konzentration. Er hechtete zum Siegel,
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