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Ungestüm Wie Wind Und Meer

Ungestüm Wie Wind Und Meer

Titel: Ungestüm Wie Wind Und Meer
Autoren: Stephanie Laurens
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London vor Anker, bereit mit der Morgenflut ihren Heimathafen in Southampton anzusegeln. In Southampton sollte die Albeca Fracht für eine Reise nach Lissabon und Brügge aufnehmen, bevor sie nach London zurückkehrte. Wie alle größeren Schiffe hielt auch die Albeca eine große Kabine für ihren Besitzer bereit.
    Er würde das Kommando der Albeca übernehmen. Ihre Fahrt konnte sie trotzdem durchführen, aber nach der Landung in Brügge könnte das Schiff in einem der Häfen Norfolks einen Zwischenstopp einlegen und sie an Land lassen. Als Transportmittel von Southampton nach Norfolk wies ein Schiff gewisse Vorteile gegenüber einer Reise über Land auf. In erster Linie gewährte es ihnen zahllose Stunden des Alleinseins. Es war höchste Zeit, Kit zurückzuholen. Dorthin, wohin sie gehörte.
     

Dreißigstes Kapitel
    Kit betrachtete die nickenden blauen Vergissmeinnicht in Jennys kleinem von Mauern umgebenen Garten und fragte sich, ob Jack sie vergessen hatte. Es war Montag, mehr als eine Woche war seit ihrem Aufbruch von Castle Hendon vergangen. Sie war felsenfest überzeugt gewesen, dass er nach seiner Rückkehr aus London unverzüglich die Verfolgung aufnehmen würde, und das wäre spätestens am Dienstag gewesen. Innerhalb von Minuten hätte er wissen müssen, wohin sie sich gewandt hatte. Cranmer kam nicht in Frage, ebenso wenig wie ihre Tanten. Ihre Vettern waren die einzig denkbare Möglichkeit, und sie hatte mal erwähnt, dass Geoffrey ihr Lieblingsvetter war. Ihr Umzug nach Southampton hätte natürlich einen Tag Verzögerung bedeuten können, vielleicht auch zwei. Aber bisher war sein zu erwartender hochmütiger Auftritt in Jennys kleinem Salon noch nicht erfolgt.
    Kit seufzte schwer.
    So tief war sie in ihren Gedanken versunken, dass sie die sich nähernden Schritte auf dem Rasen überhörte. Trotz ihrer Geistesabwesenheit überkam sie ein gewisses Prickeln, als Jack sich näherte. Nach Luft schnappend fuhr sie herum und sah ihn.
    Sie blickte ihm tief in die Augen. Ihr Herz machte einen Satz, setzte einen Schlag aus und begann zu rasen. Vorfreude sprudelte hoch. Dann bemerkte sie seinen Gesichtsausdruck - streng, distanziert; nichts deutete auf irgendein weicheres Gefühl hin.
    »Guten Morgen, meine Liebe.« Es gelang Jack, in völlig ausdruckslosem Ton zu reden. Die Anstrengung brachte ihn beinahe um. Er hielt die Anne starr an seiner Seite, um zu verhindern, dass er Kit an sich riss. Das, so schwor er sich, sollte erst später folgen. Zunächst einmal wollte er seiner fehlgeleiteten Gattin verdeutlichen, wie streng er ihre Eskapade verurteilte. »Ich komme, um dich nach Hause zu holen. Jenny packt bereits deine Sachen. Ich will unverzüglich aufbrechen, wenn sie fertig ist.«
    Sprachlos starrte Kit ihn an und wunderte sich, dass die Worte, auf die sie so sehnsüchtig gewartet hatte, auf eine Weise geäußert werden konnten, die absolut nichts in ihr zum Klingen brachte. Keine Freude, keine Erleichterung - nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Jacks Worte entbehrten jeder Spur von Gefühl. Sie forschte in seinem Gesicht und wartete, rechnete doch noch damit, dass seine finstere Miene einem spöttischen Grinsen wich. Doch er ließ die starre Maske nicht fallen.
    Wortlos bot Jack ihr den Arm. Sie fand noch immer keine Worte; in ihrem Kopf herrschte ein wilder Aufruhr. Kits Finger zitterten, als sie sie auf seinen Ärmel legte.
    Jenny erwartete sie lächelnd in der Halle. Kits kleine Tasche stand zu ihren Füßen. Immer noch verzweifelt bemüht zu begreifen, was Jack im Schilde führen mochte, küsste Kit ihre frühere Erzieherin geistesabwesend und versprach, ihr zu schreiben, stets der gebieterischen Gestalt Jacks gewärtig, eines unerschütterlichen Felsens in der Brandung.
    Hatte er womöglich gar nichts von dem verstanden, was sie zum Ausdruck bringen wollte?
    Kit sank in die Polster der Mietkutsche und wunderte sich, dass sie keine der Hendonschen Kutschen nahmen. Sie blinzelte, als Jack die Tür hinter ihr schloss. Da dämmerte ihr, dass Jack lieber reiten statt mit ihr in der Kutsche fahren wollte.
    Plötzlich hatte Kit keine Zweifel mehr an ihren Gefühlen. Ihr Temperament meldete sich zurück. Was war hier los?
    Zehn Minuten später hielt die Kutsche ruckend an. Steif aufgerichtet wartete Kit. Jack rief einen Befehl. Eine auffrischende Brise brachte Möwengeschrei mit sich. Kit kniff die Augen zusammen. Wo waren sie? Bevor sie zum Fenster rutschen und hinausblicken konnte, öffnete Jack den
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