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Ungeplant (German Edition)

Ungeplant (German Edition)

Titel: Ungeplant (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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Zusammenbruch.
     
    Mit einer Tasse Tee rolle ich mich im Wohnzimmer auf dem Sessel zusammen und versuche, die Fassung zu bewahren.
    Max liegt auf der Krabbeldecke und versucht seit ein paar Minuten, sich zu seinem Kuscheltier hinzurollen. Bald wird er es schaffen, sich alleine vom Rücken auf den Bauch zu drehen. Vom Bauch auf den Rücken kann er schon, aber dafür hat er ja den Kopf als Gegengewicht.
    Sven hat all seine Sachen abgeholt. Und ich habe es nicht bemerkt. Zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt, um zu merken, dass er dabei ist, sich komplett von mir zurückzuziehen. Nur was soll ich tun, wenn er noch nicht mal meine Erklärung hören will?
    Eine Nachricht von Jakob reißt mich aus meiner Grübelei.
     
    - Wie geht’s Dir, Süße. Ich mach mir Sorgen. Jakob. -
     
    - Ehrlich? Mir geht’s beschissen. -
     
    - Es tut mir so leid, was passiert ist. Kann ich Dich aufmuntern? Mein Dienst ist in einer halben Stunde vorbei. Ich könnte Dich auf dem Weg nach Hause einsammeln. Wir bestellen uns was zu essen, schauen einen Film, gehen eine Runde schwimmen. Was meinst Du? -
     
    - Ich hab Max hier und bin keine sehr gute Gesellschaft heute. Außerdem halte ich es für keine gute Idee, Jakob. Du willst eindeutig mehr als Freundschaft. -
     
    - Melina, ich hab es kapiert. Versprochen. Ich werde meine Finger bei mir behalten. Sag ja. Max hat hier alles, was er braucht und du bekommst Ablenkung. Wenn du die Gesellschaft der Hennen aus dem Schwimmkurs vorziehst, dann verstehe ich das natürlich. ;) -
     
    Damit hat er mich, und das weiß er ziemlich genau. Ich brauche dringend eine emotionale Auszeit von all dem Drama. Eine erwachsene Unterhaltung mit jemandem, der meine Situation mit Kind nachvollziehen kann, wäre auch nicht schlecht.
    Vielleicht ist es nicht richtig, aber dennoch erkläre ich Jakob den Weg zu meiner Wohnung und packe eine Tasche für Max und mich.
     
    Ich mag Jakob. Er ist manchmal ein bisschen abgedreht, aber er ist aufmerksam, liebevoll und scheinbar ein wirklich guter Vater. Mir gefällt der Kontrast in ihm, wie zum Beispiel die Tattoos, die gerade von seiner OP-Kleidung überdeckt werden. Das ändert nichts daran, dass er nicht Sven ist und niemals sein wird.
    Wir sind gerade im Haus, als er sofort die Treppe hoch läuft.
    „Ich ziehe mich nur schnell um“, ruft er über seine Schulter und schlägt auch schon die Schlafzimmertür hinter sich zu.
    Ich nehme Max aus seinem Sitz und wandere mit ihm durchs Wohnzimmer. Zufrieden gluckst der kleine Mann vor sich hin und kuschelt sich an meine Schulter.
    An einer Reihe Fotos bleibt mein Blick hängen. Die neuesten Bilder sind von Eliana, aber auf einem kann ich einen jüngeren Jakob mit einer dunkelhaarigen Frau erkennen. Da sie auch auf einem der aktuelleren Bilder mit Eliana zu sehen ist, gehe ich davon aus, dass es seine Exfrau ist.
    Von mir unbemerkt hat Jakob sich die Treppe runtergeschlichen. Plötzlich steht er ganz nah hinter mir und sieht mir über die Schulter.
    „Sie ist hübsch“, sage ich.
    „Das ist sie.“
    „Liebst du sie noch?“
    „Natürlich. Sie ist die Mutter meiner Tochter“, sagt er so voller Überzeugung, dass ich mich frage, ob nicht doch noch mehr zwischen den beiden ist.
    „Gehen wir schwimmen?“, lenke ich ab, ehe er das Thema noch vertiefen möchte. Ich drehe mich zu ihm um und sehe, dass er schon eine Schwimmshorts trägt. Jakob geht anscheinend gerne oben ohne, aber er kann es sich auch erlauben.
    „Ich bin bereit.“
    Mit ausgestreckten Armen steht er vor mir und grinst.
    „Hast du einen Sonnenschirm, wo ich Max drunter ablegen kann?“
    „Ich habe sogar einen Laufstall mit Insektenschutz, wo du ihn reinlegen kannst.“
    Er geht vor mir in den Garten und lässt mich dabei seine farbige Rückseite bewundern. Ich würde ihn gerne über die Bedeutung seiner Tattoos ausfragen, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass es eine zu intime Stimmung zwischen uns schaffen würde.
     
    Sicher und sonnengeschützt liegt Max und beobachtet die fremde Umgebung. Seine Lider werden schon wieder schwer und es ist nur noch eine Frage von Minuten, bis er einschlafen wird. Bevor ich mich zum Pool umdrehe, ziehe ich das Insektennetz übers Laufgitter. Jakob steht am Beckenrand und testet mit einem Fuß die Temperatur. Diesen Moment kann ich einfach nicht verschenken und nehme Anlauf. Er rechnet nicht mit mir und braucht deswegen nur einen kleinen Schubs. Mit einem fast mädchenhaften Schrei fällt er in das klare
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