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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
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am Licht, das eben noch schwächer wurde, als sich die Nacht über das Land senkte und die Schatten über den Ebenen länger wurden, die sich bis zum Fuß der Berge erstrecken; jetzt ziehen sich die Schatten zurück. Die Luft wird heller.
    Es ist beinahe wie ein ewigwährender Tagesanbruch. Die Sonne ist nicht gerade untergegangen. Sie geht auf.
    Benommen schwanke ich, falle beinahe, als wäre ich gerade von einem Karussell gestiegen. Ich packe Papa am Arm.
    «Alles in Ordnung mit dir?», fragt er. «Es ist vielleicht besser, du hältst dich an mir fest, bis du dein Gleichgewicht wiedererlangt hast.»
    Ich atme tief ein. Die Luft ist schwer von ihrer eigenen Süße, es liegt ein Duft nach grünem Gras und Klee darin, ein Hauch von etwas, das ich als den Geruch der Wolken erkenne. Zu sagen, es ist schön hier, wunderbar, unglaublich schön, würde dem hier nicht gerecht. Ich drehe mich zu Papa um.
    «Das ist der Himmel», sage ich. Und meine das nicht als Frage; ich weiß es. Vielleicht erkennt das der Engel in mir. Ich kann mich nicht wehren gegen das schwindelerregende Gefühl, das mich durchströmt. Der Himmel.
    «Der Rand davon, ja», sagt Papa.
    Jetzt ist mir nicht mehr schwindlig, und ich lasse seinen Arm los. Ich versuche, ein paar Schritte von ihm weg zu machen, aber es ist etwas Seltsames an dem Gras unter meinen Füßen. Es ist zu hart. Meine Füße sinken nicht darin ein oder zertreten es. Ich stolpere und schaue wieder zu Papa.
    «Was ist mit dem Gras los?»
    «Das ist nicht das Gras», antwortet er. «Du bist es. Es ist dir noch nicht bestimmt, hier zu sein. Du bist noch nicht fest genug für diese Ebene, aber solltest du in diese Richtung wandern …» Er deutet mit dem Kopf auf das stärker werdende Licht, in eine Richtung, die auf der Erde wohl Westen wäre, hier aber eine völlig andere Richtung ist. «… würdest du mit jedem Schritt fester, bis du zu den Bergen kommst.»
    «Und was würde passieren, wenn ich zu den Bergen komme?»
    «Tja, das findest du heraus, wenn die Zeit da ist», sagt er geheimnisvoll.
    «Du meinst, wenn ich sterbe.»
    Er antwortet nicht. Er schaut auf die Berge, hebt die Hand und deutet auf etwas. «Ich habe dich hergebracht, damit du das siehst.»
    Ich blinzele ins Licht, halte mir schützend die Hand vor die Augen, und dann bleibt mir der Atem weg. Dahinten kann ich die Gestalt einer Person ausmachen. Es ist eine Frau in einem weißen, wadenlangen, ärmellosen Kleid. Es sieht aus wie das Sommerkleid mit den Ösen, das ich gestern bei der Abschlussfeier unter meinem Talar trug. Sie hat uns den Rücken zugekehrt, sie läuft, ja, sie rennt beinahe auf die Berge zu. Ihr langes rostrotes Haar fällt offen über ihren Rücken.
    «Mama», hauche ich. «Mami!»
    Ich versuche, ihr nachzulaufen, aber ich kann die Füße auf dem steinharten Gras kaum bewegen. Es tut weh, als liefe man mit nackten Füßen auf einem Kiesweg. Ich schaffe nur ein paar Schritte, ehe ich keuchend aufgebe.
    «Mama!», rufe ich noch einmal, aber es ist offensichtlich, dass sie mich nicht hört.
    Papa tritt an meine Seite. «Du kannst nicht zu ihr, Liebes, nicht jetzt. Ich habe dich hergebracht, weil ich dachte, es würde dir guttun, sie zu sehen. Aber mehr ist nicht möglich.»
    Das reicht nicht, denke ich, aber es ist alles, was ich kriegen kann. Es ist ein Geschenk, das er mir macht, das beste Geschenk, das überhaupt möglich ist. Der Anblick meiner Mutter, der Beweis dafür, dass sie irgendwo in Sicherheit ist, im Warmen und im Hellen. Dass sie da draußen immer noch existiert.
    «Danke», flüstere ich.
    Papa streckt seine Hand aus, ich nehme sie. Dann stehen wir zusammen da und beobachten sie, diese ätherische Gestalt, die meine Mutter ist und die sich in diesen hoch gelegenen Regionen den Weg bahnt. Sie geht jetzt fort von mir, aber sie geht hinein in den himmlischen Glanz. Ins Licht.

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    Danksagung
    Dieses Buch zu schreiben war wie der Ritt auf einem bockenden Mustang, und ohne die Hilfe von so vielen guten Menschen hätte ich mich nicht halten können.
    Mein erster Dank gilt Katherine Fausset. Ich habe das große Glück, sie zur Agentin zu haben, zum Cheerleader, zum mentalen Leibwächter, zur Expertin in allen Fragen des Schreibens und zur lieben Freundin. Dank Katherine denke ich wieder daran, dass das Buch sie zum Weinen brachte (das Bild, wie sie schluchzend auf dem Sofa sitzt und ihren Ehemann nervt, wird mir nie mehr aus dem Kopf gehen). Danke auch, dass du an mich
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