Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)
Autoren: Cynthia Hand
Vom Netzwerk:
mich ausfüllen, wollte erstrahlen mit allem, was ich in diesem Augenblick fühlte.
    Zu bald, viel zu bald schon, zog er sich dann zurück. Machte einen Schritt nach hinten.
    Warte, wollte ich zu ihm sagen, als er sich umdrehte und den Wanderweg zurückging. Komm wieder her.
    Und ich glaube, ich hätte ihn davon überzeugen können, dass dies kein Abschied war, ich hätte ihm sagen können, ich wollte, dass er um mich kämpft. Dass ich ihn auch liebe. Aber etwas in mir flüsterte, dass er recht hatte, als er gestern meinte, es sei wohl am besten so. Tucker verdient etwas Besseres als das, was ich ihm geben kann. Er verdient ein normales Menschenmädchen, eine wie Allison Lowell. Er verdient es, glücklich zu sein.
    Also ließ ich ihn gehen, und wir fuhren schweigend zu ihm nach Hause und versuchten, zu der Überzeugung zu gelangen, dass wir das Richtige taten, das Richtige für uns beide.

    Papa wartet auf mich auf der Veranda vor dem Haus, als ich heimkomme. Er steht auf, als ich den Wagen die Auffahrt hochfahre.
    «Steig nicht aus», sagt er. «Ich möchte dir etwas zeigen.»
    Ich bleibe hinterm Steuer sitzen und mache die Tür auf der Beifahrerseite für ihn auf. Er setzt sich neben mich und schnallt sich an. Ich habe das merkwürdige Gefühl, wieder in der Fahrschule zu sein, und bin nervös, weil ich nicht weiß, was er will. Und in all das mischt sich sein ureigener Cocktail der Freude.
    «Na gut, wohin fahren wir?», frage ich.
    «Fahren wir doch einfach Richtung Stadt.»
    «Na gut.» Ich fahre. Ich weiß nicht, worüber ich mit ihm reden soll. Zuletzt habe ich ihn bei der Abschlussfeier gesehen, aber danach war er schnell wieder weg. Gelegenheit zum Reden hatten wir da nicht. Und das Mal davor hatte er auf Mamas Bett gesessen, als sie starb. So vieles schwirrt mir jetzt im Kopf herum, hauptsächlich Fragen, aber es kommt mir merkwürdig vor, ihm diese Fragen zu stellen.
    Wie zum Beispiel: Geht es ihr gut? Wohin genau ist sie gegangen? Warst du die ganze Zeit bei ihr? Wie sieht es da aus, wo sie jetzt ist? Vermisst sie mich? Hört sie mich, wenn ich versuche, mit ihr zu reden? Wacht sie über mich?
    Ich fahre zu langsam. Das Auto hinter mir hupt, schert aus, um mich zu überholen, und kann nur um ein Haar den Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Wagen vermeiden.
    «Verrückte Kalifornier», sage ich und zeige auf das Nummernschild, ehe der Wagen mit quietschenden Reifen davonbraust. «Die haben es immer eilig.»
    Als wir in die Stadt kommen, lässt Papa mich auf die Straße abbiegen, die zum Grand Teton Nationalpark führt. Auf dieser Straße bin ich hundertmal schon mit Tucker unterwegs gewesen.
    «Was kostet der Eintritt in den Park?», fragt Papa.
    «Das geht in Ordnung, Papa. Ich habe eine Saisonkarte.»
    Papa sieht zufrieden aus, als ob er stolz darauf sei, ein Kind in die Welt gesetzt zu haben, das die Natur zu schätzen weiß. Wir kommen aus einer langen geschwungenen Kurve, und plötzlich erheben sich die Berge vor uns, ganz in Rot und Gold getaucht. Die Sonne ist gerade hinter den Bergen untergegangen. Bald wird es dunkel sein.
    «Gleich hier», weist er mich an, als wir zu einem Aussichtspunkt kommen. «Fahr da rüber.»
    Gehorsam fahre ich rechts ran und parke. Wir steigen aus dem Auto. Ich folge Papa, als er ein paar Schritte von der gepflasterten Straße ins hohe Gras hinein macht. Sein Blick geht zu den Bergen.
    «Wunderschön», sagt er. «Von dieser Seite habe ich sie noch nie gesehen. Das ist doch mal ein Anblick, oder?»
    «Ja, es ist schön, Papa.» Aber ich bin verwirrt. Wieso wollte er hierher?
    Mit hochgezogenen Augenbrauen dreht er sich zu mir um. «Geduld ist nicht gerade deine Stärke, was?»
    Hitze steigt mir ins Gesicht. «Wohl nicht. Tut mir leid. Ich dachte nur, du hättest einen bestimmten Plan oder wolltest mir etwas zeigen. Das hier habe ich schon öfter gesehen.»
    «Das hast du noch nicht gesehen», sagt er. «Wir sind noch nicht ganz da.»
    Bevor ich das verarbeiten kann, legt er mir eine Hand in den Rücken, genau unterhalb des Nackens. Etwas dreht sich um uns, wie eine rasche Änderung des Luftdrucks. In meinen Ohren rauscht es. Auf einmal fühlt es sich an, als würde ich hochgehoben, so wie es sich anfühlt, wenn ein Aufzug anfährt, und in meinem Kopf fühle ich eine Art Benommenheit. Dann fällt mir auf, dass das Gras eine andere Farbe hat; es ist grüner als noch vor einer Sekunde. Ich schaue auf zu den Bergen, und auch da bemerke ich eine Veränderung, und zwar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher