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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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verkauft werden. Zu groß und zu schwer für eine Jackentasche, daher die Umhängetasche. Die Batterie liegt darin, und das Zündkabel läuft von ihr zu einem Schalter, bevor es durch einen unauffälligen Schlitz hinten aus der Tasche hinausführt und unter dem Saum des unpassenden Kleidungsstücks nach oben verschwindet.
    Die Nummer vier trug eine Kuriertasche im urbanen Stil aus schwarzem Segeltuch so umgehängt, dass der Gurt vor ihrem Körper verlief und die Tasche selbst auf ihrem Schoß lag. Die Art, wie das steife Gewebe sich beulte und doch wieder Falten bildete, ließ darauf schließen, dass die Tasche bis auf einen einzigen schweren Gegenstand leer war.
    Der Zug hielt in der 28th Street. Die Türen gingen auf. Niemand stieg aus. Niemand stieg zu. Die Türen schlossen sich, und der Zug fuhr weiter.
    Punkt elf: Hände in der Tasche.
    Vor zwanzig Jahren war Punkt elf noch eine kürzlich hinzugefügte Neuerung gewesen. Davor hatte die Liste mit Punkt zehn geendet. Aber die Entwicklung ging weiter. Aktion, dann Reaktion. Die israelischen Sicherheitsdienste und ein paar tapfere Bürger hatten eine neue Taktik erfunden. Wurde man misstrauisch, lief man nicht weg. Das war eigentlich sinnlos. Schneller als ein Schrapnell kann niemand rennen. Stattdessen umschlangen sie den Verdächtigen mit verzweifelter Kraft, hielten seine Arme fest und hinderten ihn so daran, den Schalter zu erreichen. Auf diese Weise wurden mehrere Anschläge vereitelt und viele Menschenleben gerettet. Aber die Attentäter lernten dazu. Jetzt brachte man ihnen bei, ihren Daumen ständig auf dem Zündknopf zu lassen, um die Umarmungstaktik wirkungslos zu machen. Der Schalter befindet sich neben der Batterie in der Tasche. Deshalb die Hände in der Tasche.
    Die Nummer vier hatte beide Hände in der Kuriertasche, deren Klappe zwischen ihren Handgelenken faltig zusammengedrückt war.
    Der Zug hielt in der 33rd Street. Die Türen gingen auf. Niemand stieg aus. Die einzelne Person auf dem Bahnsteig zögerte, wandte sich dann nach rechts und stieg in den nächsten Wagen. Ich drehte mich um, schaute durch das kleine Fenster hinter meinem Kopf und beobachtete, wie sie sich für einen Sitzplatz in meiner Nähe entschied. Zwei Querwände aus rostfreiem Stahl und der schmale Luftraum über der Kupplung. Ich hätte ihr am liebsten bedeutet, nach hinten zu gehen. Am anderen Ende des Wagens hätte sie vielleicht eine Überlebenschance. Aber ich rührte mich nicht. Wir hatten keinen Blickkontakt, und sie hätte mich ohnehin ignoriert. Ich kenne New York. Auf irre Gesten in spätnächtlichen U-Bahnen reagierte man nicht.
    Die Türen blieben einen Herzschlag länger offen als normal. Eine verrückte Sekunde lang überlegte ich, ob ich versuchen solle, alle dazu zu bringen, den Wagen zu verlassen. Aber ich tat es nicht. Das wäre eine Komödie gewesen. Überraschung, Verständnislosigkeit, vielleicht Sprachbarrieren. Ich wusste nicht einmal, ob ich das spanische Wort für »Bombe« kannte. Vielleicht bomba . Oder war das die Glühbirne? Einen verrückten Kerl, der etwas von Glühbirnen schwafelte, würde niemand ernst nehmen.
    Nein, Glühbirne hieß bombilla, glaubte ich.
    Vielleicht.
    Möglicherweise.
    Aber ich beherrschte sicher keine Balkansprache. Und erst recht keine westafrikanischen Dialekte. Obwohl die Frau in dem Batikkleid vielleicht Französisch sprach. Teile Westafrikas sind frankophon. Und ich spreche Französisch. Une bombe! La femme là-bas a une bombe sous sa doudoune. Die Frau da drüben hat eine Bombe unter ihrer Daunenjacke. Die Westafrikanerin würde mich vielleicht verstehen. Oder sie würde irgendwie begreifen, dass Gefahr drohte, und uns einfach hinausfolgen.
    Falls sie rechtzeitig aufwachte. Falls sie die Augen öffnete.
    Zuletzt blieb ich einfach sitzen.
    Die Türen schlossen sich.
    Der Zug fuhr weiter.
    Ich starrte die Nummer vier an. Stellte mir ihren schlanken blassen Daumen auf dem versteckten Zündknopf vor. Der Druckschalter stammte vermutlich aus dem Radio Shack. Ein harmloses Bauteil – für Hobbyzwecke. Hatte vermutlich anderthalb Bucks gekostet. Ich stellte mir ein Gewirr aus Drähten vor, rot und schwarz, mit Klebeband zusammengehalten, die Enden zurechtgebogen und mit Kabelschuhen versehen. Ein dickes Zündkabel, das aus der Tasche kam und sich unter ihrer Jacke nach oben schlängelte, um dann zwölf bis zwanzig Zündhütchen in einer langen tödlichen Reihe miteinander zu verbinden. Elektrizität fließt fast mit
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