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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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Dialysepatient bestätigen. Unser ganzes Blut fließt täglich mehrmals durch die Niere. In Swetlanas Fall gelangte es nur noch hinein, aber nicht mehr hinaus.
    Swetlana sank auf die Knie. Lila schüttelte ein wenig den Kopf, um wieder klar denken zu können. Ihre Nase war gebrochen, ihr makelloses Gesicht ruiniert. Sie griff mich an. Ich täuschte eine Linksbewegung vor, wich aber nach rechts aus. Wir tänzelten um Swetlanas kniende Gestalt herum. Beschrieben einen Vollkreis. Ich erreichte wieder meinen Ausgangspunkt und verschwand in der Kochnische. Trat zwischen die beiden Arbeitsflächen und packte einen der Holzstühle, die Swetlana dort deponiert hatte. Warf ihn linkshändig nach Lila. Sie drehte sich halb zur Seite, duckte sich und bekam ihn schmerzhaft krachend in den Rücken.
    Ich kam wieder aus der Küche, trat hinter Swetlana, packte mit der linken Hand ihr Haar und riss ihren Kopf zurück. Beugte mich nach vorn und schnitt ihr die Kehle durch. Von einem Ohr zum anderen. Selbst mit der scharfen Benchmade-Klinge war das Schwerstarbeit. Ich musste ziehen, zerren und sägen. Muskeln, Knorpel, Fett, hartes Fleisch, Sehnen. Der Stahl kratzte über Knochen. Aus der durchtrennten Luftröhre stieg ein unheimliches Gurgeln auf. Ein Ächzen und Keuchen. Aus den großen Arterien schossen Blutströme, die sich pulsierend über ihren Oberkörper ergossen. Blut spritzte an die Wand gegenüber. Es floss auch über meine Hand und machte sie glitschig. Ich ließ Swetlanas Haar los und stieß sie nach vorn. Ihr Gesicht landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Fußboden.
    Ich trat keuchend zur Seite.
    Lila stand mir schwer atmend gegenüber.
    In dem Raum schien es siedend heiß zu sein, gleichzeitig war er von kupfrigem Blutgeruch erfüllt.
    Ich sagte: »Eine erledigt.«
    Sie sagte: »Eine steht noch.«
    Ich nickte. »Die Schülerin scheint besser zu sein als die Lehrerin.«
    Sie fragte: »Wer sagt, dass ich die Schülerin war?«
    Ihr Oberschenkel blutete stark. Ihre schwarze Nylonhose war zwanzig Zentimeter weit aufgeschlitzt, und ich sah, dass Blut ihr Bein hinunterlief. Ihr Schuh war schon voller Blut. Meine Boxershorts waren voller Blut und vorn rot, nicht mehr weiß. Ich blickte an mir herab und sah Blut aus meinem Bauch quellen. Viel Blut. Das war schlecht. Aber die alte Narbe hatte mich gerettet. Meine Schrapnellwunde, die ich mir vor langer Zeit in Beirut zugezogen hatte. Das furchige Narbengewebe, das von den ungeschickten M*A*S*H*-Stichen zurückgeblieben war, hatte Lilas Klinge aufgehalten und abgelenkt. Sonst wäre die Stichwunde viel länger und tiefer gewesen. Ich hatte mich viele Jahre über die schlampige Arbeit bei der Notoperation geärgert. Jetzt war ich den Chirurgen dafür dankbar.
    Lilas gebrochene Nase begann stärker zu bluten. Blut lief ihr in den Mund; sie hustete und spuckte. Starrte zu Boden. Sah dort in einer größer werdenden Blutlache Swetlanas Messer liegen. Das Blut begann bereits zu stocken. Es versickerte in den alten Bodenbrettern. Lief in die Ritzen zwischen ihnen. Lila bewegte den linken Arm. Dann erstarrte sie wieder. Sich nach Swetlanas Messer zu bücken hätte sie verwundbar gemacht. Mich jedoch ebenso. Ich war anderthalb Meter von der P220, sie anderthalb Meter von dem Magazin entfernt.
    Schmerzen setzten ein. Mein Kopf summte, der Raum drehte sich vor meinen Augen. Mein Blutdruck fiel ab.
    Lila sagte: »Wenn Sie lieb darum bitten, lasse ich Sie laufen.«
    »Ich bitte um nichts.«
    »Sie können nicht gewinnen.«
    »Träumen Sie nur weiter.«
    »Ich bin bereit, bis zum Tod zu kämpfen.«
    »Das entscheiden nicht Sie. Diese Entscheidung ist schon gefallen.«
    »Sie würden eine Frau umbringen?«
    »Das habe ich gerade getan.«
    »Eine wie mich?«
    »Besonders eine wie Sie.«
    Sie spuckte noch einmal aus und atmete keuchend durch den Mund ein, hustete schmerzhaft. Sie betrachtete ihr Bein. Dann nickte sie und sagte: »Okay.« Sie sah mit ihren strahlend blauen Augen zu mir auf.
    Ich blieb unbeweglich stehen.
    Lila sagte: »Wenn Sie’s ernst meinen, müssen Sie’s jetzt tun.«
    Ich nickte. Ich meinte es ernst. Also tat ich’s. Ich war geschwächt, aber das stellte kein Hindernis dar. Lilas Beinverletzung machte sie langsam. Sie bekam nicht mehr richtig Luft. Ihre Nebenhöhlen waren zertrümmert. In ihrer Kehle sammelte sich Blut an. Sie war von meinen Faustschlägen benommen und fühlte sich schwindlig. Ich schnappte mir den zweiten Stuhl aus der Kochnische und griff sie damit an.
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