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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Manuela Martini
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als wolle er schreien, doch er bleibt stumm. Ein oder zwei Sekunden verharrt er so, dann verliert er das Gleichgewicht und sackt zur Seite. In den Sand.
    „Mick!“ Don röchelt . „Du machst einfach immer alles falsch ...“ Er lacht und hustet - und verstummt. Mick steht da, zitternd, die Pistole noch immer auf seinen Vater gerichtet. Der Mond taucht sein Gesicht in ein kal tes Weiß. Die toten Augen starr en hinauf in den klare Sternenhimmel.

    Wie still es plötzlich war. Shane sah hinunter auf den Toten. Ein äl terer Mann im roten Seidenhemd und grauem Anzug un d ohne Schuhe. Mick ließ die Pistole fallen. Mit einem dumpfen Geräusch traf sie im Sand auf.
    Ein Familienmensch, hatte Angela Lincoln über Mick gesagt, fiel Shane ein. Er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen nachgab. Er musste tief durchatmen. Mick schluckte, starrte noch immer auf den Toten. Schließlich räusperte er sich und sah auf.
    „Weißt du, Shane, wie viele Menschen er schon erschoss en hat?“ Seine Stimme klang brüchig .
    „Aber warum hast du es allein durchgezogen?“
    Mick lächelte traurig . „Shane, so was fragst du mich? Ausgerechnet du?“
    Aus Don Lanskis linker Brust sickerte Blut, eine dunkle Flüssigkeit im hellen Sand. Ein Mondstrahl blitzte auf seiner wertvollen Armbanduhr. Tamara telefonierte mit den Kollegen und bestellte einen Krankenwagen. Shane war erleichtert, dass sie ihm das abnahm. Er steckte seine Pistole zurück. Mick sah ihn nicht an, und sagte:
    „Seit der Sache am Zollhafen hab’ ich ihn überführen wollen. Ich war nah an ihm dran. Den Mord, d ie Explosion oben bei Morrison , konnte ich nicht mehr verhindern . Ich konnte nur noch die Feuerwehr rufen.“
    „Ich hab’ geglaubt, du m achst mit ihm gemeinsame Sache “ , sagte Shane.
    Mick zog einen Mundwinkel hoch.
    „Du hast mich noch nie leiden können. Auch vor der Sache am Zollhafen nicht.“
    Ja. Shane hatte ihn nicht gemocht. Seine Verschl ossenheit, seine Verbissenheit.
    „Du hast mich als Köder benutzt, Mick.“
    „Jeder benutzt jeden, oder nicht?“
    Mick Lanski griff in die Innentasche seines Jacketts, z og ein Kuvert heraus und gab es Shane.
    „Es ist dein e Sache, was du damit machst.“ Dann drehte er sich um und ging den Strand hinauf zum Parkplatz der Strandwacht, ohne sich noch einmal umzusehen. Allein. Ein hagerer Mann mit eckigen Bewegungen, der im Sand seine Schuhe nicht auszog. Tamara sa h ihm nach.
    „Shane, wir können i hn doch nicht einfach so gehen lassen? “
    „Es wird eine interne Untersuchung geben.“ Nicht er, Shane, irgendeine Automatenstimme sagte das. Er war am Ende. Zu viele Lügen, zu viele Tote.
    „Der Krankenwagen und die Kollegen müssen gleich da sein“, hörte er Tamara sagen. Sie stand vo r ihm und schüttelte den Kopf. „Ver dammt, Shane, w arum hast du das allein machen wollen?“
    Vielleicht, weil er genauso verbissen und verschlossen war wie Mick. In seiner Hand hielt er das Kuvert. Es war länglich und nicht zugeklebt. Er nahm das Papier au s dem Umschlag. Selbst im schwac hen Mondlicht konnte er den Briefkopf lesen. Das Schreiben stammte von der Fitzgerald-Kommission. Unter dem Briefkopf stand: Vorladungen erhalten haben folgende Personen. Dann folgte eine Liste von etwa zwanzig Namen. Er überflog die Namen, bis er an einem hängen blieb. Detective Sergeant Donald Lanski und direkt darunter stand: Detective Sergeant Colin O’Connor. Sein Vater. Er las den Namen noch mal und noch mal.
    „Was ist das?“ Tamara sah ihn fragend an.
    Er steckte den Bogen zurück in den Umschlag und verstaute ihn in der Jackeninnentasche. Mechanische Handgriffe.
    „Shane!“, hörte er Tamara rufen.
    „Meine Schuhe“, murmelte er nur und ging barfuß durch den Sand zurück zu dem kleinen, noch erleuchteten Viereck am Ende des Strandes. Der Sand war kalt, die Wellen spülten an den Strand, es knisterte, wenn die Schaumbläschen auf dem Sand zerplatzten. Kein Wind ging. Die Musik wurde lauter. Die Fackeln auf der Terrasse loderten. Dahin musste er. Er hörte die Sirenen der Polizeifahrzeuge. Sah rote und blaue Blitze hinter den Häusern zucken.
    Unter seinen Füßen war jetzt Rasen. Der Rasen vor der Terrasse. Er bückte sich. Zwei Paar Schuhe. Dons schwarze Lederschuhe makellos geputzt und glänzend. Er streckte den Arm aus und nahm sein Paar. Das weniger glänzende. Er zog sie nicht an. Als er sich aufrichtete sah er in die Gesichter. Die Gäste standen an der aufgeschobenen Tür und starrt en ihn an. Kim
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