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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition)
Autoren: Megan Crewe
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schob sich unter der Spüle hervor. »Mein Dad war Klempner, deshalb ist so was eigentlich das Einzige, was er bei uns zu Hause gemacht hat. Ich hätte wohl lieber mal ein bisschen besser aufpassen sollen.«
    Die beiden so locker miteinander reden zu hören, wärmte mich ein wenig. Einen Moment lang vergaß ich die schwierige Unterhaltung, die ich gleich beginnen würde. Da seufzte Meredith und legte die Stricknadeln ab.
    »Kaelyn!«, rief sie und schnappte sich ein zusammengefaltetes Blatt Bastelpapier vom Sofa. Sie stürmte auf mich zu und wedelte damit. »Ich hab alle unterschreiben lassen«, sagte sie. »Und ich mach dir Handschuhe oder eine Mütze mit dem Strickzeug. Den anderen auch, aber dir zuerst. Sobald ich rausgekriegt hab, wie es funktioniert.«
    Sie hatte die Geburtstagskarte mit glänzenden Sternenaufklebern und einem selbstgemalten Bild von mir dekoriert, mit abstehenden Haaren und nach außen gedrehten Füßen, umgeben von Linien, die aussahen wie Sonnenstrahlen. Für die beste Cousine der Welt! hatte sie hineingeschrieben. Das schlechte Gewissen ließ den Stein in meinem Magen immer schwerer werden.
    Ich wollte nicht, dass sie sich wegen der Sache mit dem Impfstoff aufregte oder dass sie wegen dem, was ich vorhatte, Angst bekam; zumindest nicht während ich versuchte, den anderen das Ganze zu erklären und mich mit den Gegenargumenten auseinandersetzte, die mit Sicherheit kommen würden. Ich war mir ja noch nicht einmal hundertprozentig sicher, was ich eigentlich genau vorhatte. Mit Meredith würde ich reden, wenn die Diskussion vorbei war, sobald wir die Einzelheiten geklärt hatten und ich genau wusste, wie es weitergehen sollte. Bald.
    Ich fragte mich, ob Dad das Gleiche gedacht hatte, als er beschloss, mir nichts davon zu erzählen, dass er den Impfstoff testete. Aber Meredith war sieben, und ich war damals sechzehn gewesen. Das war nicht dasselbe.
    »Vielen, vielen Dank, Mere«, sagte ich und bückte mich, um sie zu umarmen. »Hast du Lust, die Frettchen ein bisschen rauszubringen? Ich hab noch zu tun, und sie bräuchten ein wenig Bewegung.«
    »Klar!«, rief sie und strahlte mich an. Bei jeder Bitte, die irgendetwas mit den Frettchen zu tun hatte, war ein Ja so gut wie garantiert. Sie kraxelte die Treppe hinauf, um Mowat und Fossey zu holen, und als ich zum Esszimmerfenster ging, sah ich sie mit ihnen auf den Hof sausen.
    »Du warst ganz schön lange weg«, sagte Gav, der gerade hereinkam.
    »Ich bin noch im Krankenhaus vorbeigegangen«, antwortete ich. Die restlichen Worte blieben mir im Hals stecken. Ich sah noch einmal zu Meredith hinaus. Ich hatte nur so lange Zeit, die Sache hinter mich zu bringen, bis sie wieder hereinkam. »Ehrlich gesagt, muss ich mit euch allen reden. Kommt, wir setzen uns.«
    Als Gav, Tessa und Leo sich um den Tisch versammelt hatten, erklärte ich kurz, wie ich die Schlüssel entdeckt hatte und ins Forschungszentrum gelaufen war. Als ich ihnen von den Impfstoffproben erzählte, bekamen sie große Augen.
    Tessa sprach als Erste. »Was für ein Glück, dass du sie gefunden hast!«, rief sie freudestrahlend. »Wenn der Impfstoff wirkt …«
    »Dann könnten wir dafür sorgen, dass alle geschützt sind!«, fiel Gav ihr ins Wort, und ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken. »Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Warst du im Krankenhaus, um Nell davon zu erzählen? Fängt sie an, mehr davon herzustellen?«
    Leo sah mich einfach nur an, saß irgendwie steif da, und sagte kein Wort. Als hätte er gewusst, dass ich noch nicht fertig war.
    »Das kann Nell nicht«, erwiderte ich. »Sie weiß nicht, wie. Mein Dad war der Einzige auf der Insel, der es wusste.« Ich zögerte. »Aber auf dem Festland muss es jemanden geben, der es kann. Einen Wissenschaftler vielleicht oder einen Arzt. Sie waren doch da drüben immer noch auf der Suche nach einem Heilmittel, oder?«
    Leo nickte. »Was ich zuletzt gehört habe, ja«, murmelte er.
    »Also wird Nell jemanden rüberschicken?«, fragte Tessa.
    Jetzt wurde es ernst. »Nicht gleich«, antwortete ich. »Sie hält es jetzt im Winter für zu gefährlich. Sie will noch ein paar Monate warten, bis es wieder wärmer wird. Allerdings spielt der Generator im Krankenhaus verrückt. Und der im Forschungszentrum fällt vielleicht auch irgendwann aus. Wenn die Proben aber nicht bei der richtigen Temperatur aufbewahrt werden, verderben sie. Deshalb halte ich es für zu unsicher, noch zu warten.«
    Gav zuckte mit den Schultern. »Ich weiß von ein
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