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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition)
Autoren: Megan Crewe
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paar Leuten, die das Essen ausfahren, dass sie langsam unruhig werden, besonders seit sie wissen, dass die Armee die Meerenge aufgegeben hat. Ich wette, wenn ich mit ihnen rede …«
    »Ich glaube nicht, dass sie auf dich hören«, unterbrach ich ihn. Die meisten der noch übrig gebliebenen Freiwilligen waren Erwachsene, und ich war mir sicher, dass sie Gav zwar akzeptierten, aber trotzdem nicht vergessen hatten, dass wir noch Teenager waren. »Schon gar nicht, wenn du sie bittest, es geheim zu halten. Du weißt genau, dass es bestimmt irgendwer Nell erzählt, und sie wird ihnen sagen, dass sie es nicht tun sollen, und anschließend wird sie den Impfstoff garantiert wegschließen, so dass erst wieder jemand drankommt, wenn sie es für sicher genug hält, aufzubrechen.«
    »Vielleicht hat sie ja recht«, sagte Tessa und strich sich eine Strähne ihres roten Haares aus dem Gesicht. »Die Sache wird auf jeden Fall gefährlich, und ein paar Monate sind doch nicht so lang.«
    Leo lachte gequält.
    »In ein paar Monaten sind die Leute, die in der Lage wären, mehr von dem Impfstoff herzustellen, vielleicht schon tot«, erwiderte ich. »Und wer weiß, was in ein paar Monaten mit uns hier auf der Insel sein wird?«
    »Also, was schlägst du vor, Kae?«, fragte Gav, aber vermutlich dachte er es sich schon.
    Ich holte tief Luft. »Ich werde die Proben rüberbringen. Ich kann keine Minute mehr an irgendwas anderes denken, bis ich weiß, dass der Impfstoff bei jemandem ist, der mehr davon machen kann.« Es schien, als wollte Gav etwas dagegen einwenden, aber ich redete einfach weiter. »Mein Dad hat bis zu dem Tag, an dem er starb , an diesem Impfstoff gearbeitet. Er hat sein Leben riskiert, um ihn zu testen. Ich kann ihn jetzt nicht einfach in irgendeinem Kühlschrank rumstehen lassen, während noch mehr Menschen sterben. Ich bin auf jeden Fall vorsichtig, ich werde dafür sorgen, dass ich gut vorbereitet bin, aber ich muss das tun. Es gibt niemand anderen.«
    »Du kannst nicht auf alles vorbereitet sein«, sagte Leo.
    Mir wurde ganz eng in der Brust. »Vielleicht nicht«, erwiderte ich. »Aber ich werde es zumindest versuchen.«
    Unsere Blicke trafen sich. Eine seltsame Hitze überkam mich, als ich den Ausdruck in seinen Augen sah – erschrocken und verlegen zugleich. Dann blinzelte er, und alles, was übrig blieb, war Angst.
    »Kae«, sagte er. Sein Mund stand weiter offen, ohne dass noch irgendein Laut herauskam. Plötzlich schob er mit einem Ruck seinen Stuhl zurück und stand auf.
    »Tut mir leid«, brachte er mühsam hervor und verließ das Zimmer. Tessa wurde noch blasser als sonst.
    »Er ist nur …«, fing sie an und verstummte, offensichtlich genauso wenig wie ich in der Lage zu beschreiben, was mit ihm los war.
    Gav räusperte sich und unterbrach damit die Stille. »Du kannst nicht alleine gehen«, sagte er. »Das wäre Wahnsinn.«
    »Aber …«, sagte ich, und er nahm meine Hand.
    »Ich komme mit«, verkündete er. »Wir machen das gemeinsam.« Er zögerte. »Ich meine, falls du mich dabeihaben willst.«
    Auf einmal löste sich meine innere Anspannung. »Natürlich«, antwortete ich. »Aber bist du dir auch sicher? Die Essensausfahrten, alles, was du hier auf der Insel organisierst …«
    »Um die Essensausfahrten und die Hilfslieferungen können die anderen Freiwilligen sich eine Weile kümmern«, sagte er. »Mit mir wird wahrscheinlich sowieso nicht viel anzufangen sein, wenn ich mir dauernd Sorgen mache, was dir alles zustoßen könnte.«
    Ich verschränkte meine Finger mit seinen. »Danke«, sagte ich und sah Tessa an.
    Sie nickte, noch bevor ich die Frage stellte. »Ich kümmere mich um Meredith, bis du wieder zurück bist. Absolut kein Problem. Sie ist inzwischen wie eine eigene Cousine für mich.«
    »Danke«, sagte ich noch einmal. Plötzlich war ich ganz aufgekratzt, vor Aufregung oder vor Angst, oder beides.
    Ich würde es wirklich tun. Ich würde den Impfstoff von der Insel wegbringen, was auch immer mich auf der anderen Seite der Meerenge erwartete.

Drei
    Am nächsten Morgen besorgte Gav uns ein Auto – einen robusten Geländewagen mit breiten Winterreifen, den irgendwer für die Essensausfahrten zur Verfügung gestellt hatte. Anstatt die womöglich letzte funktionierende Zapfsäule auf der Insel zu leeren, nahmen wir einen Gummischlauch, um damit den Sprit aus einigen Tanks der vielen verlassenen Autos in der Stadt abzusaugen. Nach ein paar erfolglosen Versuchen und einem Mundvoll Benzin, den ich
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