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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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geht friedlich und nichtsahnend die Straße entlang, und ganz plötzlich tritt einem jemand in den Hintern. Überall auf der Welt würde sich der anonyme Treter, wenn man sich empört nach ihm umdreht, sofort entschuldigen. In Israel jedoch sagt er:
    »Oh, ich dachte, Sie wären mein Schwager.«
    Nichts liegt daraufhin näher als der Vorwurf:
    »Und wenn ich Ihr Schwager wäre, berechtigt Sie das zu einem Tritt in meinen Hintern?«
    »Herr«, schnaubt der andere da empört. »Wollen Sie mir vorschreiben, ob ich meinen Schwager in den Hintern treten darf oder nicht?«
    Man muß zugeben, daß der Mann von seinem Standpunkt aus recht hat. Wir sind eben anders.

Ein süßes Geheimnis
    Als bevorzugte Frucht unseres subtropisch bewässerten Landes gilt die Melone, schon deshalb, weil das Wasser, mit dem sie uns versorgt, nicht von Wolkenbrüchen abhängt, wie die folgende Kurztragödie plausibel macht.
    DR. FEINHOLZ: (Kommt auf dem Heimweg am Obstmarkt vorbei und erinnert sich, daß seine Gattin Elsa immer vergißt, Melonen zu kaufen, das einzige Mittel gegen die unerträgliche Sommerhitze. Geht auf einen Berg von Melonen in der Mitte des Marktes zu und wendet sich an Zuriel, den orientalischen Besitzer des Berges.) Sind sie süß?
    ZURIEL: (antwortet nicht)
    DR. FEINHOLZ: Also gut. Geben Sie mir eine.
    ZURIEL: (Läßt einen konzentrierten Röntgenblick über den grünen Berg schweifen, ergreift eine besonders dicke Melone, wirft sie in die Luft, fängt sie auf, streichelt sie, drückt sie, beklopft sie, hält sie ans Ohr, wirft sie auf den Haufen zurück, nimmt eine andere . Luft . auffangen . streicheln . drücken . beklopfen . Ohr . weg . eine dritte ... Die vierte ist in Ordnung. Zuriel wiegt sie im finstersten Winkel seines Obststandes mit dem Rücken zur Kundschaft.) 6 Kilo. 7 Pfund und 20 Piaster.
    DR. FEINHOLZ: Die ist also süß?
    ZURIEL: Sehr süß.
    DR. FEINHOLZ: Wieso wissen Sie das?
    ZURIEL: Erfahrung. In den Fingerspitzen. Beim Betasten. Beim Auffangen aus der Luft. Eine Melone, die nicht ganz reif ist, macht »plopp«. Eine Melone, die reif ist, macht »plopp«.
    DR. FEINHOLZ: Ich verstehe. (Zahlt, schultert die fünf Kilo schwere Melone und tritt den Heimweg an. Die Hitze ist so entsetzlich, daß der Asphalt zu schmelzen beginnt. Dr. Feinholz begreift mit einemmal, warum seine Gattin Elsa immer vergißt, Melonen zu kaufen. Zu Hause angelangt, versteckt er die Melone im Eisschrank. Nach der Mahlzeit zieht er sie als freudige Überraschung hervor und schneidet sie auf.)
    DIE MELONE: (ist gelb, schmeckt wie gefrorener Badeschwamm, wurde vermutlich mit Kerosin bewässert)
    DR. FEINHOLZ: (spuckt aus, wütend) Also bitte. Da hast du unser gelobtes Land in seiner ganzen Pracht. Fast 8 Pfund hat mich das Zeug gekostet.
    ELSA: Trag’s zurück.
    DR. FEINHOLZ: Jawohl. Alles hat seine Grenzen, sogar meine Geduld. (Schleppt die Melone in der kochenden Hitze auf den Markt zurück und wirft sie vor Zuriels Füße.) Was haben Sie mir da angehängt?
    ZURIEL: (antwortet nicht)
    DR. FEINHOLZ: Das kann man nicht essen.
    ZURIEL: Dann essen Sie’s nicht.
    DR. FEINHOLZ: Ich habe Sie ausdrücklich gefragt, ob die Melone süß ist, und Sie haben Ja gesagt.
    ZURIEL: Das »plopp« beim Auffangen war in Ordnung. Aber wer kann in das Innere einer Melone sehen?
    DR. FEINHOLZ: Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß Sie für die Melonen, die Sie verkaufen, verantwortlich sind.
    ZURIEL: Nicht für Melonen, die Sie ohne Garantie von mir gekauft haben.
    DR. FEINHOLZ: Es gibt Melonen mit Garantie?
    ZURIEL: Ja.
    DR. FEINHOLZ: Und was ist der Unterschied?
    ZURIEL: Melonen ohne Garantie kosten 6 Pfund das Kilo, Melonen mit Garantie 9,30. Dann bin ich verantwortlich.
    DR. FEINHOLZ: (tritt heftig nach einer Melone, die ihm gerade vor die Füße kollert) Wie ist diese hier, bitte?
    ZURIEL: (antwortet nicht)
    DR. FEINHOLZ: Also gut. Geben Sie mir eine Melone mit Ihrer Garantie. Aber wenn sie wieder ungenießbar ist, können Sie sich auf etwas gefaßt machen.
    ZURIEL: (Wirft eine Melone in die Luft, fängt sie auf, streichelt sie, drückt sie, beklopft sie, hält sie ans Ohr, wirft sie weg. Zweite ebenso, dritte ebenso, die vierte ist in Ordnung.) 7 Kilo 80.
    DR. FEINHOLZ: Meinetwegen.
    ZURIEL: (Schneidet eine schmale, dünne Scheibe aus der Melone heraus und zeigt sie Dr. Feinholz.) Rot?
    DR. FEINHOLZ: Rot.
    ZURIEL: Ohne zu prahlen, das ist wirklich eine ganz besonders rote Melone.
    DR. FEINHOLZ: (Zahlt, schleppt die sechs Kilo schwere Melone
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