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Und so verlierst du sie

Und so verlierst du sie

Titel: Und so verlierst du sie
Autoren: Junot Díaz
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Kenianer.
Deinem Freund
bringst du nicht über die Lippen.
    Er hat mich rausgeworfen. Er weiß, dass es nicht von ihm ist. Sie zupft sich etwas von ihrem Pulli. Ich packe meine Sachen aus, okay? Du nickst und siehst ihr zu. Sie ist außergewöhnlich schön. Du denkst an den alten Spruch
Zeig mir eine schöne Frau, und ich zeige dir einen Mann, der es leid ist, sie zu vögeln.
Allerdings bezweifelst du, dass du sie je leid geworden wärst.
    Es könnte doch von ihm sein, oder?
    Es ist von dir, okay?, ruft sie. Mir ist klar, dass du das nicht willst, aber es ist von dir.
    Es überrascht dich, wie leer du dich fühlst. Du weißt nicht, ob du zeigen solltest, dass du dich freust oder dass du zu ihr stehst. Mit einer Hand fährst du dir über die schütteren stoppeligen Haare.
    Ich muss hier bleiben, erklärt sie später, nachdem ihr euch durch eine unbeholfene Nummer gefummelt habt. Ich kann sonst nirgendwo hin. Zu meiner Familie kann ich nicht gehen.
    Als du Elvis die ganze Geschichte erzählst, glaubst du, er würde ausflippen, würde dir befehlen, sie rauszuwerfen. Du hast Angst vor seiner Reaktion, weil du weißt, dass du es nicht übers Herz bringen würdest.
    Aber Elvis flippt nicht aus. Er klopft dir auf die Schulter und strahlt begeistert. Das ist großartig, Alter.
    Was soll daran großartig sein?
    Du wirst Vater. Du hast bald einen Sohn.
    Einen Sohn? Was redest du da? Es ist nicht mal sicher, dass das Kind von mir ist.
    Elvis hört nicht zu. Ein Gedanke bringt ihn zum Lächeln. Er sieht nach, ob seine Frau in Hörweite ist. Erinnerst du dich an unsere letzte Reise in die DR ?
    Natürlich erinnerst du dich. Das war vor drei Jahren. Abgesehen von dir haben sich alle köstlich amüsiert. Du warst gerade in der großen Talsohle, was hieß, du hast die meiste Zeit allein verbracht, hast dich im Meer auf dem Rücken treiben lassen oder dich an der Bar betrunken oder bist frühmorgens, bevor die anderen wach waren, den Strand entlanggelaufen.
    Was war da?
    Tja, als wir da unten waren, habe ich eine Frau geschwängert.
    Willst du mich verarschen?
    Er schüttelt den Kopf.
    Geschwängert?
    Er nickt.
    Hat sie es bekommen?
    Er durchsucht sein Handy. Zeigt dir ein Foto von einem perfekten kleinen Jungen mit einem durch und durch dominikanischen Gesicht.
    Das ist mein Sohn, sagt Elvis stolz. Elvis Xavier junior.
    Alter, ist das dein Ernst? Wenn deine Frau das herausfindet …
    Er wehrt ab: Wird sie nicht.
    Das lässt du erst mal sacken. Ihr habt euch hinter sein Haus in der Nähe vom Central Square verzogen. Im Sommer herrscht in der Gegend ein irres Gewimmel, aber heute kannst du sogar hören, wie ein Häher andere Vögel hetzt.
    Babys sind scheißteuer. Elvis boxt dir gegen den Arm. Richte dich schon mal darauf ein, chronisch pleite zu sein.
    Zu Hause in der Wohnung hat die Jurastudentin zwei deiner Schränke und fast das ganze Waschbecken gekapert und vor allem das Bett mit Beschlag belegt. Auf dem Sofa liegen ein Kissen und ein Bettlaken. Für dich.
    Wie jetzt, darf ich nicht mit dir im Bett schlafen?
    Ich glaube nicht, dass mir das guttut, sagt sie. Es wäre zu anstrengend. Ich will keine Fehlgeburt riskieren.
    Dagegen kannst du kaum etwas sagen. Dein Rücken reagiert gar nicht gut auf das Sofa, weshalb du morgens mit noch größeren Schmerzen aufwachst.
    Nur eine schwarze Schlampe kommt nach Harvard, um sich schwängern zu lassen. Weiße Frauen machen so was nicht. Asiatinnen auch nicht. Nur diese verdammten Schwarzen und Latinas. Warum strampelt man sich so ab, um nach Harvard zu kommen, wenn man sich dann ein Gör machen lässt? Den Scheiß können sie genauso gut zu Hause haben.
    Das schreibst du in dein Tagebuch. Als du am nächsten Tag von den Seminaren nach Hause kommst, wirft dir die Jurastudentin die Kladde ins Gesicht. Ich hasse dich, du Arsch, heult sie. Hoffentlich ist es nicht von dir. Hoffentlich
ist
es von dir und
behindert.
    Wie kannst du das sagen?, willst du wissen. Wie kannst du so etwas sagen?
    Sie geht in die Küche und will sich einen Kurzen einschenken, und du zerrst ihr die Flasche aus der Hand und leerst sie in die Spüle. Das ist doch lächerlich, sagst du. Wieder läuft es wie in einem schlechten Film.
    Zwei ganze beschissene Wochen lang redet sie nicht mehr mit dir. Du verbringst so viel Zeit wie möglich in deinem Büro oder bei Elvis. Sobald du das Zimmer betrittst, klappt sie ruckartig ihren Laptop zu. Was soll der Scheiß, ich schnüffle doch nicht, sagst du. Aber sie wartet, bis du
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