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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen!
Autoren: Roald Dahl
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riesigen Glasröhren. Knipe war ziemlich nervös, und Mr.   Bohlen trat von einem Fuß auf den anderen, weil er einfach nicht stillstehen konnte.
    «Welchen Knopf?», fragte Adolph Knipe, den Blick auf eine Reihe kleiner weißer Scheiben gerichtet, die an die Tasten einer Schreibmaschine erinnerten. «Suchen Sie sich eine Zeitschrift aus, Mr.   Bohlen. Es ist alles da,
Saturday Evening Post, Collier’s, Ladies’ Home Journal
– was Sie wollen.»
    «Mein Gott, Junge, woher soll ich das wissen?» Er hüpfte hin und her, als hätte er Hautjucken.
    «Mr.   Bohlen», sagte Adolph Knipe feierlich, «ist Ihnen klar, dass Sie es in diesem Augenblick in der Hand haben, der vielseitigste Schriftsteller des Kontinents zu werden? Sie brauchen nur   …»
    «Bitte, Knipe, fangen Sie jetzt an und lassen Sie diese Vorreden, ja?»
    «Okay, Mr.   Bohlen. Dann nehmen wir – warten Sie mal – diesen hier. Einverstanden?» Er streckte den Finger aus und drückte auf einen Knopf, unter dem in winzigen schwarzen Buchstaben TODAY’S WOMAN stand. Es gab einen scharfen Klick, und als Knipe den Finger fortnahm, sprang der Knopf nicht wieder heraus.
    «So, unsere Wahl ist getroffen», sagte er. «Und jetzt geht’s los!» Er langte hoch und betätigte einen Schalter am Brett. Sofort war der Raum von einem lauten summenden Geräusch erfüllt, elektrische Funken knisterten, viele kleine, schnell arbeitende Hebel rasselten, und schon glitten aus einem Schlitz rechts vom SchaltbrettPapierblätter im Quartformat. In rascher Folge, jede Sekunde ein Blatt, fielen sie in einen bereitstehenden Korb, und nach einer halben Minute war alles vorbei. Es kamen keine Blätter mehr.
    «Das wär’s!», rief Adolph Knipe. «Hier ist Ihre Kurzgeschichte!»
    Sie griffen nach dem ersten Blatt und lasen: «Aifkjmbsaoegwcztpplnvoqudskigt&, fuhpekanvbertyuiolkjhgfdsazxcvbnm, peruitrehdjkgmvnb, wmsuy   …» In dieser Art ging es bis zur letzten Seite weiter.
    Mr.   Bohlen stieß laute Flüche aus. Adolph Knipe aber sagte beruhigend: «Es ist in Ordnung, Sir. Wirklich. Sie muss nur etwas nachgestellt werden. Wir haben da irgendwo einen falschen Schaltweg, das ist alles. Bedenken Sie doch, Mr.   Bohlen, wie viele Drähte sich in diesem Raum befinden. Insgesamt fast eine Million Meter. Sie können nicht erwarten, dass es gleich beim ersten Male klappt.»
    «Das Ding wird nie funktionieren», knurrte Mr.   Bohlen.
    «Geduld, Sir. Nur Geduld.»
    Adolph Knipe machte sich daran, die Fehlerquelle zu suchen, und nach vier Tagen kündigte er an, dass der Schaden behoben sei.
    «Die Maschine wird nie funktionieren», sagte Mr.   Bohlen. «Ich weiß, dass sie nie funktionieren wird.»
    Knipe lächelte und drückte auf den Knopf, unter dem READER’S DIGEST stand. Dann betätigte er den Schalter, und wieder ertönte das seltsame Summen. Eine vollgetippte Seite flog aus dem Schlitz in den Korb.
    «Wo ist der Rest?», rief Mr.   Bohlen. «Sie hat aufgehört! Eine Panne!»
    «Nein, Sir. Die Länge ist genau richtig. Es ist doch für den
Digest
, versehen Sie?»
    Diesmal lautete der Text: «nurwenigewissenbishervon derentdeckungeinesrevolutionärenneuenheilmittelsdas menschendieaneinerderschrecklichstenkrankheitenunsererzeit leidenfürimmerlinderungverschaffen kann   …» Und so weiter.
    «Das ist Kauderwelsch!», empörte sich Mr.   Bohlen.
    «Nein, Sir, es ist gut. Sie trennt nur die Wörter nicht. Das ist leicht zu beheben. Aber inhaltlich stimmt alles haargenau. Sehen Sie, Mr.   Bohlen, sehen Sie! Der Text ist tadellos, nur dass die Wörter zusammenhängen.»
    Und so war es.
    Beim nächsten Versuch, der einige Tage später stattfand, war alles in bester Ordnung, sogar die Interpunktion und die Großschreibung. Die erste Geschichte, die sie für ein bekanntes Frauenmagazin fabrizierten, zeichnete sich durch eine gediegene und recht spannende Handlung aus. Es ging dabei um einen jungen Mann, der sich bei seinem reichen Arbeitgeber beliebt machen wollte. Der junge Mann, so wurde erzählt, überredete einen Freund zu einem fingierten Überfall auf die Tochter des reichen Mannes. In einer dunklen Nacht, als das Mädchen nach Hause fuhr, wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Der junge Mann kam wie zufällig vorbei, schlug seinem Freund den Revolver aus der Hand und rettete das Mädchen. Die Dankbarkeit des Mädchens kannte keine Grenzen. Der Vater jedoch war argwöhnisch. Er nahm den Jungen scharf ins Verhör. Der Junge brach zusammen und gestand alles. Statt ihn
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