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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein
Autoren: Joerg Boehm
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von Schweizer Millionärssohn für seinen Mord an Reinhold Nägele. Wenn ich den nur sehe, könnte ich mich vergessen. Ich frage mich immer noch, was meine geliebte Charlotte an dem alten Sack und an diesem eingebildeten Schnösel nur gefunden hat.“
    Emma schaute ihn mit leeren Augen an. Sie wollte sich bewegen, allein ihr Körper versagte ihr den Dienst. Sie hatte das Gefühl zu lallen. Aber lallte man geräuschlos?
    â€žWas ist mit dir? Etwa schon müde? Also wirklich Emma, das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht.“ Verächtlich tätschelte er ihre Wange.
    â€žWo waren wir? Ah ja, bei diesem Schweizer. Was für ein Depp. Der hat doch bis heute nicht gemerkt, was hinter seinem Rücken abging und wie Charlotte ihn ausgenutzt hat. Geschieht ihm ganz recht. Na ja, und nun wollte er vor lauter Hass und aus tiefstem Rachegefühl Reinhold Nägele erschlagen. Das beweisen seine Handschuhe am Tatort, die ich der Polizei richtig einladend neben Reinhold Nägele drapiert habe. Wie blöd muss man eigentlich sein, die Türen seines Wagens nicht abzuschließen.“
    â€žUnd warum sollte er das getan haben?“ Emma riss sich unter größter Anstrengung zusammen, aber sie musste Thomas irgendwie am Reden halten.
    â€žWeil …“, Thomas Albiez stieg aus dem Loch und hockte sich vor Emma hin, „… der Nägele ihn genauso wenig gemocht hat wie mich. Er wollte seine Tochter nur für sich alleine haben. Aber mir hat das alles nichts ausgemacht, denn ich wusste, Charlotte ist mein und wird immer mein bleiben. René dagegen entwickelte Hass. Auf ihren Vater, auf dieses Dorf, auf sein gesamtes Leben. Und was ist das für ein Leben? Ein Leben als Mörder?“ Er grinste, stand auf und ging zu seinem Rucksack, der abseits unterhalb einer Tanne stand, und kramte darin herum.
    â€žWobei: Noch ist es ja gar kein Mord. Das war meine zweite kleine Unachtsamkeit. Aber es sind auch so viele Leute an diesem Abend auf dem Rathausplatz gewesen, da war das Risiko, erwischt zu werden, einfach viel zu groß. So konnte ich dem Alten nur kurz eins mit der Monstranz überziehen, um gleich wieder zu verschwinden. Aber der gute Nägele läuft mir ja nicht weg. Um den kümmere ich mich, wenn ich mit dir fertig bin“, freute er sich schon jetzt auf seine kommende Aufgabe, wieder den Richter über Leben und Tod zu spielen.
    â€žUnd nur weil du Charlotte nicht haben konntest, hast du sie ermordet?“
    â€žWas heißt hier nicht haben konntest? Ich habe sie doch – für immer.“ Er zeigte auf das Gewächshaus. Dabei leuchteten seine Augen voller Besessenheit.
    â€žUnd wie ich um sie gebuhlt habe. Da musste sie doch einfach Ja sagen.“ Er grinste höhnisch. „Mein Psychologe nannte das einmal Liebeswahn, als ich vor lauter Liebe meine Katze erdrückt habe. Ich wollte sie einfach nicht mehr loslassen. Doch sie war nichts im Vergleich zu Charlotte. Ich habe extra einen Fotokurs bei der Volkshochschule belegt, nur um sie auf Fotografien festzuhalten. Wie sie das geliebt hat. Überall, wo ich mit meiner Kamera auftauchte, war Charlotte da, tanzte, posierte, spielte mit der Kamera – und mit mir. Und als ich dann erst für die Zeitung geschrieben habe, da war ich ihr bester Freund. Was hatten wir für eine tolle Zeit. Ich war richtig verknallt bis über beide Ohren.“
    Er grinste. Doch es war der blanke, abgrundtiefe Hass, der aus seinen Augen sprach, als er fortfuhr: „Wie schön wäre alles geworden. Doch als ich mehr wollte, als ich sie nur fragte, ob sie meine Ballkönigin sein wolle, da hat sie nur blöd geguckt, mich ausgelacht und anschließend wie ein begossener Pudel inmitten der Menschenmenge einfach so im Regen stehen gelassen. Wie konnte sie mich nur so abweisen, nach allem, was ich für sie getan hatte?“ Er kämpfte mit den Tränen. „Warum schenkte sie mir nicht einen Tanz, nur einen einzigen?“ Thomas Albiez begann zu heulen. Was für ein kranker Typ, dachte Emma und fragte sich, ob er jetzt aus Verzweiflung, Trauer oder Wut weinte. Sie erschrak, als er plötzlich aus einem Lederetui eine Spritze herausholte.
    â€žSo blieb mir nichts anderes übrig, als ihr zu zeigen, dass man so nicht mit mir umspringt, dass man meine Liebe nicht mit Füßen tritt. Was gibt es denn schon Wertvolleres, als die reine, die selbstlose Liebe?“ Er zitterte leicht,
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