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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein
Autoren: Joerg Boehm
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mit seinem rechten Auge zu.
    â€žAber warum?“ Emma war immer noch fassungslos und doch hatte sie es geschafft, nach langer Zeit endlich wieder ihre Stimme zu finden. Sie schaute in sein Gesicht. Doch seine Augen waren kalt.
    Leblos.
    Tot.
    â€žWarum? Was warum?“, kreischte Thomas Albiez. Unsicher drehte er sich um, um im nächsten Augenblick und mit deutlich gesenkter Stimme fortzufahren: „Du kleines, blondes Dummerchen. Weil es Sachen gibt, die niemanden etwas angehen. Und wenn doch, dann muss man eben mit Konsequenzen rechnen. Und vor allem: mit diesen auch leben – und manchmal sogar sterben.“
    Es widerte sie an, wie er sie süffisant anlächelte. Am liebsten hätte sie ihm dieses Lachen ein für alle Mal aus dem Gesicht gerissen, doch ihre Hände waren immer noch gefesselt. Die Kordeln waren so fest um ihre Knöchel gebunden, dass sie ihr bereits ins Fleisch schnitten.
    â€žUnd du, meine Liebe, wirst die Nächste sein, der mein kleines Geheimnis zum Verhängnis wird.“
    Emma fielen die letzten Sekunden vor ihrer Ohnmacht ein. Sie hatte sich über das Rosenbeet gebückt und versucht, behutsam und mit bloßen Händen das weiche, wenn auch feuchte Erdreich abzutragen, als sie plötzlich eine menschliche, skelettierte Hand freigelegt hatte. Charlottes Hand.
    â€žCharlotte gehört mir. Mir allein. Warum versteht das denn keiner?“ Vor Wut rammte Thomas Albiez den Spaten in die Erde.
    â€žWas hast du nur getan?“ Emmas Stimme versagte und dennoch versuchte sie, ihn in ein Gespräch hineinzuziehen. In der Hoffnung, er würde darauf eingehen, sich alles von der Seele reden und sie damit letzten Endes verschonen.
    Sie schauderte erneut.
    â€žMan legt sich eben nicht mit mir an. So einfach ist das. Erst dieser alte, versoffene Bauer. Der hat mir damals dieses Gewächshaus gebaut, das ich als letzte Ruhestätte für meine Königin errichten wollte. Der Glaspavillon war auch schon fast in Vergessenheit geraten, wäre er nicht eines Abends hier aufgetaucht. Richtig rumgetorkelt ist der hier, widerlich. Hat sich alles ganz genau angesehen, mit dem ewigen Licht gesprochen – wie bescheuert ist das denn – sich die Bilder angeschaut, sogar die Rose, meine Rose angefasst. Und wenn das nicht schon gereicht hätte. Nein, dann musste er auch noch mit diesem gelallten Vers aus einem Kinderlied alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In aller Öffentlichkeit und so laut, dass das sogar die Touristen und Menschen, die das überhaupt nichts anging, gehört haben. Und da musste ich dann etwas tun.“
    Thomas Albiez hatte das bereits ausgehobene Loch deutlich vergrößert, als er kurz innehielt. „Am Samstagmorgen und kurz nachdem er seine Show auf dem Rathausplatz abgezogen hatte, tauchte er hier im Garten auf. Doch ich war auch da, habe ihn gesehen. Ich hatte noch eine alte Eisenstange als Lawinenschutz fürs Dach übrig. So schlich ich mich an. Er wollte sich gerade umdrehen, als die Stange ihn direkt – und besser hätte es gar nicht laufen können – an der Schläfe traf. Volle Breitseite. Er blutete zwar wie ein abgestochenes Schwein, aber ich war gut ausgerüstet, habe ihn in einen alten Teppich eingewickelt und an den See gefahren, wo ihn ja diese blöde alte Touristin finden musste, sonst läge er jetzt wohl schon unten auf dem Grund des Sees.“ Er schien sichtlich zufrieden zu sein mit seiner Tat. Und als ob er das bekräftigen wollte, nahm er einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche.
    Emma sah ihm mit schweren Augen dabei zu, als ihr plötzlich Luise Kampmanns Worte wegen der Bierflasche einfielen.
    â€žWarum hatte er denn eine Bierflasche in der Hand, wo er doch eigentlich nur …“, bemühte sie sich, den Satz halbwegs vollständig auszusprechen, doch ihr ermatteter Sprach- und Bewegungsapparat machte ihr auch hier einen Strich durch die Rechnung.
    â€žDas war mein erster Fehler. Er kam natürlich ohne Schnaps in den Garten. Also musste ich ihm irgendetwas in die Hand drücken, sodass es zumindest für den Anfang den Eindruck hatte, dass er im Suff gestolpert ist und so tödlich verunglückt ist. Da ich keinen Alkohol trinke – mein Vater ist ja daran elendig krepiert –, also auch keinen im Haus habe, da dachte ich, ich könnte im Lädele schnell eine Flasche billigen Fusels kaufen. Aber nichts da, sie hatten nur Bier. Also musste ich
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