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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein
Autoren: Joerg Boehm
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ducken, aber selbst das war in ihrer Lage nicht möglich. Plötzlich sah sie etwas Durchsichtiges vor sich schweben. Sie konzentrierte sich, schärfte ihre Sinne und versuchte, mit ihrem Blick die Umrisse abzutasten. Ein Glas. Ein gefülltes Glas mit Wasser, dachte sie. Erst jetzt spürte sie, wie sich ein Durstgefühl auf ihre Zunge legte und nach Wasser schrie. Jemand reichte ihr das Glas und setzte es ihr an den Mund. Endlich konnte sie trinken. Erst einen Schluck. Langsam, bedächtig, damit ja nichts daneben ging. Dann zwei, drei, vier Schlucke, bis sie das ganze Glas geleert hatte.
    Sie wollte gerade den Mund schließen und spüren, wie das Leben in ihren Körper zurückkehrte, als sie sah, wer ihr das Glas gereicht hatte. Sie erschrak. Sie konnte ihren Augen nicht glauben, wen sie da vor sich stehen sah.
    Thomas Albiez.
    Sie fühlte, wie tief in ihrem Inneren die Übelkeit langsam emporstieg, ihre Sinne schwanden und ihr der eigene Körper willenlos entglitt. Und doch wollte die Ohnmacht nicht wiederkommen und sie in das Reich der Geborgenheit zurückbringen.
    Panik machte sich in ihr breit und sie kämpfte – gegen ihre Tränen, gegen das Gefühl der Machtlosigkeit und um ihr Leben.
    â€žEs freut mich, dass du so vernünftig warst und etwas zurückgebracht hast, was mir gehört.“ Thomas Albiez stand breitbeinig vor ihr, schaute zu ihr hinunter und lächelte dabei abfällig. In seiner ausgestreckten Hand hielt er eine silberne Kette, an der Charlottes Rosenanhänger baumelte.
    â€žIch wollte auch gerade schon zu dir und mir mein Schmuckstück wiederholen, als ich dich hier im Garten habe herumschleichen sehen. Und da dachte ich mir: Was für ein glücklicher Zufall!“
    Emma schluckte. Sie schaute Thomas Albiez mit großen, verängstigten Augen an. Die Synapsen in ihrem Gehirn waren immer noch wie gelähmt, und trotzdem versuchte sie krampfhaft, die ganzen Puzzleteile zu einem Ganzen zusammenzusetzen.
    Thomas Albiez lachte gehässig. „Da fällt dir nichts mehr ein, nicht wahr? Das macht mich irgendwie sogar stolz, dass die so schlaue Emma zwar hinter das Geheimnis gekommen ist, aber nicht hinter den, der es bis in alle Ewigkeiten hüten wird.“
    Er nahm den Spaten, der neben Emma im Erdreich steckte. Sie zuckte zusammen, als er ausholte. „Das wäre zu einfach. Ich habe mir etwas ganz Besonderes für dich ausgedacht.“ Etwas umständlich trat er den Spaten in den Boden, löste ein Stück des Erdreiches, hob es heraus und lud es neben Emma ab.
    â€žWeißt du, Emma …“ Er stieß den Spaten wieder in die Erde.
    â€žDu warst mir schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Die ganze Fragerei wegen des Medaillons, das ich am See verloren habe, als ich den alten Bauern ins Wasser geworfen habe. Und als du heute Morgen mein kleines Geheimnis entdeckt hast, da wurde mir bewusst, dass ich etwas tun muss. Dabei sagt man doch: ‚Tote soll man ruhen lassen. Daran hättest du dich mal besser halten sollen.“
    Wieder ließ er einen Klumpen Erde neben Emma fallen. „Na ja. Aber egal. Und da ich hier sowieso etwas Neues pflanzen wollte, kann ich gleich zwei Probleme auf einmal lösen.“ Auf den Spaten gestützt schaute er sich zufrieden um. Die Tannen standen wie Soldaten regungslos vor ihm und bildeten mit den verblühten Wildrosen eine eingeschüchterte Zuschauermenge. Es war nahezu windstill. Nur die sanfte Nebeldecke war das einzige Anzeichen dafür, dass sie sich im Hier und Jetzt befanden.
    Thomas Albiez machte sich wieder an sein Werk. Bereits nach dem dritten Aushub liefen ihm die ersten Schweißperlen die Stirn hinab. Nachdem er sich mit seinem Arm die Stirn abgewischt und mehrere Schlucke aus einer Wasserflasche getrunken hatte, ging er zu Emma hinüber und beugte sich zu ihr herunter.
    Er streichelte ihr übers Haar, nahm eine Strähne und spielte mit ihr herum, ehe sich Emma angeekelt wegdrehte.
    â€žSo unselig schön. Aber bald nicht mehr. Dabei hätte aus dir vielleicht sogar eine ganz ordentliche Polizistin werden können. Doch dir wurde leider deine falsche Neugier zum Verhängnis. Schade eigentlich. Aber wer zu tief gräbt …“ Thomas Albiez zuckte mit den Schultern.
    â€žAber tröste dich, du bist nicht die Erste, der das passiert. Nur für dich tut es mir sogar fast ein wenig leid.“ Er lächelte und zwinkerte ihr
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