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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst
Autoren: Carla Norton
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Sheriffs dringt durch das anwachsende Geschrei. »Bitte warten Sie ab und lassen Sie mich ausreden.« Er blickt finster von einer Seite zur anderen, und das Publikum verstummt.
    »Im Zuge der Befreiung Tilly Cavanaughs ist ein Verdächtiger festgenommen worden«, fährt er fort, und alle Anwesenden scheinen gleichzeitig die Luft anzuhalten, während sie voller Angriffslust auf den Namen desjenigen warten, den sie verabscheuen werden.
    Der Sheriff packt die Seiten des Rednerpults. »Es handelt sich um den fünfunddreißig Jahre alten Randy Vanderholt, Hausmeister in der Three Rivers Mall, der …«
    »Hängt ihn auf!«, brüllt jemand.
    »Erschießt das perverse Schwein!«, stimmt ein anderer zu.
    Der Sheriff blickt zornig über die Menge. »Beruhigen Sie sich bitte. Die Ermittlung befindet sich noch im Anfangsstadium. Ich kann heute nur begrenzt Auskunft geben, möchte Ihnen aber gerne in Umrissen darlegen, was zur Befreiung Tilly Cavanaughs geführt hat.«
    »Ich bitte darum«, murmelt Otis Poe kaum hörbar. Er hat die Nachricht schon vor Stunden in seinem Blog gepostet. Aber nun steht die Deadline an, seine üblichen Quellen sind ausgeschöpft, und er drängt darauf, etwas Neues zu hören. Erstklassige Ermittlerarbeit. Scharfsichtige Erkenntnisse. Ein Augenzeugenbericht, vielleicht hat jemand Schreie gehört. Irgendwas Dramatisches.
    »Wird sich die Familie heute noch äußern?«, ruft ein Reporter nach vorne.
    Der Sheriff ignoriert die Frage, macht eine Geste nach rechts und sagt: »An dieser Stelle möchte ich das Mikrofon an Lieutenant Paul Stephens abtreten, der das Kommando über die Sondereinheit, die Joint Special Operations Task Force, innehat.«
    Poe rutscht auf seinem Platz ein wenig nach vorne und notiert: Lt. Stephens, JSOTF erntet Lorbeeren?
    Ein großer, dünner Mann tritt an das Pult. Sein Adamsapfel hüpft auf und ab, aber seine Stimme ist tief und wohlklingend. »Gestern Morgen bekamen wir einen telefonischen Hinweis auf ein leerstehendes Haus.«
    Poe zieht die Brauen hoch. Er hat das Haus an der Tevis Ranch Road selbst gesehen und hinter den Fenstern deutlich Mobiliar erkannt. Er drückt auf das Ende des Kugelschreibers und schreibt: Leerstehendes Haus? Eine 2. Adresse?
    »Eine Immobilienmaklerin aus der Stadt, Emily Ewing …«, Lieutenant Stephens blickt auf und nickt einer gutgekleideten, knochigen Frau zu, die den Gruß erwidert, »… stellte fest, dass das Haus über gewisse, ähm, verdächtige Details verfügte.«
    Poe beugt sich gespannt auf diese neuen Details nach vorne. »Man hatte der Maklerin gesagt, dass es einen Zugang zu einem Keller gäbe, aber sie konnte keinen entdecken. Mit Einwilligung des Besitzers wurde daher eine Wand entfernt, hinter der …«, Lieutenant Stephens blättert zur nächsten Seite um und überfliegt einige Absätze, bevor er fortfährt, »… Ermittler Hinweise auf ein mögliches Verbrechen fanden. Der Besitzer bestätigte daraufhin, dass das Haus zuvor vermietet gewesen war und erst seit kurzem zum Verkauf stünde, und nannte den Behörden die Kontaktdaten Randy Vanderholts.«
    Lieutenant Stephens räuspert sich und schaut auf. »Wir suchten den Verdächtigen auf und erfuhren im Verhör, dass er in ein gemeindefreies Gebiet gezogen war. Der Verdächtige zeigte sich kooperativ und willigte in die Durchsuchung von Haus und Grundstück ein, und in der Folge wurde Tilly Cavanaugh lebend …«, die Stimme des Lieutenants bricht, »… lebend in einem Keller unter der Garage entdeckt.«
    Der Geräuschpegel steigt an und fällt wieder ab, während Poe Zwei Adressen – Umzug mit Tilly? auf seinen Block kritzelt.
    Lieutenant Stephens spricht weiter. »Das Opfer war abgemagert, aber bei Bewusstsein und ansprechbar. Auf Nachfrage bestätigte sie, Tilly Cavanaugh zu sein.«
    Poe macht sich einen gedanklichen Vermerk, seine Kontakte im Krankenhaus zu befragen, ob sie Einzelheiten über Tillys Zustand kennen, während Sheriff Garcia sich beim Lieutenant bedankt und erneut ans Rednerpult tritt.
    Der Sheriff rückt seine Brille zurecht. »Der Verdächtige ist noch am Schauplatz verhaftet worden. Mr. Vanderholt ist über seine Rechte in Kenntnis gesetzt worden und befindet sich jetzt im neuen County-Gefängnis in Untersuchungshaft.«
    »In der Luxusherberge«, höhnt jemand.
    Der Sheriff ignoriert die Spitze gegen das empörend teure neue Gefängnis. »Die Bezirksstaatsanwaltschaft bereitet die Strafanzeige vor, und wir gehen davon aus, dass die Anklage gegen Vanderholt kurz
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