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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben
Autoren: Colin Dexter
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Kissen.
    Morse schlug kurz die Augen auf
und sah sie an.
    «Bitte sagen Sie Lewis, dass
ich ihm danke...»
    Doch das kam so leise, dass sie
es nicht recht verstehen konnte.
     
    Der Anruf erreichte Sergeant
Lewis kurz nach siebzehn Uhr.
     
     
     
     

Kapitel
76
     
    Für
was sind Hopfengärten exzellent,
    Warum,
sag, baute Burton man am Trent?
    Manch
Landherr braut in England einen Trank,
    Der
mehr beschwingt als Musen Überschwang,
    Und
Malz tut mehr, als Milton je kann preisen,
    Die
Wege Gottes für die Menschheit gutzuheißen.
    (A. E. Housman, A Shropshire Lad)
     
    Vor der Fahrt nach Heathrow
hatte Lewis um ein Gespräch mit Chief Superintendent Strange nachgesucht und
ihm eröffnet, dass er keinen Sinn darin sehe, den Fall Harrison ohne Morse
weiter zu bearbeiten. Er sei geistig, körperlich und emotional am Ende und
brauche eine Ruhepause. Strange hatte seiner Bitte entsprochen.
    «Ich werde den Fall einem Mann
übertragen, der sehr viel fähiger ist, als Sie und Morse es je waren.»
    «Ihnen, Sir?»
    «Genau.» Strange lächelte
traurig. «Nehmen Sie zwei, drei Tage Urlaub. Ab morgen. Sie könnten mit Ihrer
Frau nach Südwales fahren.»
    «Ich brauche nur Ruhe, Sir. Und
da sind noch ein, zwei Dinge, die Morse...»
    «Ein paar Telefongespräche,
nicht? Und sehen Sie sich auch seinen Kalender an und stehen Sie fest, welche
Termine...»
    «Ich glaube kaum, dass viele
Termine drinstehen.»
    «Ach nein?»
    «Und ich habe keine Ahnung, wie
er Frank Harrison angehen wollte.»
    Strange kam schwerfällig um den
Tisch herum und legte Lewis seine Pranke auf die Schulter. «Sie haben einen
Schlüssel?»
    Lewis nickte.
    «Bringen Sie Harrison umgehend
zu mir, und dann...»
    Lewis nickte wortlos und ging
schnell hinaus.
     
    Wenn Dienstfahrten mit
potenziellen Kriminellen oder im Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten
anstanden, hatten die Mitarbeiter der Kriminalpolizei strenge Anweisung, sich
nicht allein auf den Weg zu machen. Lewis war ganz froh, dass er am nächsten
Morgen einen langjährigen Kollegen an seiner Seite hatte, auch wenn dieser
Kollege Dixon hieß. Allerdings wechselten sie nur zu Beginn der Fahrt ein paar
nichts sagende Worte und legten den Rest des Weges schweigend zurück.
    Es bestand keine Gefahr, das
aus Paris zurückkehrende Paar an der Schranke der Ankunftshalle zu verfehlen.
Es war Lewis, der so zurückhaltend wie möglich den vorbereiteten Text vom Blatt
ablas: «Mr. Frank Harrison, es ist meine Pflicht als Polizeibeamter, Ihnen
mitzuteilen, dass ich befugt bin, Sie vorübergehend in Haft zu nehmen, und zwar
erstens unter dem Verdacht, am 3. August 1998 John Barron aus Lower Swinstead
ermordet zu haben, und zweitens unter dem Verdacht, am 8.Juli 1997 Ihre Frau,
Yvonne Harrison, ermordet zu haben. Es ist weiterhin meine Pflicht, Ihnen
mitzuteilen...»
    «Schon gut, Lewis. Ich weiß,
was mich erwartet. Vorher hätte ich allerdings noch zwei Bitten. Es dauert
nicht lange.»
    «Worum geht es?» Lewis hätte in
diesem Moment weder die Kraft noch den Schwung gehabt, entschlossen die
Verfolgung aufzunehmen, wenn Frank Harrison und seine Begleiterin mit einem
Satz über die Schranke gesprungen wären und die Flucht ergriffen hätten. Aber
das war auch nicht nötig.
    «Zunächst mal geht es um meinen
Wagen. Ich habe ihn...»
    «Wir kümmern uns darum, Sir.»
    «Danke. Und der zweite Punkt:
Das Einzige, was mir in Paris wirklich gefehlt hat, war ein Pint echtes Ale,
vorzugsweise in Burton-on-Trent gebraut. Die Restaurants hier sind offen,
und...»
    «Einverstanden.»
    Harrison bestellte, flankiert
von Dixon, ein Pint Bass und einen großen Gin Tonic, während Lewis an einem
Tisch in der Nähe mit Maxine Ridgway allein blieb.
    «In einem», sagte sie
energisch, «irren Sie sich gewaltig. «Ich kenne mich in Franks Leben nicht
allzu gut aus, aber zufällig war ich in der Nacht, als seine Frau ermordet
wurde, bei ihm. Wir waren zusammen in seiner Londoner Wohnung, als das Telefon
läutete und er ein Taxi nach Paddington bestellte...»
    Frank Harrison stand jetzt am
Tisch. «Wirst du denn nie lernen, den Mund zu halten?» Doch das klang nicht so
sehr wütend als resigniert, und die Lust, ihr den Gin Tonic ins Gesicht zu
schütten, war nach ein, zwei Sekunden wieder verflogen.
    Er setzte sich und trank sein
Bier.
    Das Unglück war geschehen.
     
    Als Lewis im Fond des Wagens
nach Oxford zurückfuhr, stellte er bekümmert fest, dass Morse in seiner
abschließenden Analyse des Falls Harrison völlig falsch
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