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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt
Autoren: C Westendorf
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unnahbar.
    „Das haben wir bereits getan, Herr Hinrichs“, entgegnete Weber. „Und uns ist da eine Sache aufgefallen, zu deren Aufklärung Sie möglicherweise beitragen können.“
    „Es geht um den Tod Ihrer Frau“, übernahm Anna wieder. „Sind Sie selbst eigentlich auch Patient von Herrn Dr. Mandel gewesen?“
    „Ich habe viele Jahre lang mit Hugo Golf gespielt. Leider ist er viel zu früh verstorben.“
    „Genau wie Ihre Frau.“
    „Was soll das, Frau Greve? Sie sind doch wohl kaum wegen Johanna hier.“
    „Herr Dr. Mandel scheint seine Zweifel im Hinblick auf die Todesursache Ihrer Frau gehabt zu haben“, warf Lukas Weber ein. „Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass für ihn durchaus ein Suizid, vielleicht sogar auch ein Fremdverschulden denkbar gewesen ist.“
    „Das ist doch ungeheuerlich, was Sie da sagen, junger Mann!“
    Anna entschied sich dafür, erst einmal das Thema zu wechseln.
    „Haben Sie jemals Herrn Holger Maiwald kennengelernt, Herr Hinrichs?“
    „Was ist denn das nun wieder für eine Frage?“
    „Herr Maiwald hat beim Hamburger Fußball-Club als Bodyguard gearbeitet.“
    „Solche Leute zählen für gewöhnlich nicht zu meinem Freundeskreis.“
    Nun gab sich Wilfried Hinrichs keine Mühe mehr, seine Verachtung zu verbergen.
    „Aber Sie sind doch auf dem Silvesterbankett des HFC im letzten Jahr gewesen. Das war der Abend, als Ihr Schwiegersohn das Modell des neuen Fußballstadions vorstellte.“
    „Selbstverständlich war ich dort, Alfons hat sich bei dieser Präsentation als mein würdiger Nachfolger gezeigt. Er ist ebenso geschäftstüchtig, wie ich es gewesen bin zu meiner Zeit. Trotzdem verstehe ich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll.“
    Anna hatte ihm angewidert zugehört. In dieser Familie schien es tatsächlich immer nur um Geld und Einfluss zu gehen.
    „Holger Maiwald ist ebenfalls auf diesem Fest gewesen. Er war die Kontaktperson für die Killer, die Ihre Tochter getötet haben.“
    „Dann sollten Sie ihn schleunigst verhören.“
    „Leider ist er verschwunden.“
    „Sehr bedauerlich.“
    Auch wenn sie sonst vielleicht nicht viel miteinander gemein haben mochten, gab es doch eine augenfällige Ähnlichkeit zwischen Wilfried Hinrichs und seinem Schwiegersohn. Beide waren anscheinend jederzeit in der Lage, Anna Greves Fragen zu parieren. Deshalb entschloss sie sich, noch einmal den Schritt in die Vergangenheit zu wagen.
    „Wie mein Kollege Weber eben schon andeutete, gibt es begründete Zweifel an der Richtigkeit des Totenscheins Ihrer Frau, Herr Hinrichs. Es hilft leider nichts, wir sind verpflichtet, Sie dazu zu befragen.“
    Der Alte sah sie an, als habe er soeben ein Gespenst gesehen.
    „Ich weiß zwar immer noch nicht, was das mit Ihren Ermittlungen zu tun hat, aber bitte. Johanna ist, wie schon gesagt, an ihrer Herzkrankheit verstorben, Esther war damals gerade sieben Jahre alt.“
    „Sie haben Ihre Ehe als sehr glücklich beschrieben. Aus der Krankenakte Ihrer Frau geht allerdings hervor, dass sie über einen langen Zeitraum hinweg Beruhigungsmittel und Psychopharmaka von Herrn Dr. Mandel verschrieben bekommen hat. Ist es denn vorstellbar, Herr Hinrichs, dass sich Ihre Frau das Leben genommen hat?“
    Seine nach außen zur Schau getragene Selbstsicherheit schien auf einmal wie weggeblasen zu sein. Wilfried Hinrichs sank in sich zusammen. Dabei war sein Blick über die Kommissarin hinweg aus dem Fenster hinaus in die Ferne gerichtet. Niemand sagte ein Wort. Lukas Weber spürte, dass er unruhig wurde.
    „Ich sehe mich draußen noch ein wenig um“, raunte er Anna zu. „Vielleicht finde ich jemanden, mit dem sich ein Gespräch über unseren Freund hier oder auch über Esther Lüdersen lohnen könnte. Ich glaube sowieso, es ist besser, wenn Sie hier erst einmal allein weitermachen. Falls Sie mich brauchen, ich bin in der Nähe.“
    Anna Greve nickte, dann sah sie wieder zu dem noch immer beharrlich schweigenden alten Mann hinüber. Diesmal würde Anna sein Schweigen aushalten. Sie wollte abwarten, bis er den Faden von sich aus wieder aufnahm. Mehrere Minuten vergingen in dieser Stille, die nur durch das Ticken der schweren Standuhr belebt wurde. Auf einmal richtete sich Wilfried Hinrichs auf, atmete hörbar aus und stand langsam von seinem Sessel auf. Er versuchte sogar ein Lächeln.
    „Wie nachlässig von mir, Frau Greve, ich habe Ihnen noch nicht einmal etwas angeboten.“
    Nun machte er sich an einem Buffet im hinteren Teil des
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