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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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Mann von nebenan. Dieser Mann wusste zu manipulieren.
    Nachdem Michaelis der Vorstellungspflicht nachgekommen war, gab sie das Wort an Levy.
    «Begonnen hat alles mit einer menschlichen Niere vor rund zwei Jahren», berichtete Levy. «Gefunden hatte sie ein Kanufahrer, der sein Boot zu Wasser lassen wollte. Die Niere hatte er als solche erst gar nicht erkannt, wie es jeder durchschnittliche Mensch auch nicht tun würde. Doch in diesem Fall handelte es sich um einen Medizinstudenten, kurz vor dem Physikum. Er fischte die Niere mit einem Paddel aus dem Ufergebüsch und benachrichtigte die Polizei.
    Die Kollegen riefen nach zwei Wochen das BKA zu Hilfe, als erneut ein menschliches Organ zum Vorschein kam und die bisherigen Ermittlungen nichts erbracht hatten.Dieses Mal handelte es sich um zirka zwei Meter Darm, die sich an einem Brückenpfeiler, rund zwei Kilometer flussaufwärts, verhakt hatten. Ein DN A-Vergleich zwischen den beiden Funden ergab, dass sie von zwei verschiedenen Menschen stammten. Die Identitäten konnten nicht ermittelt werden.
    Ein weiterer Fund wenige Tage danach, ein Stück Gehirnmasse, brachte die erste Spur. Die vierzehnjährige Tatjana war im selben Zeitraum von einem Fahrradausflug in das nächste Dorf nicht nach Hause zurückgekehrt.
    Ein Abgleich zwischen dem letzten Fund und einer Haarprobe von ihr war positiv. Wir ermittelten im Verwandtschafts- und Freundeskreis nach Auffälligkeiten. Ohne Ergebnis.
    Wir kamen zu dem Schluss, dass ihr unbekannter Mörder sie auf dem Fahrradweg abgepasst und verschleppt haben musste. In der Umgebung waren nach tagelangen Suchaktionen keine Hinweise auf den Ereignisort eingegangen. Auch ihr Fahrrad blieb verschwunden.
    Leider handelte sich bei Tatjana um die Tochter eines Abgeordneten des Landtages. Er wusste, an welchen Strippen er zu ziehen hatte, um uns das Leben schwer zu machen   …»
    Die Michaelis unterbrach, wohl weil Levy ihrer Meinung nach die Schuld an den fruchtlosen Ermittlungen auf jemand anderes abwälzen wollte. «Herr Levy, bleiben Sie sachlich. Fakt ist, dass unter Ihrer Leitung als Fallanalytiker des BKA die Ermittlungen nicht vorwärts kamen.»
    «Das stimmt so nicht», widersprach Levy.
    Der Unmut begann ihn zu kitzeln. Sie würde den Finger in seine Wunde legen und nicht davon ablassen, bis sie hatte, was sie wollte.
    «Nun», fuhr er fort, «die Lage wurde zunehmend kritischer, wir standen unter erheblichem Druck   …»
    «Levy!» Die Michaelis ließ keine weiteren Ausflüchte zu, oder sie wollte ihn vor allen Anwesenden provozieren, damit er schnell den ersten und somit auch letzten Fehler beging, den sie von ihm gefordert hatte.
    «Egal wie man es im Nachhinein bewertet», fuhr Levy fort, «wir kamen keinen Schritt voran, bis ein Augenzeuge uns auf die alles entscheidende Spur brachte   …»
    Levy sah in Michaelis’ Augen die Vorfreude funkeln. Sie wusste, dass jetzt der schwierige Teil des Vortrags kam.
    «Ein Spaziergänger in den Abendstunden meldete, dass sein Hund etwas aus dem Fluss gefischt hatte, was ein Autofahrer von der Brücke in den Fluss gekippt hatte. Bei dem Fund handelte es sich unter anderem um das Herz von Tatjana, wie wir später herausfinden sollten. Der Zeuge konnte den Fahrer auf die Entfernung nicht erkennen. Auch das Kennzeichen oder das Fabrikat des Autos blieben uns unbekannt. Die Beschreibung des Täters erstreckte sich laut Zeugenaussage lediglich auf die ungefähre Größe und Statur.
    Als er den Spaziergänger am Ufer entdeckte, flüchtete er in sein Fahrzeug und fuhr davon. Eine sofort eingeleitete Ringfahndung blieb erfolglos.»
    Levy verstummte, als sei er mit seinem Bericht am Ende. Doch er wusste, dass die Michaelis keine Gnade mit ihm haben würde. Noch bevor sie ihn aufforderte weiterzusprechen, gestand Levy, unter Aufbringung seiner ganzen Selbstbeherrschung, ein:
    «Was als Nächstes passierte, kann ich im Nachhinein nur noch als bedauernswerten Fehler bezeichnen. Entgegen der Meinung meiner damaligen Kollegen   …»
    «…   und der Ermittler», warf Michaelis ein.
    «…   entschloss ich mich zu einer provokativen Maßnahme, um den Täter aus seinem Versteck zu locken und ihn zu einer Handlung zu animieren, die ihn verraten würde.»
    «Sie gingen an die Presse», mutmaßte Naima.
    Levy nickte. «Wir ließen einen Artikel veröffentlichen, der behauptete, die Polizei habe einen Zeugen, der den Täter gesehen hätte und identifizieren könnte.»
    «Und was passierte?», hakte Naima
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