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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein
Autoren: Roman Rausch
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nach.
    Levy schwieg.
    Michaelis antwortete für ihn. «Der Zeuge verschwand spurlos. Und mit ihm unser Mann.»
    Fragende Ahnungslosigkeit machte sich breit. Luansi brach die Stille. «Wieso ist er verschwunden? Hatte er Angst bekommen?»
    «Zwei Tage nach Erscheinen des Artikels kehrte er von der Arbeit nicht mehr nach Hause zurück. Seitdem gilt er als vermisst.»
    Levy meinte die vorwurfsvollen Blicke der anderen auf sich zu spüren. Ja, er fühlte sich schuldig am Verschwinden und dem wahrscheinlichen Tod eines Menschen, den er dem Täter auf einem Silbertablett präsentiert hatte. Der Täter musste Levy beobachtet haben und ihm bei einer weiteren Vernehmung des Zeugen zur Schutzwohnung gefolgt sein.
    «Das heißt», sponn Falk weiter, «dass durch die Veröffentlichung der Täter aufgeschreckt wurde, den Zeugen beseitigte und weitere Morde unterließ.»
    «Im Normalfall wechseln so aufgeschreckte Täter den Wohnort», sagte Naima.
    «Das ist bei unserem Freund eingetreten», antwortete Michaelis. «Er musste tatsächlich Angst vor der Aufdeckung bekommen haben. Entweder waren wir ihm unerwartet nahe gekommen, oder er ist ängstlich von Natur aus.
    Das ist nun alles über zwei Jahre her. Doch jetzt ist er wieder aufgetaucht. Dieses Mal wird er uns nicht entkommen.»
    Ihr Ton hatte sich geändert. Nun klang das Ganze nach der zweiten Chance, die sich ihr bot.
    «Ich schlage vor, wir machen zehn Minuten Pause. Danach tragen wir alles zusammen, was wir bis jetzt über die neue Entwicklung wissen, und besprechen die nächsten Schritte.»
    Levy kam die Unterbrechung mehr als gelegen. Er stand auf und ging zur Toilette. Sein Herz pochte.
    Die Stimme in seinem Kopf klang laut und klar.
    Du bist schuld.

6
    Hinter verschlossener Kabinentür saß Levy vornübergebeugt auf dem Klodeckel. Sein Kopf ruhte auf seinen Händen.
    Die Stimme in seinem Kopf wurde schwächer.
    Wenn noch mehr Unannehmlichkeiten wie die gerade erlebte auf ihn warteten, würde er diesen Tag ohne einen Schluck nicht überstehen.
    Die Tür zum Toilettenraum wurde geöffnet. Schritte näherten sich und endeten vor einem Pissoir.
    «Nehmen Sie es ihr nicht übel», sagte eine junge Stimme jenseits der Kabinentür.
    Levy, erschreckt und erstaunt zugleich, rätselte, wer die Person sein konnte. Er zog das Revers glatt und ging hinaus zum Waschbecken. Es war der junge Alexej, der Computermann, der sich bisher noch nicht geäußert hatte.
    Levy drehte einen Hahn auf, seifte sich die Hände ein. «Wen meinen Sie?»
    «Hortensia», antwortete er.
    «Wer?»
    «Die Michaelis natürlich.»
    Alexej beendete sein Geschäft und gesellte sich zu Levy an das Waschbecken.
    Levy schmunzelte. Ja, jetzt erinnerte er sich. Die Michaelis hieß tatsächlich Hortensia mit Vornamen. Jetzt kamen auch das Gespött und die Witze wieder in sein Bewusstsein, die die Kollegen damals über sie ausschütteten. Hortensia war
not amused
. Heute würde sie es als Chefin einer Sonderkommission erst recht nicht sein. Am besten vergaß er gleich wieder ihren Vornamen.
    «Was meinen Sie mit ‹Ich solle es ihr nicht übel nehmen›?», fragte Levy.
    «Na, die Aktion von vorhin», antwortete Alexej. Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen die Mauer. «Sie ist wie ein bellender Hund, verstehen Sie?»
    «Nicht so richtig.»
    «Ich arbeite nun das dritte Mal mit ihr zusammen. Jedes Mal läuft die gleiche Show ab. Am Anfang bügelt sie jemand aus der Mannschaft glatt, um sich Respekt zu verschaffen. Danach ist sie zahm wie ein Reh.»
    «Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.»
    «Einen Freibrief hat man natürlich nicht. Sie ist knallhart in der Sache, aber letztlich doch eine Frau.»
    «Was soll das bedeuten?»
    «Dass sie ein Herz hat.»
    «Hortensia?», brach es aus Levy heraus. Jeder anderen hätte er jenes mitfühlende Organ zugetraut, nur nicht ihr.
    «Sie hat Sie sogar lobend erwähnt», fügte Alexej hinzu.
    «Das glaube ich nun wirklich nicht.»
    «Wenn ich es Ihnen sage. Sie sagte wörtlich: ‹Wir werden mit einem der besten Fallanalytiker des Landes arbeiten. Leider ist er ein unzuverlässiger Freak.› Das waren exakt ihre Worte.»
    Der Junge musste sich über ihn lustig machen, sagte sich Levy. «Märchenstunde?»
    «Okay. Das mit dem ‹besten Fallanalytiker› war gelogen.»
    «Na dann, vielen Dank.»
    Levy trocknete die Hände und war bereit zu gehen.
    «Wie kommen Sie eigentlich ins Team? Ich habe den Eindruck, dass ich hier in der
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