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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen
Autoren: Patterson James
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aus.
    Â»Ich bin Agentin Jean Matthews, das ist Agent John Thompson«, sagte die junge Frau und deutete auf einen blonden Kerl, Mitte dreißig, der einen Schokoladenriegel mampfte. »Es tut uns sehr Leid, dass wir Sie stören müssen, aber man hat uns hergeschickt, um Sie am Flughafen abzuholen. Sie sind doch Alex Cross, Sir?«, fragte sie, um sich zu vergewissern.
    Â»Ja, ich bin Alex Cross. Das ist Inspector Hughes vom SFPD. Sie können vor ihr ganz offen sprechen«, sagte ich.
    Agentin Matthews schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ich fürchte, das kann ich nicht.«
    Jamilla tätschelte meinen Arm. »Schon okay.« Sie ging und ließ mich mit den beiden Agenten zurück. Das war genau das Gegenteil von dem, was ich wollte: Ich wollte, dass die beiden weggingen – weit, weit weg.
    Â»Worum geht es denn?«, fragte ich Agentin Matthews. Ich wusste schon, dass es sich um etwas sehr Übles handeln musste, weil es bei meinem jetzigen Job ständig um derartig üble Dinge ging. FBI-Direktor Burns hatte meinen Terminplan und wusste immer, wo ich mich befand, selbst während meiner Freizeit, was eigentlich hieß, dass ich nie dienstfrei hatte.
    Â»Wie gesagt, Sir, wir haben den Auftrag, Sie abzuholen und dann sofort in ein Flugzeug nach Nevada zu setzen. Dort
gibt es einen Notfall. Eine Wohnwagensiedlung wurde bombardiert. Alles von der Landkarte ausgelöscht. Der Direktor möchte Sie am Tatort – eigentlich schon seit einer Stunde. Es ist eine grauenvolle Katastrophe.«
    Ich schüttelte den Kopf und war unglaublich enttäuscht und frustriert, als ich zu Jamilla hinüberging. Ich hatte das Gefühl, als klaffte ein Loch in meiner Brust. »In Nevada hat es einen Bombenanschlag gegeben. Sie behaupten, es sei in den Nachrichten schon gekommen. Ich muss hinfliegen«, sagte ich ihr. »Ich versuche, so schnell wie möglich zurückzukommen. Es tut mir Leid. Du hast keine Ahnung, wie Leid es mir tut.«
    Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. »Ich verstehe«, sagte sie. »Selbstverständlich verstehe ich es. Du musst fliegen. Komm zurück, wenn du kannst.«
    Ich wollte sie umarmen, aber Jamilla wich zurück. Dann winkte sie mir mit einem kleinen traurigen Lächeln zu. Ohne ein weiteres Wort ging sie fort. Ich glaube, mir wurde in diesem Moment bewusst, dass ich auch sie verloren hatte.

9
    Ich bewegte mich, aber alles war mehr als frustrierend – es war total surreal. Ich flog mit einem Privatjet von San Francisco nach Wells, Nevada, und von dort mit einem FBI-Hubschrauber in die Siedlung, die einmal Sunrise Valley gewesen war.
    Ich bemühte mich, nicht an Klein Alex zu denken, ebenso nicht an Jamilla, aber bisher ohne Erfolg. Eventuell wenn ich den Schauplatz der Bombardierung erreichte. Wenn ich mitten im Geschehen war, mitten in der Scheiße.
    An der Art, wie die örtlichen Agenten mich behandelten und einen Wirbel um mich machten, wurde mir klar, dass mein Ruf und die Tatsache, dass ich eigentlich in Washington stationiert war, alle nervös machte. Direktor Burns hatte offenbar klar gemacht, dass ich einer der Troubleshooter des FBI war, dass ich sein Troubleshooter war. Ich würde in Washington nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber das wussten die Agenten in den Außendienststellen nicht. Wie auch?
    Der Flug mit dem Hubschrauber von Wells zum Schauplatz des Bombenabwurfs dauerte nur etwa zehn Minuten. Aus der Luft sah ich überall im Sunrise Valley, das heißt dort, wo einst Sunrise Valley gestanden hatte, die flackernden Notlichter. Es hing noch Rauch in der Luft, aber von oben sah man kein Feuer mehr, wahrscheinlich weil nichts Brennbares mehr übrig war.
    Es war kurz nach acht Uhr. Was zum Teufel war hier draußen passiert? Und weshalb machte sich jemand die Mühe, ein solch vergessenes Kaff wie Sunrise Valley zu zerstören?

    Kaum war ich in den FBI-Hubschrauber geklettert, hatte man mich über alle bisherigen Erkenntnisse aufgeklärt. Leider gab es nicht zu viele Informationen. Um vier Uhr nachmittags waren die Einwohner – abgesehen von einem Mann, der erschossen wurde – von Soldaten »evakuiert« worden, die anscheinend der US-Nationalgarde angehörten. Man hatte die Leute vierzig Meilen weit bis zu einem Punkt auf halber Strecke zur nächsten größeren Stadt, Elko, gefahren. Man hatte ihren Aufenthaltsort der State Police von Nevada gemeldet. Als die Polizisten
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