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und ein Kater mit Koepfchen

und ein Kater mit Koepfchen

Titel: und ein Kater mit Koepfchen
Autoren: Usch Luhn
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Stuhlbeine anfraß. Nicht dass Linus auf die Idee käme, an unserer Tischkante zu nagen. Nein! Er hat nur einen ähnlich großen Appetit.
    „So, Kinder!“, ruft Mama mitten in meine verrückten Gedanken hinein. „Ich muss zur Arbeit, der nächste Patient wartet schon auf mich. Linus, du gehst mit Tatze am besten in Maxies Zimmer und wartest, bis ich dich rufe. Ich muss mir vorher noch Hamsterdrillinge angucken, die sich nicht leiden können, und eine Riesenschlange, die immer furchtbar traurig ist. Mal sehen, ob ich da überhaupt weiterhelfen kann. Bevor die Schlange nicht wieder weg ist, sollte sich Tatze nicht in der Praxis blicken lassen.“
    Das war ja klar. Jetzt habe mal wieder ich Linus und seinen Stubentiger am Hals. Vielen Dank, Mutter!
    Mal sehen, ob ich ihn wenigstens ein wenig wegen Lotta ausquetschen kann. Ich muss dringend herauskriegen, ob sie Jonas geküsst hat und was sie sonst so mit ihm vorhat.
    Und wenn das alles nichts bringt, na, dann muss ich mich vielleicht doch noch opfern. Aber ob ich diesen Mut tatsächlich habe – da bin ich mir nicht sicher.

Kaum haben Linus und ich es uns in meiner Dachkammer gemütlich gemacht, rollt sich Tatze auf meinem Bett zusammen und fällt in seinen berüchtigten Tiefschlaf.
    „Vielleicht schläft das Vieh einfach zu viel“, sage ich gereizt. „Er vergisst zu schnurren und zu maunzen, weil er die ganze Zeit mit Schlafen beschäftigt ist.“
    Ich male mir aus, dass ich jetzt auch das ganze Bett abziehen muss und die Kissen absaugen oder sonst was, damit nicht alles nach dem Stubentiger riecht. Sonst lässt sich Herr Schiller nie mehr bei mir blicken. Und das nur wegen eines doofen Katers, der mir gar nicht gehört und den ich nicht besonders gut leiden kann. Na ja, meistens zumindest.
    „Ist Lotta schon bei Jonas?“, frage ich. Ich würde total gerne Kassis Fernglas herausholen und einfach selbst gucken. Aber ich bin nicht sicher, ob Linus mich dann nicht verraten würde. Wenn Jonas herauskriegt, dass ich ihn die ganze Zeit mit dem Fernglas beobachte, ist alles aus.
    „Lotta ist zur gleichen Zeit losgefahren wie ich mit Mama“, sagt Linus. Er guckt aus dem Dachfenster hinüber zum Hexenhaus. „Sie muss schon da sein. Hast du kein Fernglas? Von hier aus kann man ja voll gut Leute überwachen. Ich würde nichts anderes tun.“ Er schaut mich begeistert an.
    Ha, der Junge ist ja echt durchtrieben. Eine super Gelegenheit, mich mal so richtig doof zu stellen. „Ist das wahr?“, sage ich übertrieben verwundert. „Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.“
    Wuahhhhh! Hoffentlich wächst mir bei der Schwindelei nicht gleich eine ellenlange Nase. „Stell dir vor, ich habe sogar ein Fernglas. Also, Kassia hat eines. Es muss hier irgendwo herumliegen.“ Ich ziehe erst einmal ein paar falsche Schubladen auf, obwohl ich es kaum erwarten kann, die Linse an mein Auge zu pressen.
    „Ah. Da ist es ja!“ Ich schwenke das Fernglas triumphierend durch die Luft.
    „Gib her!“ Linus reißt mir das Ding mit ungeahnter Kraft aus der Hand und guckt hindurch. „Hihihihi, wie lustig. Das ist ja voll cool. Wenn meine Schwester wüsste, dass ich das sehe, dann würde sie mich töten.“ Linus kriegt sich gar nicht mehr ein.
    „Jetzt ich!“, fordere ich und packe das Fernglas.
    „Noch eine Minute“, sträubt sich Linus. „Ehrlich, Maxie. So was hast du noch nicht gesehen. Wie im Kino!“
    Mir wird heiß und kalt. Der Kuss! Natürlich hatte Kassia Recht – wie immer. Das ist wirklich bitter. Linus betrachtet gerade einen astreinen Filmkuss zwischen Jonas und Lotta und ich stehe hier dumm herum und kann nichts dagegen tun. Vermutlich werde ich ohnehin ohnmächtig wie Schneewittchen zu Boden sinken, wenn ich den Kuss mit eigenen Augen sehe. Aber ich muss es einfach tun. Es ist wie ein Zwang, gegen den ich mich nicht wehren kann.
    „Es reicht!“, brülle ich so laut, dass sogar Tatze aufwacht und Linus verdattert das Fernglas sinken lässt.
    „Ist ja schon gut“, murmelt er friedlich.
    Mittlerweile klopft mein Herz so laut, dass es mir fast aus den Ohren springt. Ich halte die Luft an und wage endlich einen Blick.
    Ich fasse es nicht. Das hätte ich nie und nimmer für möglich gehalten. Schockiert lasse ich das Fernglas sinken.
    „Du hast Recht, Linus“, flüstere ich. „Das ist wirklich der totale Hammer. Wenn ich das jetzt nicht selbst … und von Jonas hätte ich das niemals …“
    Ich schmeiße mich ohne Rücksicht auf Tatze auf mein Bett und
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