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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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sie das Leben gerettet hat, und dann legt sie los. Sie schleudert ihren Zopf wie ein Lasso in Sebastians Richtung, dieser wickelt sich um seine Beine und – zack – hat er keinen Boden mehr unter seinen Sandalen. Er liegt keuchend im Staub und bettelt um Gnade. Na ja, und so weiter. Mal gucken, ob mir dazu auch noch irgendwann ein Rap einfällt. Der würde dann ungefähr so klingen:

    Ich fasse es nicht! Wochenlang fiel mir gar nichts ein und plötzlich gleich zwei Raps hintereinander. Paulas Gegenwart scheint mich zu beflügeln.
    „Ach, du meinst, die beiden würden aufeinander losgehen wie in Gladiatorenfilmen“, unterbricht Kassia meine Gedanken.
    Ich nicke zustimmend. Wir sind uns ausnahmsweise mal einig und strecken die Daumen hoch. Sebastian Pfeffer und unsere Mutter benehmen sich wie Krieger im alten Rom. Aufgekratzt erzähle ich meine Schaukampf-Fantasie.
    Kassia lacht sich schlapp. „Das mit dem Zopf finde ich besonders cool“, sagt sie. „Mama könnte sich ja mal die Haare lang wachsen lassen. Für alle Fälle …“
    Paula hat schweigend zugehört. Anscheinend findet sie die Vorstellung nicht so lustig wie wir. Schließlich schüttelt sie sogar heftig den Kopf und springt auf. „Also, ich weiß echt nicht, an was für einem Quatsch ihr gerade herumspinnt!“, ruft sie im Brustton der Überzeugung. „Von wegen Krieger und so. Tante Klementine und Sebastian Pfeffer sind bis über beide Ohren ineinander verknallt. Das sieht sogar ein Blinder!“

„Fragt doch einfach Jonas!“, wiederholt Paula stur. „Dem ist das bestimmt auch schon aufgefallen.“
    Sie hat mit ihrer Behauptung, dass Mama und Sebastian Pfeffer ineinander verknallt sind, höchsten Alarm bei Kassia und mir ausgelöst. Ich schäme mich fast ein wenig für meine beste Freundin. Wie kann sie so einen gequirlten Quark daherreden? Schließlich hat sie unsere Mutter ein ganzes Jahr lang nicht gesehen und die Pfeffers hat sie erst vor einigen Stunden kennengelernt.
    Ausgerechnet jetzt mischt sich Jule ein. Ich hatte sie ganz vergessen, so mucksmäuschenstill hing sie die ganze Zeit auf den Matratzen herum. Wenn sie einmal eingeschnappt ist, dann nämlich richtig.
    „Glaubst du das in echt, Paula?“, fragt sie interessiert. „Wenn Mama und Herr Pfeffer verliebt sind, dann teilen sie doch bestimmt alles miteinander, oder? Ihre Kinder, die Praxis und Sebastians Klavierflügel“, zählt sie auf. „Dann müsste Sebastian Pfeffer die halbe Praxis putzen, und ich dürfte auf dem Klavierflügel spielen, wann immer ich Lust darauf habe, weil er dann auch uns gehört. Das fände ich total cool. Aber Mama soll weiter mein Schulbrot schmieren. Das bekommt Sebastian bestimmt nicht so gut hin.“

    Mir fehlen die Worte. Meine kleine Schwester verschachert unsere Mutter an Sebastian Pfeffer, damit sie seinen Flügel kriegt. Hoffentlich hat sie mich nicht auch schon verplant.
    Jule schmeißt das Mickymausheft achtlos in die Ecke. „Kassia, wie viele Tasten hat ein Klavier?“, fragt sie mit roten Wangen.
    „Achtundachtzig“, antwortet Kassia wie aus der Pistole geschossen. „Zweiundfünfzig weiße und sechsunddreißig schwarze Tasten.“
    Sie ist wirklich ein wandelndes Superhirn, stelle ich bewundernd fest. Wie kann sie sich das alles nur so gut merken? Ich merke mir gerade mal, wann ich morgens zur Schule gehen muss.
    „Danke, Kassi“, sagt Jule eifrig. „Ich will nämlich ausrechnen, wie viele davon in Zukunft mir gehören. Maxie, willst du überhaupt Tasten abhaben? Du spielst doch gar nicht gerne Klavier. Und Kassia auch nicht. Ihr könntet mir euren Anteil überlassen, dann habe ich mehr. Dafür gebe ich euch was anders von Sebastian ab, ich weiß nur noch nicht genau, was.“
    Paula fängt schon wieder an zu kichern. „Du hast eine echte Vollmeise, Jule“, sagt sie. „Wie stellst du dir das vor? Willst du den Flügel zersägen?“
    Ich habe keine Lust, Jule auf so einen Blödsinn zu antworten, und Kassia anscheinend auch nicht. Sie schaut durch ihr Teleskop in den wolkenverhangenen Himmel, dann ist sie ohnehin nicht ansprechbar.
    Das kapiert sogar Jule. Sie nimmt sich einen Block und fängt an, die Klaviertasten aufzuzeichnen. Dabei führt sie unentwegt Selbstgespräche. Total nervig. „Die drei weißen Tasten sind für Maxie, Kassia kriegt die schwarzen Tasten darüber und die ganze Reihe ist für mich.“
    Wenn ich meine kleine Schwester Jule nicht so gut kennen würde, müsste ich wirklich fürchten, dass sie nicht mehr alle
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