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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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Chili nicht mehr blicken lässt. Er weiß wohl, dass schwere Zeiten für ihn angebrochen sind, seit wir einen unberechenbaren Hundegast im Haus haben.
    Jedenfalls: Jule macht auf schwer beleidigt. Sie pflanzt sich mit vorgeschobener Unterlippe auf Kassias Matratzenlager, schnappt sich ein zerfleddertes Mickymausheft vom Bücherregal und tut so, als wären wir alle Luft für sie.
    Paula interessiert sich neuerdings für Sternenforschung (auch wenn sich das eher auf Horoskope bezieht) und lässt sich von Kassia das Teleskop in allen Einzelheiten erklären.
    Und Daisy macht noch einmal erschöpft Wuff , bevor sie sabbernd einschläft.
    Mir ist das recht. So kann ich mich wenigstens um Herrn Schiller kümmern. Der Arme ist sei Paulas Ankunft extrem zu kurz gekommen. Herr Schiller ist mein bester Freund, seit ich ihn mit einem gebrochenen Flügel im Wald gefunden habe. Ohne Herrn Schiller, der supermusikalisch ist, wie ich bereits erzählt habe, hätten Jonas und ich uns nie angefreundet und nie den (fast) ersten Platz bei einem Bandwettbewerb gemacht.
    Normalerweise schläft Herr Schiller in meinem Zimmer. Morgens, wenn ich noch so richtig müde bin und die Augen einfach nicht aufkriege, zwickt mir diese total süße Krähe ganz sanft ins Ohrläppchen. Manchmal rappt er sogar ein paar Takte alleine vor sich hin. Ist das nicht verschärft?
    Ohne Herrn Schiller würde es mir jeden Morgen total mies gehen, denn Schule ist einfach nicht mein Ding. Sofort wenn ich die Augen aufschlage zu wissen, dass ich jetzt wieder ein paar Stunden ruhig auf meinem Po sitzen und lernen muss, setzt mir oft ganz schön zu.
    Aber wenn ich in die schwarzen Knopfaugen meiner Krähe sehe, fühle ich mich schon viel besser. Und manchmal fällt mir dann noch vor dem Frühstück ein cooler Song ein oder wenigstens der Text dazu. Da geht es mir genauso wie Sebastian Pfeffer. Ihm ist ja auch eine Melodie in den Sinn gekommen, als er Daisy angeguckt hat. Manchmal denke ich, die Texte stecken in Herrn Schillers Kopf und ich lese sie nur ab, wenn ich ihn anschaue. Total crazy, oder?
    Momentan nächtigt er allerdings bei Kassia.
    Warum? Na, ist doch klar. Hunde und Krähen in einem Zimmer – so prickelnd kommen diese Tierarten nicht miteinander aus. Daisy hat es fertiggebracht, Herrn Schiller direkt nach ihrer Ankunft eine blauschwarze Feder abzujagen. Deshalb hat Mama meine Krähe kurzerhand zu Kassia ausquartiert. Zu ihrer eigenen Sicherheit, wie sie sagt.
    „Hey, komm runter mein Süßer!“, rufe ich ihm so leise zu, dass ich Daisy nicht aufwecke. „Ich hab dich heute Nacht vermisst.“
    Herr Schiller sitzt schon, seit ich auf dem Dachboden aufgetaucht bin, auf dem höchsten Balken und beobachtet mich regungslos. Er sieht dabei ein bisschen wie der verzauberte Prinz aus einem furchtbar gruseligen Märchen aus.
    Auf einmal habe ich eine spitzenmäßige Idee: Vielleicht sollte ich ihm für unseren nächsten Auftritt einen neuen Namen geben. „Prinz von Schiller!“, murmele ich vor mich hin. Das hört sich sehr edel an.
    „Was sagst du dazu, Herr Schiller?“, frage ich ihn aufgeregt. „Begrüßen Sie unsere rappende Krähe, den einzigartigen und wunderbaren Prinzen von Schiller!“, ahme ich einen Bühnenmoderator nach.
    „Krahkrahkrah!“
    Herr Schiller segelt auf meine linke Schulter und pickt begeistert auf meinem Kopf herum. Ahhhh. Scheint ihm zu gefallen. Dann muss aber auf der Stelle auch ein neuer Song her.

    Cool! Ich bin von mir selbst überrascht.
    Ganz ehrlich – seit Jonas und ich mit Herrn Schiller bei diesem Bandwettbewerb nur den zweiten Platz gemacht haben (meistens sage ich ja fast Erster), habe ich keinen einzigen Song mehr geschrieben. Tief drinnen in meinem Herzen war ich wahrscheinlich doch enttäuscht. Auch wenn ich es niemandem gezeigt habe, nicht einmal Mama. Aber dieser Text könnte Jonas gefallen. Und vielleicht machen wir ja doch mit dem Rappen weiter, einfach aus Spaß, ohne dass wir unbedingt einen Preis gewinnen wollen.
    Plötzlich finde ich es schade, dass Jonas nicht da ist. Eigentlich möchte ich ihm meinen Rap sofort vortragen. Mich beschleicht das doofe Gefühl, dass ich vorhin vielleicht einfach ein bisschen eifersüchtig war, weil er Paula so angehimmelt hat.

    Halt! Nicht dass jetzt jemand auf die durchgeknallte Idee kommt, ich wäre in Jonas verliebt. Ich bin ja nicht von allen guten Geistern verlassen. Jonas ist Jonas und seit Kurzem mein bester Kumpel. Nicht mehr und nicht weniger.
    Und Paula ist meine
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