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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen
Autoren: Usch Luhn
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mir, quer durch den Wald. Jetzt sehen meine Turnschuhe zwar aus, als wäre ich durch einen Sumpf gewatet, und Mama wird mit mir meckern, aber ich fühle mich besser.
    Auch Herr Schiller findet Spaziergänge durch den Wald offensichtlich superschön, denn er klappert begeistert mit seinem Schnabel und stößt dabei Laute aus, die sich beinahe wie Kichern anhören. Manchmal fliegt er ein Stück von einem Ast zum anderen und wartet, bis ich hinterherkomme. Früher hatte ich Angst, dass er mir für immer davonfliegt. Aber das ist zum Glück nie passiert.
    Ich habe schon eine Weile nicht mehr darüber nachgedacht, was wäre, wenn unsere Mutter wieder heiraten würde. Irgendwie fände ich das schockierend.
    Vor einiger Zeit war der Bürgermeister in Mama verliebt, aber sie glücklicherweise nicht in ihn. Der Typ ist nämlich total nervig.
    Manchmal sind Leute so begeistert, dass Mama ihre Lieblinge wieder gesund gemacht hat, dass sie quer über die Straße rufen: „Frau Buntschuh, ich liebe Sie. Darf ich Sie küssen? Sie sind die Allerbeste!“ Aber das ist ja nicht ernst gemeint.
    Wenn unsere Mutter einen neuen Mann hätte, wo würde dieser Mensch dann überhaupt wohnen? Mamas eigenes Zimmer ist winzig und ihr Bett ist viel zu klein für zwei. Außerdem schlägt Mama beim Schlafen ziemlich um sich. Sogar mich schubst sie manchmal raus, wenn ich schlecht geträumt habe und nachts mit Sack und Pack zu ihr umgezogen bin.
    Im Wohnzimmer haben es sich in den letzten Wochen die Springmäuse gemütlich gemacht und Eleonor hat in dem uralten Schlafsofa, das dort für Gäste steht, ein Nest gebaut. Die Babys müssen jeden Moment auf die Welt kommen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Mamas neuer Mann es gut fände, neben einer ganzen Mäusefamilie einzuschlafen.
    Es bleibt also eigentlich nur noch Kassias Dachkammer. Denn Kassia teilt sich mit Jule das Zimmer, zumindest zum Schlafen. Aber diesen Ort, von dem aus man so gut den Himmel beobachten kann, würde Kassia nie und nimmer freiwillig räumen. Womöglich würde der neue Mann fettige Fingerabdrücke auf der empfindlichen Linse ihres Teleskops hinterlassen. Ich wage gar nicht daran zu denken, was dann los wäre.
    Aber mal weitergedacht: Wenn der neue Mann Sebastian Pfeffer wäre (was einfach nicht wahr sein kann), dann sollte er am allerbesten in seiner Villa drüben wohnen bleiben. So würde er uns nicht auf die Nerven gehen. Mama könnte eine Woche bei ihm und eine Woche bei uns wohnen. Und (fast) alles wäre wie immer.
    Trotzdem: Toll fände ich das nicht. Und meine Mitschüler würden garantiert lästern, weil mein Musiklehrer gleichzeitig mein Stiefvater ist. Und Jonas mein Stiefbruder. Nein danke. Das ist mir einfach zu kompliziert. Schule ist auch ohne solche Konflikte anstrengend genug.
    Herr Schiller bekommt allmählich Hunger. Das merke ich daran, dass er mir die ganze Zeit ins Ohr krächzt und an meinen Haaren zupft. Ich hätte daran denken sollen, die kleine Dose mit den Mehlwürmern einzustecken. Ich wühle in meiner Hosentasche und finde noch eine halbe Walnuss. Gierig schnappt Herr Schiller sie mir aus den Fingern.
    Ich will nicht zurück ins Haus, bevor ich nicht mit Jonas gesprochen habe. Aber die Pfefferbande lässt sich Zeit. Hoffentlich haben sie sich nicht in der Geisterbahn verirrt. Würde ich Sebastian Pfeffer direkt zutrauen. Schon alleine deshalb kann er unmöglich mein Stiefvater werden.
    Mein Papa ist sogar bei einem Sandsturm durch eine Wüste geflogen und hatte nur seinen Kompass, um die richtige Route zu finden. Sebastian Pfeffer ist manchmal so in seine Gedanken vertieft, dass er sich in seinem eigenen Haus verirrt und anstatt im Bad bei Jonas im Zimmer landet. Mitten in der Nacht! In unserer Schule hat er sich sogar mal versehentlich selbst in den Musikraum eingesperrt. Er hat dann wie wild auf der Pauke herumgedonnert und der Hausmeister hat ihn schließlich gehört und befreit.
    Das ist zwar ziemlich witzig, aber auch ziemlich doof. Jedenfalls für einen Stiefvater-Kandidaten. Und überhaupt: Eigentlich will ich gar keinen haben!
    Ich setze mich auf unseren kaputten Gartenzaun und warte. Mir ist ganz schön langweilig ohne Paula, aber ich muss die Sache mit Jonas alleine klären. Paula würde womöglich wieder nur albern kichern. Darauf habe ich echt keine Lust.
    Überrascht entdecke ich Jules Kater Chili. Er döst im Liegestuhl, der auf der Pfeffer-Veranda steht. Das gibt bestimmt so richtig Zoff. Der plötzliche Hundefreund Sebastian
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