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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin...
Autoren: Giovannino Guareschi
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Nachmittagsstunden unruhig zu werden und blieb unruhig während der ganzen Dauer des Fensterschmückens. Dann beruhigten sich die Leute. Aber es war eine scheinbare Ruhe, denn in allen Köpfen schwirrten brennende Fragen herum: «Wie würde Don Camillo es schaffen? Würde er hart bleiben und auf die Musik an der Prozession verzichten? Und das Volkshaus? Würden die im letzten Moment einlenken wie im Vorjahr? Oder würden sie heuer stur bleiben?»
    Im Vorjahr war das Volkshaus das einzige Gebäude im Dorf gewesen, das, abgesehen von den paar Minuten vor dem Eintreffen der Prozession, keinerlei Lichter an den Fenstern hatte. Vielmehr waren alle Fensterläden geschlossen, und das Haus ließ düstere Todesgedanken aufkommen.
    Als sich aber die Prozession in Bewegung setzte, öffnete sich ein Fenster im ersten Stock, und jemand hängte am Fenstersims einen Stern aus weißen, roten und grünen Glühbirnen auf.
    Sobald die Prozession vorbei war, hatte man den Stern wieder hereingeholt.
    Was würde diesmal geschehen?
    Im Dorf funktionierte der Stern-Toto, und es gab drei Möglichkeiten: «Sie hängen ihn heraus wie letztes Jahr. Sie hängen überhaupt nichts heraus. Sie hängen ihn heraus, aber mit lauter roten Lampen statt solchen in dreierlei Farben.»
    Don Camillo dachte an eine vierte Möglichkeit:
    Sie hängen ihn heraus mit roten Glühbirnen und einem Stalinbild in der Mitte, und kaum hat Don Camillo das gesehen, wird er fuchsteufelswild, weil er eine musiklose Prozession über sich ergehen lassen muß, hält an und ...
    Don Camillos Hypothese ließ die eventuellen Ereignisse, die sich aus diesem Halt ergeben konnten, außer acht. Er wußte, daß er anhalten würde, wenn die vom Volkshaus ihn provozierten. Er wußte aber nicht, was er nach diesem Halt sagen oder tun würde. Dieses Unbekannte erfüllte ihn mit ängstlicher Besorgnis.

    Der Abend brach herein, und als die Glocken läuteten, erstrahlten alle Fenster in hellem Licht.
    Alle, ausgenommen die vom Volkshaus.
    Die Prozession setzte sich in Bewegung. Die Kinder und die Frauen begannen Schau auf dein Volk zu singen.
    Aber wie trübsinnig hörte sich der Gesang an, der sich in den stillen Abendhimmel erhob. Die andern Male hatten die Trompeten Tofinis die Stimmen verstärkt, so daß sie zu einem einzigen mächtigen Klang verschmolzen. Jetzt aber waren die Stimmen nicht imstande, sich zu einer soliden Klangmauer zu formen. Es fehlte Tofinis Zement.
    Die Leute fühlten sich unbehaglich, und je mehr sich der Zug dem Volkshaus näherte, desto mehr nahm dieses Unbehagen zu. Denn es war nun offensichtlich, daß sie dieses Mal nicht einmal den Stern herausgehängt hatten.
    Schon war die Spitze der Prozession nur noch zehn Meter vom Volkshaus entfernt, und Don Camillo murmelte:
    «Herr, ob rot oder grün oder gelb, mach, daß der Stern herauskommt. Wenn nicht der Stern, dann wenigstens eine Glühbirne, denn dieses geschlossene finstere Haus erweckt in mir den beängstigenden Gedanken, einer Welt anzugehören, die außerhalb der Gnade Gottes steht. Jesus, laß hinter den Fenstern wenigstens ein Licht aufleuchten, das uns sagt, daß die göttliche Gnade jenes Haus nicht verlassen hat ... Ich weiß nicht, ob ich mich richtig ausdrücke, Jesus. Ich weiß nur, daß ich vor dieser Finsternis Angst habe.»
    Die Spitze der Prozession passierte die Tür des Volkshauses. Es waren keine Lebenszeichen festzustellen.
    Nun gab es keine Hoffnung mehr, und die Prozession zog langsam weiter. Gerade war man im Begriff, das Bild der Madonna an dem dunklen Haus vorbeizutragen, und man konnte nicht erwarten, daß jetzt noch ein Wunder geschah.
    Und in der Tat, es geschah kein Wunder.
    Es geschah ganz einfach, daß alle Fenster sich auftaten und die Nacht mit einer Lichterflut überschwemmten. Im selben Augenblick wurden vom Sportplatz des Volkshauses aus ganze Bündel von Raketen abgefeuert, die hoch im Himmel explodierten. Und im gleichen Augenblick setzten die vier Dorfkapellen von Torricella , Gaggiolo , Rocchetta und Tofini , die versteckt im Hof gewartet hatten, mit den Klängen von Schau auf dein Volk ein.
    Die Raketenbündel jagten einander in schnellem Rhythmus, und der Himmel glich einem richtigen Farbfilm. Die Augen der Leute verloren sich im Himmel, in ihren Ohren dröhnte das Blech der Instrumente und der laute Knall der Raketen, so daß sie überhaupt nichts mehr verstanden.
    Der erste, der sich wieder fing, war Don Camillo. Und als er sich gefangen hatte, stellte er mit
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